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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 368/369
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nehmen. Sie garnisonierten bisher in Paderborn, Neuhaus,
Lippstadt. Anfang Oktober kamen sie in den neuen Garnison-
orten an: 1. Schwadron in Haynau, 2. Schwadron und Stab in
Lüben, 3. Schwadron in Beuthen, 4. Schwadron in Polkwitz. Bald
wurden die Kürassiere heimisch, zumal das Regiment seine Rekru-
ten aus Schlesien erhielt. Einen Fortschritt für den Garnison-
dienst bedeutete der Erwerb des Exerzierplatzes; 1837 wurde
der kleine Exerzierplatz im Umfange von 33 Morgen vom Mili-
tärfiskus für 80 rtl. gepachtet. Still gingen die Jahre dahin, bis
das Jahr 1848 kam, und wieder der Aufstand in Posen empor-
loderte. Die Kürassiere rückten in das Insurrektionsgebiet ab.
Die 3. Schwadron nahm an dem unglücklichen Gefechte bei Milos-
law teil. Ein falsches Kehrtsignal unterbrach eine glänzende
Attacke; die Schwadron, die viele kaum ausgebildete Rekruten
und junge Remonten zählte, drehte um, der Schwadronschef
stürzte, und in wilder Unordnung ging es auf die eigenen Trup-
pen zurück, die sämtlich mitgerissen wurden. - Wohl kehrte das
Regiment in seine Standorte zurück, aber nicht für lange; im
Frühjahr 1849 wurde es zur Teilnahme am badischen Feldzuge
kommandiert und erhielt nach dessen Beendigung Garnison in
Münster und Hamm. Am 11. Mai 1849 verließ die 2. Schwadron
die Stadt.
An die Stelle der Kürassiere trat das Tochterregiment, die
4. Dragoner784). Anfang März 1815 hatten die 4. Kürassiere, ehe
sie zur Blücherschen Armee traten, eine Schwadron zur Bildung
eines Dragoner-Regiments abgegeben, das am 7. März 1815 als
Dragoner-Regiment Nr. 7 (Rheinisches) gebildet wurde und bei
Ligny die Feuertaufe empfing. Das neue Dragoner-Regiment
wurde 1819 nach Deutz verlegt und erhielt die Bezeichnung Nr. 4.
Bis zum Jahre 1848 blieb es im Rheinland, dann mußte es an
der Dämpfung der badischen Unruhen mitwirken, und als es
zurückgekehrt war, wurde es dem V. Armeekorps zugeteilt. Mit
schwerem Herzen verließen die Dragoner im November 1849 den
schönen Rhein mit seinen Bergen und Burgen, um nach dem reiz-
losen niederschlesischen Flachlande zu ziehen. Inzwischen berieten
die Lübener Stadtverordneten (1. Dezember) über den Empfang
der neuen Garnison und wählten hierfür eine Kommission, zu der
die Mitglieder Richter, Metzdorf, Schwabe, Bäsler, Scholz und
Müller gehörten. An 60-70 rtl. wurden für die Empfangsfeier-
lichkeiten bewilligt, die sich mit Rücksicht auf die Jahreszeit auf
ein Festmahl für die Offiziere und die Spitzen der Behörden und
auf die gastliche Bewirtung der Unteroffiziere und Mannschaften
beschränken mußten. In gehobener Stimmung befand sich die
4. Schwadron, die mit dem Stab nach Lüben kam, am Tage des

784 "Geschichte des 1. Schlesischen Dragoner-Regiments Nr. 4" von
Hans von Krosigk 1872/73.
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Einzugs - 14. Dezember - nicht; durchfroren, mürrisch, unzu-
frieden war man an dem eisig-kalten Wintertage angelangt. Aber
es dauerte nicht lange, da merkte man, daß es sich in dem "kleinen
Neste" leben ließ, und es bildete sich je länger je mehr ein freund-
licher Verkehr mit der Lübener Bürgerschaft heraus. Im
Jahre 1850 erhielt das Regiment statt der bisherigen weißen -
rote Abzeichen und im Jahre 1858 gelbe mit gelben Knöpfen,
letztere wurden später durch weiße ersetzt. Die Mobilmachung
1859 brachte dem Regiment die 5. Schwadron, die allerdings 1860
zur Neuformation des 8. Dragoner-Regiments abgegeben werden
mußte, aber doch sofort wieder formiert wurde. Die Stadtverord-
neten erklärten sich am 25.8.1860 zu ihrer Aufnahme bereit.
Allerdings stellte es sich bald heraus, daß das Militärlazarett für
die stärker gewordene Garnison nicht ausreichte; gelegentlich
mußte das städtische Krankenhaus mit benützt werden.
Sein 50jähriges Jubiläum konnte das Regiment am 7. März
1865 begehen. Die demokratische Mehrheit der Stadtverord-
neten-Versammlung lehnte zuerst jede finanzielle Beteiligung
an der Feier ab, schließlich wurden aber doch 100 rtl. bewilligt.
Das Fest verlief glänzend; viele alte Herren waren erschienen,
der frühere, kommandierende General des V. Armeekorps, Graf
Waldersee, seit dem Krönungstage 1861 Chef des Regiments, und
der Korpskommandeur General von Steinmetz waren anwesend.
Von der friedlichen Feier ging es bald zum Waffentanze. Am
6. Mai 1866 war für das V. Korps der erste Mobilmachungstag,
am 19. Mai war die Mobilmachung zu Ende, am 20. Mai gings
frohgemut "zum Städtle hinaus". Vom 31. Mai bis 11. Juni
war das Regiment bei Liebau - Schönberg konzentriert, um die
Grenzpässe zu sichern, am 12. Juni wurde es nach Neisse gezogen,
da sich die österreichische Armee bei Olmütz sammelte, am 22. Juni
ward der Einmarsch der I. und II. Armee in Böhmen befohlen,
wo der Feind die Entscheidung suchte, und in der Morgenfrühe
des 27. Juni überschritt die Avantgarde, zu der auch die Lübener
Dragoner gehörten, die Grenze bei Nachod. Aber schon war der
Feind im Anmarsch. Die Dragoner kamen zuerst ins Gefecht und
hatten längere Zeit in scharfem Geschütz- und Gewehrfeuer aus-
zuhalten. Prinzadmiral Adalbert lobte die Truppe mit dem
ehrenden Zeugnis: "Dragoner, ich werde mich bemühen, so ruhig
im Feuer zu stehen, wie Ihr!". Die 2. Schwadron hatte Gelegen-
heit, die Attacke der 8. Dragoner und 1. Ulanen gegen die
Kavallerie-Brigade Prinz Salms mitzureiten. Die Verluste des
Regiments waren schwer; 2 Mann waren gefallen, 6 Offiziere
verwundet, einer von ihnen, Major von Rieben, erlag in Reinerz
am 27. Juli seinen Wunden; 30 Mann waren ebenfalls blessiert;
einer von ihnen starb am 28. Juli. Bei Skalitz - 28. Juni - trat
das Regiment wenig in Tätigkeit, bei Schweinschädel - 29. Juni
- verlor es einen Toten, 5 Verwundete, bei Königsgrätz bildete