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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 64/65
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dioec. Der erste Altarist war der Diöszesankleriker Laurentius
Opitz. Das Patronat übte der Pfarrer zu Gunsten des Kaplans
aus, der die Krankenbesuche hatte. Es waren zwei Messen zu
lesen: "pro defunctis" und "de beata virgine"261).
12. Fronleichnams-Altar, gestiftet 23.2.1484 von den Älte-
sten und Jüngsten des Braugewerks unter Zustimmung des
Pfarrers mit 14 ½ Mark Zins262). Das Patronat blieb dem
Gewerk vorbehalten. Auf dem Altar war das Sakrament des
Leichnams Christi alle Mittwoch zur Verehrung auszustellen,
danach war es in Prozession in der Kirche herumzutragen. Ein
zweites Ministerium war 1514 an dem Altar vorhanden263) und
wurde 1517 durch Zuwendung von 10 Mark und 3 Vierdung
Zins durch den Altaristen Jakob Bischoff und anderer Wohltäter,
die den Zins um 97 ungarische Gulden und 28 Mark gekauft, auf-
gebessert264). Dafür hatte der Altarist eine Messe mehr zu lesen
als Requiem pro benefactoribus. Als Altarist amtierte 1484-1494
Michael Fideler265), 1514-1520 Jakob Bischoff266).
13. Altar zu Ehren der Jungfrau Maria, Barbara und
Agnes, gestiftet 1395 durch Zuwendung von 8 Mark Zins seitens
Pastors und Presbyters Petrus und des Bürgers Petzko Knosse
in Lüben267). Alle 3 Wochen waren 2 Messen pro benefactoribus
zu lesen. Am 23.11.1424 erhielt der Altar eine weitere Zuwen-
dung von 2 Mark Zins268), und 1490 erhielt er durch letztwilliges
Vermächtnis des Matthias Walter, Bürgers in Lüben, 13 ½ Mark
Zins269). Später machte der Meißener Diözesanpriester Nicolaus
Goldschmidt Ansprüche auf das Patronat des Altars und beabsich-
tigte, es dem Rat zu übertragen. Da er sich aber über seine Be-
rechtigung nicht ausweisen konnte, zog de Bischof die Vergebung
des Altars an sich. Auf inständiges Bitten der Ratmänner über-
ließ er ihnen jedoch am 12.6.1518 das Patronat270). Ein zweites
Ministerium wurde an dem Altar durch Nikolaus Arnold gestiftet,

261 Diözesan-Archiv Inkorporationsbuch des Bischofs Rudolph II
(II b 3). Konfirmationsurkunde vom 2.1.1469.
262 Rep. 3 L.B.W. 810.
263 Ebenda 843 Zinsverschreibung vom 3.9.1514.
264 Ebenda 848 8.8.1517. Inkorporationsbuch des Bischofs Thurzo;
Diözesan-Archiv II b 4.
265 Rep. 3 L.B.W. 824, Urkunde vom 3.10.1494.
266 Ebenda 853 Urkunde vom 10.2.1520 und 854 Urkunde vom
24.2.1520: Jakob Bischof Seelwärter der † Magister Hieronimus Bayer,
weiland Predigers in Lüben. Bei dem Anniversar sollen Schulmeister
und Kantor gleiche Bezüge für Absingen der Antiphone ‚haec est dies'
erhalten.
267 Consignation der Pfarrurkunden in O.A. Lüben I S. 6 Nr. 19,
genauere Datierung fehlt.
268 Ebenda S. 7 Nr. 25.
269 Ebenda S. 9 Nr. 32.
270 Diözesan-Archiv II b 4, Inkorporationsbuch des Bischofs Thurzo
und Urkunden der Stadt Lüben Nr. 36
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worüber die bischöfliche Konfirmation am 3.11.1490 erging271).
Das Patronat übte zunächst seine Frau Dorothea, später anschei-
nend seine Kinder: Christoph Arnold, Barbara, die Frau des
Peter Wilschynne, Hedwig, die Frau des Gregor Neumann, und
Margarete, die Frau des Paul Sand, aus272). Als Altarist des
zweiten Ministeriums fungierte 1490 Gregor Kuchler, Pfarrer zu
Polkwitz, der noch 1499273) nachweisbar ist, 1511 Lic. Johann
Kytell, Domherr zu Breslau274), der 1520 verstorben ist, und in
Matthias Olschläger einen Nachfolger erhält275), auch dieser starb
bald; sein Nachfolger Andreas Arnold verzichtete auf das Mini-
sterium und erhielt am 13.5.1521 in Michael Dithmann einen
Nachfolger276). Das erste Ministerium versah 1424 Nikolaus
Micheler.
14. Altar zu Ehren der hl. Anna und des Leidens Christi
in der Anna- oder Bäcker-Kapelle, zunächst der jetzigen großen
Halle. Stephan Wesener, Pfarrer in Petschkendorf, stiftete einen
jährlichen Zins von 10 Mark zur Errichtung und Begabung eines
Altars in der neuen Kapelle für den Leidensgarten Jesu in der
Pfarrkirche. Die Bäckerinnung erhielt das Patronat; der Stifter
wurde bei der bischöflichen Bestätigung am 27.4.1493 als Altarist
investiert277). Wöchentlich waren zwei Messen zu lesen. Als
Altaristen werden genannt: 1493 Stephan Wesener, 1516 † Mar-
tin Fieweg und dessen Nachfolger Matthias Olschläger278).
15. Altar zu Ehren der hl. Dorothea zunächst dem Ziborium.
Er war bereits 1499 vorhanden279). Vermutlich wurde er 1523
durch den jetzigen Tuchmacheraltar ersetzt, dessen Mittelfeld die
Schnitzfiguren der hl. Dorothea, Maria mit dem Kinde und des
hl. Severus in ¾ Lebensgröße zeigt; auf den Innenseiten der
Flügel befinden sich die geschnitzten Figuren der hl. Margarete
und Barbara; die Predella (Sockelgemälde) stellt eine Episode
aus dem Leben des hl. Sebastians dar. Auf der Außenseite des
rechten Flügels steht die Jahreszahl 1523. Die erneuerte Schere
des Bischofs Severus trägt die Jahreszahl 1625. Als Altarist
ist von 1499-1517 Peter Schmidt nachweisbar280).
16. Altar de Maria und Katharina; von der Liebfrauen-
Bruderschaft errichtet und patronisiert. Ein Stiftungsbrief ist
nicht vorhanden. Ein zweites Ministerium wurde 1519 errichtet

271 Rep. 3. L.B.W. 818.
272 Ebenda 855. 17.11.1520.
273 Ebenda 830. 10.5.1499.
274 Ebenda 842. 3.12.1511.
275 Ebenda 855. 17.11.1520.
276 Ebenda 859. 13.5.1521.
277 Ebenda 820.
278 Stephan Wesener noch 5.9.1494 Nr. 822; 19.9.1494 Nr. 823.
Matthias Olschläger: 3.9.1516 Nr. 845.
279 Rep. 3 L.B.W. 831 7.6.1499.
280 Ebenda 849. 17.10.1517.