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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 10/11
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Aussetzung Lübens zu deutschem Rechte, d. h. die Entstehung der
Stadt als deutsches Gemeinwesen, nicht vor dem Mongoleneinfall
datiert werden.
Allerdings bestanden in der näheren und weiteren Um-
gebung der Stadt schon in uralter Zeit menschliche Ansiedlungen.
An sie erinnern die vorgeschichtlichen Begräbnisplätze bei Brau-
chitschdorf, Lerchenborn und Nieder-Petschkendorf, die zu den
bedeutendsten in Schlesien gehören, sowie vereinzelte Funde bei
Kniegnitz, Klaptau, Groß- und Kleinkrichen, Koslitz, Schwarzau,
Lindhardt, Rinnersdorf, Talbendorf und Pilgramsdorf. Sie
gehören größtenteils der Hallstädter Periode an, welche um den
Beginn unserer Zeitrechnung angesetzt wird. Als sich nach den
Umwälzungen der Völkerwanderung slawische Stämme in
Schlesien niederließen, wurden jedenfalls die verlassenen Wohn-
plätze der Vorbesitzer in erster Linie besetzt, da es den Slawen
nicht bloß an Werkzeugen, sondern auch an Ausdauer zur Rodung
der Wälder und Urbarmachung der Oedländereien fehlte.
Wir besitzen eine Urkunde, welche die slawische Besiedlung
des Lübener Weichbildes und der angrenzenden Gebiete erkennen
läßt, die Konfirmation der Besitzungen des Klosters Trebnitz durch
Papst Clemens IV. d. d. Viterbo 19.3.1267.3) Nach dieser Urkunde
stand dem Kloster der Zehnte aus folgenden Ortschaften des Lübe-
ner und Steinauer Gebietes zu: Stinavia (Steinau), Sedlce
(Zedlitz), Cnegninice (Kniegnitz), Malnici (Mallmitz), Chrechim
(Krichen), Comorovo (unsicher), Osek (Ossig), Svarci (Schwarzau),
Rasova (Reichen), Scrisovo (Kreischau), Rasona (Ransen), Costret
(unsicher), Gisino (Geißendorf), Preiessino (Preichau?), Mezireche
(Merschwitz), Clopotovo (Klaptau), Crechins (unsicher), Lubin
(Altstadt), Chrostnik (Brauchitschdorf), Osek (unsicher), Milocadici
(Mühlrädlitz), Gogolevici (Gugelwitz), Micosevici (Muckendorf),
Scladovici (Ziebendorf), Villa albi (Talbendorf). Hier handelt
es sich ersichtlich um slawische Siedelungen: deutsche Namen fehlen
gänzlich. Als die päpstliche Bestätigung eintraf, war freilich die
Germanisierung in vollem Gange.
Die meisten Ortschaften sind, wenn auch nicht immer ganz
zuverlässig, zu rekogniszieren; nur bei einzelnen sind wir auf
Vermutungen angewiesen. Jedenfalls ergibt sich aber die Tatsache
mit Bestimmtheit, daß im Osten des jetzigen Lübener Kreises in
slawischer Zeit eine Anzahl Dörfer bestanden hat, die freilich den
nachmaligen deutschen Dörfern nicht annähernd gleichkommen.
An der westlichen Peripherie dieses Ringes slawischer Siede-
lungen lag am Zusammenflusse des aus der Oberauer Gemar-
kung kommenden Kalten Bachs mit den Mallmitzer und Krichener
Dorfbächen auf einer geringen, von Teichen und Sümpfen ge-

3 Schles. reg. Nr. 1257

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Unsere Stadt Lüben A. D. 1715