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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 60/61
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discher Entstehung. An der Bauausführung bemerkt man Zeichen
der alten Bauhütten (Rosenkreuzer) und Portale im maurischen
Geschmack. Die Länge der Kirche beträgt 144 Fuß, die verschiedene
Breite zwischen 90 und 100, die äußere Höhe bis zum First 93,
die innere Höhe bis zur Wölbung 52 Fuß. Das Hauptschiff hat
auf der nördlichen Seite 5, auf der westlichen 2 Hauptpfeiler,
welche in Verbindung mit den starken Sakristeimauern die mit
den kühnsten gotischen Bogen sich künstlich durchschneidende,
gewölbte Decke tragen. Der Kirchturm, durch einen 8 Fuß hohen
und 16 Fuß breiten Bogen mit der Kirche verbunden, steht ohne
Vorsprung in der Stadtmauer, wahrscheinlich gleichzeitig zu Ver-
teidigungszwecken erbaut. Seine quadratischen Seiten haben
28 Fuß Länge, das Mauerwerk 118, das Dach 36, der ganze Turm
154 Fuß Höhe. Die untere Stärke seiner Mauer ist 8 Fuß. Er
trägt 3 Glocken". - Wesentlich anders lautet das Urteil von
Lutsch232): "Das unansehnliche, mehrfach durch Anbauten ver-
unstaltete Bauwerk entstand wohl im XV. und im Anfange des
XVI. Jahrhunderts. Es besteht aus einem dreischiffigen als
Hallenkirche gestalteten Langhause von 3 Jochen Länge und höher
gezogenem Mittelschiffe und einem ebenfalls dreijochigen Chore.
Auf der Nordseite des Chores ist ein Seitenschiff, auf der Süd-
seite die Sakristei angebaut. Die ganze Kirche ist gewölbt; doch>
sind die Gewölbe nicht organisch an die Grundform angeschlossen;
so sind die flachen, breiten Wandvorlagen des Chores unbenutzt,
stumpf abgeschnitten. Das Chor ist mit vierkappigen, seine Neben-
bauten mit dreikappigen Kreuzgewölben, das Langhaus-Mittel-
schiff mit einfachen Sterngewölben überdeckt, sämtlich auf Rippen,
die meist doppelt gekehlt sind. Die Schlußsteine des Chors sind
mit dem schlesischen Adler, mit Hausmarken und Rosetten geziert,
die Kragsteine zur Aufnahme der Rippen zum Teil mit flach ge-
haltenem, flau gezeichnetem Blattwerk."
Von den zahlreichen Altären, welche die Kirche besaß, sind
noch vier vorhanden. Im folgenden seien die urkundlich erwähn-
ten Altäre mit dem, was über sie an merkenswerten Daten über-
liefert worden ist, zusammengestellt:
1. Altar der hl. 3 Könige, Johannes Bapt., Joh. Evang., ge-
stiftet von den Lübener Priestern Nicolaus Sculteti und Johann
Goebel durch Legierung von 15 Mark jährlicher Zinsen. Diese
Stiftung wird am 3.1.1406 vom Landesherrn konfirmiert233). -
Für den gleichen Altar wurden 1533/34 eine weitere Mark Jahres-
zins von drei Lübener Bürgern letztwillig vermacht234). Altar-
herr war 1406 Johann Göbil.

232 a.a.O. S. 191 ff.
233 Rep. 3 L.B.W. 781.
234 Consignation der Lübener Pfarr-Urkunden Rep. 28 O.A.
Lüben I Seite 13 Nr. 12.
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2. Altar der Jungfrau Maria, der hl. Anna, Martha, Mar-
gareta, des hl. Bartholomäus und Andreas. Zinsverschreibungen
für den Altar vom 1.6.1408235) und 25.8.1501236). Altarherr
war 1408 Hermann Grorog, 1501 Georg Geißler.
3. Altar des Leidens Christi, der Jungfrau Maria, Petri,
Pauli, Joh. Evang., Bartholomäus, Margarete, Agnes, gestiftet
durch letztwilliges Vermächtnis des Vorstehers der Pfarrkirche
Wolfram Wolst, landesherrlich bestätigt 1.6.1401, bischöflich
17.4.1411237). - Figuren des Petrus und Paulus sind noch vor-
handen, doch ist es fraglich, ob sie auf einem Altar gestanden
haben.
4. Altar zu Ehren der Jungfrau Maria, des hl. Andreas und
Nikolaus; er wurde durch letztwilliges Vermächtnis der Agnes
Maysinne in Lüben gestiftet. Die landesherrliche Konfirmation
erfolgte 18.10.1413238). Der Altar wurde auf bischöfliche Weisung
vom 28.10.1413239) durch die Breslauer Domherren, den Schola-
stikus Nicolaus Borwitz und den Kantor Nicoloaus Pflüger ein-
gerichtet. Durch Zinsverschreibung von 1 Mark wurde am 7.12.
1468 ein Seelgerät für Jorge Cromer an diesem Altar ge-
stiftet240). - Katharina Schellendorf aus Damiansdorf (Dans-
dorf, Kreis Striegau) stiftete durch Legierung von 14 Mark Zins,
haftend auf ihrem Hause und Garten zwischen Sedilmacher
und Nikolaus Mertin auf dem Roßmarkte vor Lüben,
ein zweites Ministerium an dem Nikolausaltar zu Ehren der
Maria, Katharina und des hl. Valentin. Die bischöfliche Bestäti-
gung der Stiftung erfolgte am 5.1.1461241). Dabei wurde als
Altarherr des zweiten Dienstes der Kleriker Johannes Buzwoy
investiert, während das Patronat von dem Bruder der Stifterin
Sigismund Buzwoy erhielt. Es waren drei Messen zu lesen pro
defunctis de tempore, de beata Virgine mit Einlegung der Kollek-
ten vom hl. Valentin und der hl. Katharina. Altarherr war 1461
Johannes Buzwoy, 1468 bacc. Laurentius Senfreiber.
5. Altar der Jungfrau Maria, des Apostels Matthäus, der
hl. Katharina, Johannes Ev. Anscheinend wurde er durch letzt-
williges Vermächtnis des Heinrich Debitsch von Gläsersdorf ge-
stiftet; die landesherrliche Konfirmatione erfolgte 13.5.1426242),
die bischöfliche 23.6.1426243). Vermutlich galt diesem Altar eine

235 L.B.W. 784.
236 Ebenda 834.
237 Ebenda 785.
238 Ebenda 787.
239 Ebenda 788.
240 Rep. 3 L.B.W. Nr. 802.
241 Diözesan-Archiv Inkorporationsbuch des Bischofs Jodocus II b2.
242 Rep. 3 L.B.W. 13.5.1426.
243 Ebenda 791 23.6.1426.