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| Meine Biographie 
 Ich war ein junges frohes Blut,
 man hieß mich Schalk und Übermut!
 Zu tollen Streichen stets bereit -
 mitunter kam ich auch in Streit.
 
 Ich wurde im Berufe Maler,
 verdiente viele blanke Taler.
 Geld saß mir locker in der Tasche
 in lust'gem Kreis bei Glas und Flasche.
 
 Mein Geist, der wurde immer lichter,
 man nannte mich den Malerdichter.
 Gab's wo ein Fest, war ich dabei
 oft gar bei einer Rauferei.
 
 Als Wanderbursche frank und frei
 sah Land und Leut' ich mancherlei.
 Ich schlief im Graben wie im Bette,
 verschmähte keine Lagerstätte.
 
 Ich kannte weder Not noch Sorgen
 und lebte froh von heut auf morgen.
 Der Freiheit hatt' ich mich verschworen,
 ich glaub, ich war dazu geboren.
 
 Drum mied ich allen Zwang und Enge,
 verhaßt war mir jedwede Strenge.
 Und jedem Zaun und jedem Hügel
 entfloh ich mit beschwingtem Flügel.
 
 So lebte ich von Jahr zu Jahr
 als lust'ger Maler immerdar.
 In manchem Ort und manchem Städtchen
 ließ ich zurück ein liebes Mädchen.
 
 Und was ich hatt' als Hab und Gut?
 Humor - und mein gesundes Blut!
 In meines Lebens buntem Lauf
 sucht' ich so manche Werkstatt auf.
 
 Die Farbe war mein ein und alles,
 zu jeder Zeit war ich im Dalles.
 Schlief ohne Hemd und ohne Hose
 auch im Asyl für Obdachlose.
 
 Ich wußte, daß die Leute schimpften
 und über mich die Nase rümpften.
 Doch wer mich zu bekehren dachte,
 gab's wieder auf, denn ich verlachte
 die ganzen Besserungsversuche;
 er ging dann fort mit einem Fluche.
 
 Dann ließ man endlich mich in Ruh,
 macht' ärgerlich die Türe zu
 und prophezeite mir Verderben,
 wollt' ich ihm gar das Fell vergerben.
 | Dann bin ich ruhiger geworden,
 und zog vom Süden in den Norden,
 vertauschte meine Abenteuer
 mit eines eig'nen Herdes Feuer.
 
 Wurd' Meister in dem Städtchen Lüben,
 bin vier Jahrzehnte dort geblieben!
 Genoß den Alkohol in Maßen,
 ging züchtig ehrbar durch die Straßen.
 
 Und übt' bei meiner Malerei
 noch aus die edle Jägerei.
 Man gab mir manches Ehrenamt,
 zum Obermeister mich ernannt.
 
 Das Schiedsamt wurd mir übertragen,
 zum Ärger in den alten Tagen.
 Doch über allen diesen Dreck
 bracht' mein Humor mich immer weg!
 
 Und nun als müder Zeitgenosse
 steh ich jetzt auf derselben Sprosse
 wie andre auf der Lebensleiter
 und komme auch wie sie nicht weiter.
 
 Doch will es einer einmal wagen,
 nach reiner Wahrheit mich zu fragen,
 ob mir in meines Lebens Spiel
 die Wanderzeit so gut gefiel?
 
 Dann wird mein Lachen nur erklingen,
 denn ich hab Mitleid mit dem Tropf,
 der nie probierte seine Schwingen
 und glücklich ist bei vollem Topf.
 
 Hat man die Jugendzeit genossen,
 dann läßt Humor und frischer Sinn
 im Alter einen unverdrossen,
 in mir steckt's jedenfalls so drin.
 
 Und meine Kunst gibt mir die Kräfte,
 nach Schaffen steht mein ganzer Sinn,
 dann strömen neue Lebenssäfte
 durch meinen alten Korpus hin.
 
 Ich laß dem Spießer seine Sorgen,
 verzagt hab ich im Leben nie,
 ich leb auch jetzt von heut auf morgen,
 und dies ist meine Biographie! (1963)
 
 Dem Gedenken meiner Heimat
 
 In Lüben lag mein trautes Heim,
 ich fühlt' es lieblich wehen,
 daß hier mir eine Heimat war
 und nimmer sollt' ich gehen.
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 Hier war einst eine Herzogsburg
 am Bleicherdamm gelegen,
 die krönte ein Piastenschloß
 mit Kirchlein, Park und Wegen.
 
 Einst lagen blaue Reiter dort
 in unsrem lieben Städtchen,
 die waren überall beliebt,
 zumal bei jungen Mädchen.
 
 Gemütlich war's im "Grünen Baum"
 beim stillen Abendschoppen,
 wo Liebich Reinhold sorgte stets
 für einen gutes Troppen.
 
