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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 362/363
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Höhe, den Degen überm Kopf, herunterstürzen, als vor uns der
König hielt und mit seiner sonoren, mächtigen Stimme "Halt!
Richt euch!" kommandierte. Unser Chef wie die Offiziere kom-
mandierten laut nach, die Züge sahen den König, hörten sein
Kommandowort, und, als ob ein unerwarteter Blitz vor uns
niedergefahren wäre, standen wir gleich einer eisernen Mauer vor
dem König. Der übrige Teil des Regiments setzte seine Attacke
fort. Der König war sehr freundlich und lobte Oberst von
Franckenberg laut: "Seht er, mein lieber Franckenberg, so ist's
recht, so will ich's haben; nichts, garnichts muß einem unerwartet
sein. Man muß sich immer zu helfen wissen. Laß er die beiden
Züge wieder ans Regiment anschließen!" Der König hob den
Hut, winkte freundlich und ritt weiter. Wir hatten da wonnige
Gefühl eines durch schüchterne Liebe berauschten Jünglings, wenn
ihm zum ersten Male unerwartet sein Mädchen ihr leises Ja
zulispelt."
Die Regimenter rückten nach der Besichtigung in die Um-
gegend von Breslau ab, wo die Generalrevue stattfand, bei der
manche bei der Spezialrevue erlittene Scharte ausgewetzt werden
konnte.
So wurde fleißig exerziert und geübt, aber Gelegenheit, das
Manöverfeld mit dem Schlachtfeld zu vertauschen, bot sich selten.
Der bayrische Erbfolgekrieg, welcher 1778 ausbrach, verdiente
kaum den Namen eines Krieges. Er brachte den Lübener Drago-
nern allerdings einen schweren Verlust; ihr Chef, Generalleutnant
von Krockow, starb nach kurzem Krankenlager am 7. September
in Landeshut. Das Regiment erhielt Prinz Friedrich von Würt-
temberg
, der 1781 in russische Dienste trat. Ihm folgte General-
major Johann Christoph von Mahlen, der am 11. November 1789
starb und durch Generalmajor von Schmettau ersetzt wurde.
Kaum hatte Schmettau das Regiment übernommen, da befahl
der König die Mobilmachung der Armee, um in dem Kriege,
den Rußland und Österreich gegen die Türkei führte, den Schieds-
richter zu spielen. "Am 26. Mai 1790" - so meldet das Militär-
kirchenbuch - "marschierte das hiesige Dragoner-Regiment fort,
nachdem der Herr Feldprediger die Abschiedspredigt gehalten".
Der Reichenbacher Vertrag im Juli 1790 sicherte indes den Frie-
den. Zwei Jahre später begann der erste Koalitionskrieg gegen
Frankreich, der erst durch den Baseler Frieden am 5. April 1795
für Preußen ein Ende nahm. Auch die Lübener Dragoner waren
an dem ruhm- und ergebnislosen Feldzuge beteiligt. Als sie im
Hochsommer nach ihrer Garnison zurückkehrten, widmeten die
Schöppen, Ältesten, Geschworenen und die gesamte Bürgerschaft
dem Generalmajor von Schmettau am 23. Juli 1795 ein schwung-
volles Begrüßungskarmen776):

776 Ein gedrucktes Exemplar befindet sich im Besitze der Herrenzeche.
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"Seht! mit Ruhme bekränzt, kehren zurück die tapferen Krieger!
Auf! zu entzückender Freude! auf! zum frohesten Jubelgesang!
Seht! mit ihnen kommt der tapfere Führer preußischer Sieger!
Nun in das wartende Vaterland mit inniger Liebe zurück!
Freude, entzückende Freude! sende uns wonnige Tage,
Ferne des eilenden Lebens schmerzende, drückende Plage!

Seht mit Wonne beglückt, liebende Kinder, zärtliche Freunde,
Flößen den Kommenden Freude und belebendes Feuer ins Herz!
Ach, nun schwindet dahin klagender Jammer! - Rollende Tränen
Wandeln sich plötzlich in Freude und in lachenden, wonnigen Scherz!
Auch uns belebet, ihr Helden, innige freudige Wonne!
Da Euch umstralt noch des Lebens leuchtende stralende Sonne!

Komm nun, tapferer Held, zärtlicher Vater liebender Kinder,
Schützender, erhabener Gönner, komm nun in die Dich liebende Stadt!
Blumen streuen Dir froh blühende Töchter, freudige Kinder!
Blicke mit gnädiger Huld auf alle Deine Verehrer herab!
Sei uns stets mächtiger Schutz mit Deienn so tapfern Kriegern;
Liebe und ehrender Ruhm muß folgen den rühmlichen Siegern!

Lange lebe, o Held! Lange lebet, Ihr, tapferen Streiter!
Schützet mit mächtiger Rechte unsers Königs erhabenen Thron!
Schützt mit blitzendem Schwerdt lachende Fluren, blühende Städte!
Glänzender Ruhm wird Euch folgen und einst herrlicher, ewiger Lohn.
Ruhet jetzt von des Krieges drückender heisser Beschwerde,
Freut Euch in zärtlichen Armen der allernährenden Erde!

Der in tobender Schlacht blitzende Schwerdter, mörderische Feinde
Von Dir, Held! fernte, der Gott, der Dich beschützte im flammenden Feuer
Wird im ruhigen und labenden Frieden Leben und Freunde,
Zärtliche Kinder Dir fernerhin erhalten und stets Dich erfreuen!
Feurige Wünsche für Dich und Deine so muthigen Krieger,
Steigen zur gütigen Gottheit, herrlich zu belohnen die Sieger!

Schmettau überlebte diesen Triumph nicht lange; er starb
am 31. Mai 1797 in Liegnitz. Ihm folgte Generalmajor, seit
21. Mai 1798 Generalleutnant, von Prittwitz, der bereits im 67.
Lebensjahr stand und 49 Dienstjahre zählte. Ein alter Lübener,
Kanzleirat P. Gringmuth, dessen Vater Kämmerer in Lüben war,
schildert den General folgendermaßen777): "Er war ein alter
steifer Herr, der sich schon im Siebenjährigen Kriege hervorgetan
hatte und im hohen Alter noch durch seinen wissenschaftlichen
Eifer und seine Studien im Ansehen stand. Um das Jahr 1800
feierte er sein Dienstjubiläum, wozu zwei vollständig bediente
Geschütze von Glogau herüberkamen. Im Württembergischen
Garten gab es abends eine große Illumination. Für das große
Festmahl fand sich anfänglich kein Redner; endlich entschloß sich

777 Lübener Stadtblatt 1879.