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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 104/105
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seinerzeit Herzog Friedrich geliehen, und um Bezahlung von 31 fl.
für Tücher, die sie nach Liegnitz hatten schicken müssen393). Kein
Wunder, daß sie nach den gemachten Erfahrungen sehr zähe in der
Hergabe von Geldmitteln blieben. Sie wehrten sich sehr entschieden
gegen die Zumutung, den abgebrannten Goldbergern Bauholz
aus der Stadtheide, "die wohl einen großen Namen hatt", zu geben
"zumal sie schon eine merkliche Summe Holzes zum Tyrgarten
in Lygnitz hatten geben müssen"394). Indes hatten sich die Weich-
bildstädte vereinigt, "weil die armen Leute zu Goldberg so hart
geengstigt vnd selber ihnen nit rathen könden, das man an
f. G. (fürstliche Gnaden) irenthalben schreyben vnd bei i. f. G.
vorbiten solte"395). Anscheinend vergeblich petitionierten396) die
Stadtväter am 2. Februar 1557 bei dem Regenten Herzog Georg
um Herausgabe der Geschütze, die Herzog Friedrich ihnen 1550
abgefordert hatte, "da in der stadt nicht eyn eynig stückleyn
geschütz vorhanden sey".
Eine schwere Feuersbrunst legte im Jahre 1555 etwa 140
Häuser der Stadt in Asche397), und 1558 brach die Pest aus und
forderte so viele Opfer, daß ein neuer Friedhof vor dem Steinauer
Tore angelegt werden mußte398). In demselben Jahre machte die
Regelung der fürstlichen Schulden der Verpfändung eines erheb-
lichen Teils des Liegnitzer Fürstentums notwendig. Georg von
Brieg hatte bedeutende Summen vorgestreckt, für die er Sicherheit
verlangte. Am 5. Juli 1558 kamen die Kommissare Friedrichs
und Georgs nach Lüben, um unter Leitung des Oberlandeshaupt-
manns Bischofs Balthasar von Promnitz eine Verständigung bezgl.
der Schuldentilgung herbeizuführen. Georgs Forderung belief
sich auf 52 000 fl. Dafür wurden ihm Lüben, Goldberg und die
Gröditzburg verpfändet399). Noch ehe der Pfandvertrag perfekt
geworden war, versuchte der Sohn Friedrichs, der nachmalige
Heinrich XI., der Anfang März nach Wien geflohen war und sich
während des Sommers in Brieg aufhielt, bei dem Lübener
Rat eine Anleihe für seine Reisen zu machen. Die Ratmanne
erklärten aber400), die Stadt wäre "dermassen erschöppft vnnd in
Schulden gekommen", daß man unmöglich dem Prinzen zu willen
sein könne. "Jedoch damitt e. f. g. vnser trewes gehorsames hertz
spürin vnd in gnaden vermerken mögen, so übersenden wir armen

393 Rep. 28 O.A. Lüben V.
394 Goldberg war am 17.7.1554 abgebrannt. In demselben Jahre
erfolgte der Protest des Lübener Rats, O.A. Lüben V.
395 Liegnitzer Stadtarchiv Missiven VI 74. Die Eingabe an den
Herzog wurde am 25.7.1554 beschlossen, aber vom Hauptmann inhibiert,
weil der Herzog sich bereits erboten habe, der Stadt zu helfen.
396 Rep. 28 O.A. Lüben X.
397 Knie.
398 Ebenda.
399 Thebesius III 117 1.
400 Liegnitzer Stadtarchiv, Missiv. VI 4.7.1558.
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e. f. g. hiermitt zu eyner kleynin wenigin vnd geringin verehrunge
zehen ungar. fl., dy wir, das weiß gott, anderswo erburgett".
Die Pfandherrschaft Georgs dauerte bis 1563, nachdem vorher
langwierige Verhandlungen über die Ablösung des Pfandschillings
gepflogen worden waren401). Infolge der Schwierigkeit, das
nötige Geld aufzutreiben, gerieten sie immer wieder ins Stocken.
Georg erklärte sich schließlich bereit402), das Lübener Weichbild
nach Erlegung von 18 000 fl. ungarisch herauszugeben, wenn sich
Heinrich verpflichtete, für die im Goldberger Amte gemachten
Aufwendungen auf Bauten und Reparaturen bei der späteren
Ablösung des Goldberger Pfandschillings entsprechende Entschädi-
gung zu leisten. Heinrich stellte am 2. Januar 1563 dem Brieger
Herzog in Aussicht, daß die Geldlegung am 18. Januar in Breslau
erfolgen werde und bat, einen Boten zum Empfang der
Summe dorthin zu senden. Indes berichteten Georgs Bevoll-
mächtigte Georg Lassotha und Bartel Neumann am 20. Januar
ihrem Herrn, daß man an dem genannten Termin noch nicht zum
Abschluß gelangt sei, weil das Geld nicht habe stimmen wollen;
man habe statt der 18 000 Gulden 28 000 rtl. zu 36 Groschen
geboten. Sie könnten von der Annahme dieses Angebots nur
abraten, da es zum Schaden sein würde. Jedoch wurde noch im
Laufe des Jahres eine Einigung erzielt, denn Heinrich bestätigte
1563 die Lübener Privilegien403).
Leider trat der neue Landesherr in die Fußstapfen des
Vaters. In wenigen Jahren brachte er durch seine grenzenlose
Verschwendung sein Fürstentum fast bis zum finanziellen
Ruin404). Lüben erlebte unter seiner Regierung eine Pestepidemie
in den Jahren 1567/68. Den Liegnitzer Bürgern wurde jeder
Verkehr mit der Nachbarstadt verboten405). Eine weitere 1571/72

401 Unter Pfandschilling wird die Summe der landesherrlichen
Liegenschaften und Gerechtsame, soweit sie verpfändet sind, verstanden.
Ueber die Verhandlungen cf. Staatsarchiv Akta der Kanzleien der Herzöge
Johann Georg und Joachim Friedrich betreffend Lübener Pfandschaft.
Rep. 28 I 22 b, dazu 5 Briefe: 1) 4.7.1562 Brief Friedrichs IV. an
Georg betr. "etzlicher Briefe" auf dem Lübener Schloß.- 2) 16.10.1562
Brief Franz von Rechenbergs an Georg, in dem ersterer um Weisung
für seine Verhandlungen mit Herzog Heinrich bittet. - 3) 19.10.1562
Georg Lassotha v. Steblau rät Herzog Georg ab, durch Rechenberg zu
verhandeln und schlägt direkte Verhandlungen vor. - 4) 23.10.1562
(darauf ist oben Bezug genommen). - 5) 20.1.1563 (darauf ist oben
Bezug genommen). - Rep. 28 O.A. Lüben X. 10.11.1562 schreibt
Herzog Heinrich an Georg und erklärt seine Bereitwilligkeit, Zahlung
zu leisten. - 2.1.1563 dankt Heinrich dem Herzog Georg für das über-
sandte Wildpret und für G.s Bereitwilligkeit, die Zahlungsfrist zu ver-
längern. Er hofft, am 18.1.1563 die Zahlung leisten zu können.
402 23.10.1562.
403 Notiz bei Joachim von Baudis' Beschreibung des Fürstentums
Liegnitz, Breslauer Stadtbibliothek 2712.
404 Oesterley, Denkwürdigkeiten des H. von Schweinichen, Bresl. 1878.
Am 17.4.1576 berechnete man H's Schulden auf 1/2 Million rtl.
405 Thebesius III 152 2.