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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 230/231
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Lüben an, wo sie über 8 Wochen verweilen sollte. Inzwischen er-
folgte die endgültige Verteilung, die am 15. Juni in Kraft trat:
8. Division: Leschwitz - Parchwitz mit Front gegen die Katzbach;
9. Division: Goldberg - Haynau; 10. Division: Liegnitz - Schön-
born; 11. Division: Steinau; 39. Division: Lüben; Kavallerie:
bei Raudten und Umgegend; Artillerie: bei Kotzenau. Einzelne
Verschiebungen fanden im Laufe des Waffenstillstandes statt.
Die 39. Division, zu der Lüben in engere Beziehungen
trat642), bestand aus Rheinbundtruppen und stand unter dem
Kommando des général de division Graf Marchand. Der Divi-
sionsstab setzte sich aus folgenden Offizieren zusammen: Adjutant-
Kommandant Oberst Richard; Oberstleutnant St. Michel; Kapi-
tain d'Arlet; Lieutenant Quitte; Kommandant des Hauptquartiers
Premierlieutenant von Cloßmann. Zur Division gehörte die groß-
herzoglich hessische Brigade unter Generalmajor Prinz Emil von
Hessen. Seinen Stab bildeten: Major von Weichs, Chefkapitän
Lyncker, Rittmeister von Uttrodt, Premierlieutenant Graf Erbach,
sich aus drei Regimentern zusammen: Leibregiment (Oberst von
Gall), Leibfüsilierregiment (Oberst von Schönberg), Leibgarde-
regiment (Oberstlieutenant von Steinberg); die hessische Halb-
batterie unter Kapitän Müller. - Die großherzoglich badische
Brigade stand unter dem Befehl des Generalmajor Freiherrn von
Stockhorn; zugeteilt war später noch Generalmajor Brückner.
Zum Brigadestab gehörten: Premierlieutenant Stern, Kapitän von
Blittersdorf, Premierlieutenant Guignard, Stabsauditor Müller,
Regimentsarzt Haller, Kriegskommissar Koch. Die Brigade be-
stand aus den Regimentern: Linien-Infanterie-Regiment von
Stockhorn Nr. 1 (Oberst Frhr. von Brandt), Linien-Infanterie-
Regiment "Großherzog" Nr. 3 (Oberstlieutenant von Reischach).
Die zugeteilte Batterie stand unter Premierlieutenant Fäßler. Das
badische Dragoner-Regiment von Freystedt Nr. 1 lag vorüber-
gehend mit den 10. französischen Husaren im Lager bei Mlitsch.
Die Division bezog zunächst Kantonnements, in denen sie bis
zur Vollendung des Lagers verblieb. In dieser Zeit trafen auch
die detachiert gewesenen Truppenteile bei der Hauptmacht ein,
so bei den Hessen das Gardefüsilierbataillon, das in Haynau

642 Zum Folgenden vergl. außer den bisherigen Quellen: a) Groß-
herzogl. General-Landesarchiv, Handschrift 1632. VI Regimentsgeschichte
Nr. 692. Beiträge zur Geschichte des Großherzogl. Badischen 1. Linien-
Infanterie-Regiments. b) Ebenda, Journal des Generalmajors von
Stockhorn. c) v. Barsewich, Geschichte des Großherzogl. Badischen Leib-
Grenadier-Regiments, Karlsruhe 1893. d) W. Bigge, Geschichte des
Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm I. (2. Großherzogl. Hessisches)
Nr. 116. e) Geschichte des 1. Großherzogl. Hessischen Infanterie-(Leib-
garde-)Regiments Nr. 115, bearbeitet von Fritz Beck. f) Erinnerungen
aus dem Feldzuge 1813 in Schlesien von M. C. J. Kösterus, groß-
herzoglich hessischen Oberfinanzkammer-Kalkulators in Darmstadt.
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zurückgeblieben war, bei den Badensern 8 Kompagnien vom
Infanterie-Regiment Frhr. von Stockhorn, die in Glogau einge-
schlossen gewesen und durch das Vordringen der kaiserlichen
Truppen entsetzt worden waren. Sie wurden in Glogau durch
das Infanterie-Bataillon Fürst Primas von Frankfurt ersetzt, das
bisher im Verbande der 39. Division gestanden hatte643).Die
Hessen feierten am 14. Juni den Geburtstag ihres Großherzogs
durch eine Parade vor dem Prinzen Emil, wobei, wie der Prinz
dem Landesherrn meldete, "die Bataillons durch fröhliches Vivat-
rufen die Glückwünsche für Ew. Königl. Hoheit darbrachten. Nach
eingenommenem Frühstück, das ich mit dem ganzen Korps auf
dem Revueplatze einnahm, marschierten die Bataillons in ihre
Kantonnements". Im übrigen wurden die Truppen kräftig
gedrillt; von früh 5-8 Uhr wurde exerziert, und jeden Tag vier-
mal Appell gehalten. Ihr Eifer wurde neu angespornt durch
30 Kreuze der Ehrenlegion, die am 19. Juni für die Hessen aus
dem kaiserlichen Hauptquartiere eintrafen. Sie wurden am 22.
Juni gleichzeitig mit den vom Großherzog verliehenen Ludwigs-
orden feierlich vor der Front ausgeteilt. Gleichzeitig wurde eine
Order vom Großherzog bekannt gegeben, in der er dem hessischen
Kontingent seine Zufriedenheit über dessen Verhalten bei Groß-
Görschen aussprach. Die Badenser erhielten erst später ihre
Dekorationen.
Über die Stärke der bei Lüben lagernden Truppen schwanken
die Angaben. Am 1. Juni zählte die Division644): 11 Bataillone,
72 Offiziere, 2028 Mann, 50 Reit- und 49 Zugpferde; am 15.
August644): 9 Bataillone, 138 Offiziere, 5608 Mann, 83 Reit- und
99 Zugpferde; 9 Schwadronen Kavallerie mit 53 Offizieren, 1500
Mann, 1651 Reit- und 18 Zugpferde, und 8 Geschütze. Indes
dürfte während des Waffenstillstands die Stärke der Fußtruppen
größer gewesen sein. Frhr. von Stockhorn gibt am 17. Juli 1813
für seine Brigade folgenden Präsenzstand an645): Infanterie-
Regiment Großherzog Nr. 3 1633 Mann 22 Pferde, Infanterie-
Regiment von Stockhorn Nr. 1 1581 Mann 29 Pferde, Artillerie
1/2 Batterie 69 Mann 4 Pferde, Train 59 Mann 104 Pferde,
Generalstab 9 Mann 13 Pferde, Dragoner-Regiment v. Freystedt
529 Mann 498 Pferde. Da die hessische Brigade ein Infanterie-
Regiment mehr zählte, wird man sie auf mindestens 4000 Mann

643 Am 26.6. waren die Regimentszimmerleute von Glogau nach
Lüben gesandt worden, am 27.6. erfolgte der Abmarsch der acht Kom-
pagnien unter Oberst von Brandt; sie wurden in Lüben (4), in Alt-
stadt (2), in Mallmitz (1) und in Talbendorf (1) einquartiert. Ein
Detachement von 150 Mann und 4 Offizieren unter Kapitän Pfnor
blieb in Glogau zurück, bis das Frankfurter Bataillon dort angelangt
war. Am 29.6. war das Regiment in Lüben vollzählig konzentriert.
Das hessische Füsilierbataillon erhielt in Oberau Quartier.
644 Fabry a. a. O.
645 Journal des Freiherrn von Stockhorn.