 Auch Altstadt war uns sehr beliebt,
 das will ich nicht vergessen,
 wo wir so manches liebe Mal
 bei Urban Max gesessen.
 
 Durch Promenaden führt der Weg
 nach stillen Parkverstecken,
 wo abends nach des Tages Last,
 sich Liebespärchen necken.
 
 Mein Lüben hat im Schlesierland
 stets guten Ruf besessen,
 Doch Kaffee Neumann darf man auch
 hierbei nicht ganz vergessen,
 
 Und wieder dann ein ander Mal
 zog ich mit treuen Freunden
 in unserm stillen Wiesental
 durch Wald und Landgemeinden.
 
 So lebte ich von Jahr zu Jahr,
 hatt' Freund und Bekannte,
 die jetzt nicht mehr vorhanden sind
 im lieben Heimatlande.
 
 Drei Viertel unsrer schönen Stadt
 liegt heut in Schutt und Trümmer,
 dies Bild mich nicht verlassen hat,
 ich seh' es vor mir immer.
 
 Doch hoffnungsvoll geh' ich den Weg,
 den Glanzpunkt noch zu schauen,
 um einmal noch im Freundeshaus
 zu fühlen recht Vertrauen.
 
 Daß wir uns einstmals wiedersehn,
 die Hoffnung darf nicht schwinden,
 wir werden dieses große Leid
 doch einmal überwinden. (1953)
 
