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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S.6
Vorwort des Verfassers


Ein Städtlein klein, mit alten Wällen,
Darin der Gärten Kranz sich sonnt,
Dann Wiesen, draus die Bächlein quellen,
Dann Felder, wo die Ähren schwellen,
Und rings der Wald am Horizont.
Osw. Baer.

Seit längerer Zeit hatte ich - selbst ein Kind des Lübener
Kreises - das hie und da verstreute Material zur Geschichte
unserer Stadt zusammengetragen, als die evangelisch-kirchlichen
Körperschaften anläßlich der Jubelfeier der evangelischen Stadt-
pfarrkirche im Jahre 1907 die Herausgabe einer Festschrift
beschlossen und mich mit ihrer Abfassung beauftragten. Die Arbeit
ist über den Rahmen einer Festschrift hinausgewachsen; sicher
nicht zum Schaden der Sache. So war es möglich, den vor-
handenen Stoff besser auszunützen, als es der beschränkte Umfang
eines Jubelbüchleins zugelassen hätte.
Die Quellen für die Geschichte der Stadt Lüben fließen im
Vergleich zu andern schlesischen Städten verhältnismäßig spärlich.
Zweimal ist das städtische Archiv der Vernichtung anheimgefallen,
im Dreißigjährigen und im Siebenjährigen Kriege; das zweite
Mal, bei dem großen Brande 1757, so gründlich, daß von den
Akten der älteren Zeit so gut wie nichts übrig geblieben ist. So
mußte das Meiste aus auswärtigen Archiven und Bibliotheken
zusammengetragen werden. Mehr oder minder reiche Ausbeute
lieferten das Königliche Staatsarchiv in Breslau, die Königliche
und Universitätsbibliothek und die Stadtbibliothek daselbst, das
dortige fürstbischöfliche Diözesan-Archiv und das Liegnitzer Stadt-
archiv. Den Leitern der genannten Institute, sowie allen andern
Herren, die mit Rat und Tat meine Arbeit freundlich gefördert
haben, spreche ich auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten
Dank aus.
Möge das Werk der Lübener Bürgerschaft, die von jeher auf
ihre Stadt stolz gewesen ist und sich ein starkes Heimatgefühl
bewahrt hat, eine willkommmene Gabe sein!
Lüben, im Juli 1914.
Klose, Pastor.
Vorwort des Herausgebers


Über zehn Jahre lang hat mein Vater Konrad Klose - geb.
1. Mai 1866 im Pfarrhaus zu Oberau bei Lüben, Schüler
des Kgl. Gymnasiums Johanneum (Ritterakademie) zu Liegnitz,
Student in Breslau und Halle, seit dem 1. Juli 1891 Pastor in
Lüben, gest. am 7. Februar 1924 - an dem vorliegenden Werk
gearbeitet. Die Zeit der Erholung, welche ihm seine reiche, weit
über die Lübener Umgebung ausgedehnte geistliche Wirksamkeit
ließ, widmete er dem Studium schlesischer Geschichte. Viele
Arbeiten, zumeist in den "Mitteilungen des Geschichts- und
Altertumsvereins für die Stadt und das Fürstentum Liegnitz"
und im "Korrespondenzblatt des Vereins für Geschichte der
evangelischen Kirche Schlesiens" veröffentlicht, legen von seinem
stillen, frohen Schaffen im Dienste der Heimatwissenschaft Zeug-
nis ab. - Schon im Sommer 1914 war seine größte Arbeit,
die "Beiträge zu Geschichte der Stadt Lüben", fertiggestellt. Der
Ausbruch des Krieges lenkte unser aller Blicke auf das
gewaltige Geschehen der großen Gegenwart. Nach dem Leben
und Treiben unserer Stadt im Lauf vergangener Jahrhunderte
fragte niemand zu einer Zeit, wo Hunderte Lübener Söhne für
die Heimat ihr Leben einsetzten; und es lag nicht in der Art
meines Vaters, sich hervorzudrängen. So unterblieb der Druck
für eine bessere Zeit. Der Verfasser aber konnte sich aus mancherlei
Gründen nicht entschließen, das Ergehen der Stadt in den Jahren
des Weltkrieges zu schildern. Was noch zu heiß ist, läßt sich
schlecht anfassen. Darum ist die Lübener Geschichte, abgesehen
von einzelnen notwendigen Ergänzungen und erwünschten Nach-
trägen (vergl. Kapitel XVII, 3), mit dem Juli 1914 abgeschlossen
geblieben. - Die bessere Zeit ist nicht gekommen. Ob die Zukunft
sie bringt, ist noch verborgen. Jetzt aber, da mancher gelernt hat,
nach den guten und schweren Tagen in der Vergangenheit zurück-
zuschauen, darf die Heimatgeschichte ihren Dienst tun, die Gegen-
wart zu beleuchten, damit wir erkennen, was jetzt not tut.
Dem Verfasser war es nicht vergönnt, das Erscheinen seiner
Lebensarbeit zu sehen. Sein Tod ließ den Wunsch rege werden,