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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 488/489
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Schwenckfelder. Nachdem er aber große Händel mit dem Rath
und vielen von der Bürgerschaft gehabt, ohnerachtet er in seinen
besten Jahren war, ward er durch einen schnellen Tod unversehens
hingerissen 1551".

3. M. Thomas Lindner stammte aus Bunzlau und
studierte in Tübingen und Wittenberg (immatrik. W. S. 1535).
Hier befreundete er sich mit dem späteren Professor der Poesie
Georg Ämilius. Von der Hochschule kam er als Pastor nach
Gengenbach in Baden. Dort hatte er um der Lauterkeit des
Evangeliums willen, das er predigte, viel zu leiden. Zuletzt wurde
er vertrieben und kehrte nach Schlesien zurück. Er erhielt 1548
die Pfarrstelle mit dem Dekanat in Goldberg, wirkte von Ostern
1551 ab kurze Zeit als Hofprediger in Liegnitz und kam dann
als Pastor und Dekan nach Lüben. Hier herrschte große
Teuerung902). Lindner stundete den Landleuten die Entrichtung
des Dezems bis zum folgenden Jahre, wo das Getreide kaum den
dritten Teil des Preises von 1551 hatte. Es wurden ihm dafür
viel Lobeserhebungen gemacht. Am 5. Februar 1552 wurde er
während der Predigt vom Schlage getroffen und starb. Pauli
nennt ihn einen "gelehrten und gesittigten Mann".

4. Nicolaus Grenewitz903) aus Sagan stammend und
dort 1483 geboren, trat er als Jüngling in das dortige Augustiner-
kloster, bezog 1513/14 die Universität Frankfurt, war 1524 Prior
und wurde in demselben Jahre Prediger an der Pfarrkirche in
Sprottau, wo er sich alsbald der Lehre Luthers anschloß. Vom
Landeshauptmann 1528 vertrieben, ging er nach Wittenberg, wo
er 1528 immatrikuliert wurde, 2 Jahre studierte und Domprediger
war. Im Jahre 1530 folgte er einem Rufe nach Lauban, mußte
aber 1538 sein Amt niederlegen, weil er sich verheiratet hatte.
Nikolaus von Üchtritz berief ihn nach Steinkirche. Ende 1544
kehrte er nach Sprottau zurück, ging aber aufs neue - Ende 1548
oder Anfang 1549 - freiwillig in die Verbannung und wandte
sich nach Sorau. Von dort wurde er 1551 nochmals nach Sprottau
zurückgerufen, blieb hier aber nur ein Jahr. Um Pfingsten 1552
siedelte er als Pastor und Dekan nach Lüben über. Altersschwäche
und Kränklichkeit hinderten hier sein Wirken. Er starb am
13. April, dem Ostersonnabende, 1560 im Alter von 77 Jahren.

5. M. Franciskus Rosentritt904), nach Ehrhardt

902 Das Folgende nach Pauli a. a. O.
903 Ueber Grenewitz: Dr. E. v. Wiese, Beiträge zur Geschichte der
ev. Gemeinde und Kirche in Sprottau 1897; Clemens Baier, Geschichte
der Stadtpfarrkirche in Sprottau 1904; Matuszkiewicz, Geschichte der
Stadt Sprottau 1908; Söhnel, Zur Kirchengeschichte des Fürstentums
Glogau; im Korrespondenzblatt Bd. XIII, 1.
904 Ueber Rosentritt cf. Kapitel IV und meine Aufsätze im Korre-
spondenzblatt X 1, "M. Franziskus Rosentritt" und "Schwenckfeld und
die Schwenckfelder in Lüben" XI, 2.
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aus Ohlau gebürtig, nach dem Wittenberger Ordinationskatalog
aus Brieg stammend, war er vielleicht der Sohn des Franz Rosen-
tritt aus Namslau, der 1542-1552 Hofprediger in Brieg war
und von dort entlassen wurde. Am 28. Juli 1553 wurde der
junge Franziskus in Wittenberg immatrikuliert. Enge Freund-
schaft verband ihn mit Abraham Buchholzer; beide folgten den
Vorlesungen Melanchthons mit jugendlicher Begeisterung. An
die gemeinsam verlebte Studienzeit erinnerte am 10. März 1579
der damalige Pastor in Freystadt Buchholzer den Jugendfreund,
der inzwischen Pastor in Polnisch-Lissa geworden war905). Am
4. August 1558 wurde Rosentritt Magister, am 21. August emp-
fing er die Ordination für Lüben. Über seine dortige Wirksam-
keit ist im IV. Kapitel berichtet. Er verließ Lüben am 9. Dezember
1570, um nach Polnisch-Lissa überzusiedeln, wo er an der Ge-
meinde der böhmischen Brüder einen neuen Wirkungskreis fand.
Hier starb er 1598. Von seinen Familienverhältnissen ist wenig
bekannt. Er war verheiratet mit Katharina Geise. In Lüben
wurden ihm 7 Kinder geboren: Katharina, get. 31.7.60; Maria,
get. 4.3.62; Abraham, get. 7.10.64, † 19.8.65; Israel get.
25.12.65; David, get. 12.8.67; Elias, get. 7.9.68, früh gestor-
ben; Elias (alter hoc nomine), get. 28.9.1570. - David wird am
16.5.85; Israel am 22.9.86 in Wittenberg immatrikuliert.

6. M. Stephan Bockshammer906) aus Annaberg im
Meißenschen, wo er 1498 geboren war. Sein Vater M. Kaspar
Bockshammer soll mit Luther aus dem Kloster gegangen und
erster evgl. Prediger in Annaberg geworden sein. Stephan
studierte und magistrierte in Wittenberg, kam 1560 als Pastor
nach Lobendau und Anfang Dezember 1571 nach Lüben. Hier
erlebte er die große Pestepidemie, welche 1571/72 1400 Menschen
hinwegraffte. Er kehrte im Mai 1573 nach Lobendau zurück, da
er die in Aussicht gestellte Gehaltsaufbesserung nicht erhielt. Im
Jahre 1578 wurde er Dekan in Haynau, wo er am 17. Dezember
1602 im 73. Lebens- und 50. Amtsjahre starb. Bockshammer war
einer der heftigsten Gegner des Superintendenten Krenzheim
und nannte ihn auf dem Priesterkonvent am 20. September 1582
ins Gesicht einen Abtrünnigen, der es mit den Reformierten halte.
Von seinen beiden Söhnen wurde der ältere, Stephan, Pastor in
Wilkau, der jüngere, Nikolaus, Pastor in Lüben und Prausnitz.
Von Bockshammer: Elegia de afflictissimo a. 1588 rerum statu,
Görlitz 1588.

905 Der Brief befindet sich in der Breslauer Stadtbibliothek Hs.
R. 402 Nr. 284.
906 Nach Ehrhardt Presbyt. und Kluge, Schlesische Jubelpriester 1763.
Seine Immatrikulation und Promotion in Wittenberg ist nicht nach-
weisbar. - Die Elegia ist in der Breslauer Stadtbibliothek vorhanden.
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