 Arthur Konitzki, Malermeister i.R.
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 Diese Zeichnung zum Mannschießfest 1914, die als Postkarte in Umlauf war, ist von Arthur Konitzki, siehe Namenszug rechts unten. 
 Eine Jagdgeschichte von Arthur Konitzki (1964)Es ist einige Jahrzehnte her, es begab sich in Nieder- bzw. Mittel-Gläsersdorf. Unser Jagdrevier war das Gelände des Rittergutes des Herrn von Naumer, der kein Jäger war und uns den Abschuß übergab. Wir waren ein jagdliches Trio, Bernhard N., Willy W. und meine Wenigkeit. Unser Absteigequartier war das Gasthaus Schröter. Wenn wir nun ins Revier fuhren, dann mit Willys Wagen, denn W. hatte als Fleischermeister ein eigenes Fuhrwerk, wie es zu damaliger Zeit üblich war. Als Proviant wurde eine große Wurst und mehrere Semmeln mitgenommen, die dann abends, wenn wir vom Anstand kamen, gemeinsam verzehrt wurden. Schrägüber vom Gasthaus wohnte der Dorfschneider Fliegner, ein kleines dürres Männchen, eine typische Dorfschneiderfigur mit langen Rockschößen und in der Hand die unvermeidliche Schnupftabakdose. Jedesmal, wenn wir vom Anstand kamen und unser Abendbrot machten, trat der Schneider in die Gaststube, begrüßte uns, bot uns eine Prise aus seiner Tabakdose mit dem Kräutchen Merum Ferum, wie er sich ausdrückte, an. Dabei schielte er nach der Wurst, die auf dem Tisch lag. Wir konnten es nicht übers Herz bringen und Willy gab dem Schneider immer etwas ab. Mittlerweile war es jedoch beim Schneider zur Gewohnheit geworden und wir bremsten ab. Anscheinend hatte dieses den Schneider geärgert und er wollte sich rächen, wie es das nachstehende Geschichtchen beweist.Der betrogene Dorfschneider und die vergiftete Leberwurst
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 | Eines schönen Julitages verabredeten wir wieder eine Fahrt ins Revier. Willy packte den Proviant in Gestalt einer großen Leberwurst und den dazugehörenden Semmeln in ein Körbchen ein. Dieses Körbchen stand gut verstaut unter dem Spritzleder des Wagens. Gegen 7 Uhr abends waren wir an Ort und Stelle und wurden von den Wirtsleuten Schröter herzlich begrüßt. Willy spannte aus, wir gingen in die Gaststube und machten uns fertig zum Gang ins Revier. Der Schneider hatte uns bestimmt von seiner Wohnung beobachtet, wie wir abmarschierten. Im Revier angekommen, verteilten wir uns, wie immer, auf unseren Ansitz, beobachteten das austretende Wild und genossen den schönen Sommerabend. Wir erhoben uns erst zum Heimgang, als der Mond mit einem Silberlicht am Himmel erglänzte und tauschten unsere Beobachtungen aus. Wenn wir auch nicht zu Schuß gekommen waren, so hatten wir gute Laune, denn eine kleine Ausspannung tat den Nerven auch gut. Wir schlenderten langsam unserem Quartier zu, um unser Abendbrot einzunehmen und hinterher noch einen gemütlichen Dreimännerskat zu machen. Im Hofe angekommen, ging Willy zum Wagen, unseren Proviant zu holen. Welch ein Schreck, die Semmeln waren noch alle vorhanden, aber die große Leberwurst war fort. Wir sahen uns mit langen Gesichtern an, glaubten anfangs an einen Schabernack, den uns jemand machen wollte. Die Wirtsleute konnten uns auch keine Auskunft geben, so konnte die Wurst nur gestohlen worden sein. Aber wer war der Spitzbube? Bruno, der jüngste Sohn von Gastwirt Schröter meinte, es kann kein anderer als der Schneider gewesen sein, denn er habe beobachtet, wie dieser sich am Wagen zu schaffen gemacht habe. Den Verdacht hatte auch ich. Bernhard mit seinem scharfen Detektiv-Verstand meinte gelassen, laß es mich nur machen, in einer Stunde wissen wir, wer die Wurst geklaut und gegessen hat. Sein Plan ließ uns in helles Lachen ausbrechen. | 
 Arthur Konitzki 1890-1971 Vorsitzender des Jungschützenvereins
 |  | Wir ließen uns von der Wirtstochter Liesel ein Rührei, sowie einen guten Kaffee machen, stärkten uns und schritten nun zur Ausführung des Bernhardschen Planes. Wir drei begaben uns zum Häuschen des Schneiders, dort klopfte Bernhard an die Haustür, wir hörten schlürfende Schritte, und das Schneiderlein in Hemdsärmeln, mit Hose bekleidet, trat uns im Flur mit der brennenden Petroleumlampe entgegen. Er war über den späten Besuch erstaunt und die hohe Ehre, welche wir ihm antaten, wie er sich in gewählten Worten ausdrückte, und lud uns in seine Stube ein. Wir legten ab, Bernhard meinte zu ihm: "Meister, es ist eine ganz heikle Angelegenheit, in der wir hier sind. Sie können doch von ihrem Hause zum Gasthof hintersehen, was dort im Hofe vor sich geht. Haben Sie während unserer Abwesenheit zufällig jemanden gesehen, der sich an unserem Wagen zu schaffen machte? Wir haben nämlich eine Leberwurst mitgebracht, welche mit Strichnin vergiftet ist, und diese wollten wir jetzt abends als Köder für den Fuchs auslegen. Leider ist sie gestohlen worden. Wenn sie aber von jemandem gar gegessen wurde, so muß er einen qualvollen Tod sterben, wir könnten das aber nicht verantworten." Schon bei dem Wörtchen "vergiftet", verfärbte sich der Schneider und wurde blaß, seine Hand mit der Lampe zitterte so stark, daß sie ihm Bernhard abnahm. Seine Knie schlotterten und mit zitternden Lippen rief er aus: "Herr Jeses, Herr Jeses, nei, vergiftet war die Wurst, ach Gott, ach Gott, wie kann man denn da noch helfen?" Wir mußten uns das Lachen verbeißen und Bernhard meinte beruhigend, der Person könnte noch geholfen werden, das müßte jedoch sofort geschehen, denn das Gift wirke langsam aber sicher, morgen sei die Person schon tot. Die einzige Möglichkeit, dem Gift beizukommen, sei die, daß der Betreffende mindestens einen Liter Schnaps zu sich nimmt, so daß sich der Magen umdreht und die Wurst wieder herauskommt. Gleichzeitig entgifte der Alkohol auch den Körper. Nach diesen Worten zog sich der Schneider jammernd mit den Worten in seine Stube zurück: "Ach Gott, ach Gott, da muß man ja gleich etwas tun." |  
| Wir kehrten ins Gasthaus zu unserem Skat zurück. Aber wir wußten nun, wer die Wurst geklaut hatte. Nach etwa zehn Minuten ging leise die Tür auf, des Schneiders Frau schlich zur Theke, holte eine Flasche unter der Schürze hervor und verlangte einen Liter Schnaps. Mit einem Seitenblick streifte sie uns und verschwand ebenso still und leise. Nach einer Zeit holte uns Schröters Bruno vor die Tür: "Kommt amoal raus, da kennt ihr was sehen!- Beim hellen Mondenschein stand der Schneider stöhnend am Zaun. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, seine Frau holte ihn herein. Wir alle aber lachten herzhaft und Bernhard meinte, der wird so schnell keine Wurst mehr wegnehmen, denn das war eine heilsame Lehre für ihn. Er wurde noch lange von den beiden Schröter-Jungen, dem Bruno und Alfred, geärgert, die ihm die vergiftete Leberwurst vorhielten. Der Schneider aber zeigte sich von da an nie mehr im Gasthaus, wenn wir dort eingekehrt waren - das hat er uns nie vergessen! Arthur Konitzki (1890-1971), Malerobermeister | Deutlich ist an der Bahnhofstraße Nr. 5 an der Ecke zur Schulpromenade das Firmenschild zu erkennen: "Arthur Konitzki - Malermeister"
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