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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 252/253
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Benehmen ist gut", Apotheker Krause674) "ist wenig brauchbar und
liebt zu Zeiten den Trunk", der Bürgermeister berichtet von ihm:
"Krause ist willig und unverdrossen, kennt aber den öffentlichen
Geschäftsgang nicht", Kaufmann Hayn "ist wenig brauchbar, doch
nicht ganz unfähig, sein Benehmen war ohne Tadel". Von den
beiden Handwerkern Riedel und Richter und dem Gastwirt Ubert
wird bemerkt: "Versprechen zwar etwas, aber nicht viel zu leisten,
Benehmen ist gut"; der Bürgermeister sagt von ihnen: "Sie sind
fleißig in ihren praktischen Geschäften, verstehen aber kein Konzept
zu machen". Das war also der neue Magistrat, wie er am 15. Mai
aus der Wahlurne hervorging und am 3. Juni von der Regierung
bestätigt wurde. Der Bürgermeister sollte 550 rtl. Gehalt beziehen,
der Kämmerer 260 rtl., der Stadtsekretär 220 rtl. Die Dezernate
waren folgendermaßen verteilt: Dem Bürgermeister stand die
Oberleitung der gesamten Verwaltung zu, er bearbeitete speziell
das Kirchen- und Schulwesen sowie Einquartierungs- und sonstige
auf die Garnison bezügliche Angelegenheiten. Dem Kämmerer
war die gesamte Rendantur und die Verwaltung der Kämmerei-
güter unterstellt. Ratmann Hayn bearbeitete das Armenwesen,
Ratmann Johann Gottlob Richter die Polizei- und Fabrikensachen,
Ratmann Riedel Bauangelegenheiten, Ratmann Krause Hospital-
und Feuersozietätswesen, außerdem leistete er Mithilfe bei der
Sicherheitspolizei, Ratmann Ubert beaufsichtigte Forst und Ziege-
lei, Ernst Wilhelm Richter führte die Registratur675).
Am 30. Mai wählten die Stadtverordneten die Deputationen:
1. Schuldeputation, 2. Armendeputation, 3. Deputation für das
Hospital, 4. für Polizeiwesen mit 3 Abteilungen: Sicherheits-
polizei, Sanitätspolizei und Eichungswesen, 5. Baudeputation,
6. Deputation für Kämmereikontrolle, 7. für Beaufsichtigung der
Kämmereigüter, 8. für Beaufsichtigung des Forstes und der Ziege-
lei, 9. für Angelegenheiten der Feuersozietät. Die Deputationen
waren aus Ratmännern, Stadtverordneten und Bürgern zusam-
mengesetzt; sie erhielten von der Regierung ihre Dienst-
anweisungen.
So waren alle Vorbereitungen getroffen, um die neue Ord-
nung der Dinge ins Werk zu setzen. Am 28. Juli 1809 fand die
feierliche Installation des neuen Magistrats durch den Steuerrat
Wachler statt. Wenn auch die gedrückte Lage der Stadt größere
Aufwendungen für den bedeutungsvollen Akt verbot, so geschah
doch auch im kleinen Rahmen alles, um die Feier so eindrucksvoll
wie möglich zu gestalten. Der alte676) und der neue Magistrat,

674 Krause starb am 15.8.1810 und wurde am 28.8. durch den
Handschuhmacher Pfeiffer ersetzt.
675 Die Dezernate haben im Laufe der Jahre manche Abänderung
erlitten.
676 Der alte Magistrat bestand aus folgenden Mitgliedern: Stadt-
direktor Giersberg, Prokonsul Georgi, Syndicus Walther, Senator
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die Stadtverordneten, deren Stellvertreter, die Bezirksvorsteher
und deren Stellvertreter versammelten sich im Rathause. Dort
nahm der Regierungskommissar die Pflichtentlassung des alten
Magistrats vor. Die Stadtsiegel wurden von dem bisherigen
Ratsdirektor übergeben. Hierauf begaben sich die Versammelten
nebst einer Anzahl Ehrengäste zur Kirche. Voran schritt die
Bürgerwache, es folgten die Schulen, die Geistlichen, eine Schar
weißgekleideter Jungfrauen, hinter ihr ein Musikkorps, dann
schritt zwischen dem Landrat von Nickisch und dem Kreisdeputier-
ten von Gellhorn der Regierungskommissar Steuerrat Wachler.
Ihm schlossen sich die städtischen Körperschaften, die geladenen
Gäste, die Ältesten der Innungen an. Den Schluß bildete die
Schützengilde und die Bürgerwehr. Zuerst begab sich der Zug
nach der katholischen Kirche, wo eine Messe angehört wurde,
hierauf in die evangelische Kirche, wo Oberpfarrer Hoffmann eine
zweckentsprechende Rede hielt. Danach erfolgte die Vereidigung
des neuen Magistrats. Nach der Feier kehrte der Zug in der-
selben Ordnung nach dem Rathause zurück. Dort wurde der neue
Magistrat in Gegenwart der Stadtverordneten, Bezirksvorsteher,
städtischen Unterbeamten, den Scholzen der Kämmereidörfer Alt-
stadt und Lübenwalde eingeführt. Jedem Magistratsmitglieder
wurde sein Sitz am Sessionstische angewiesen, dem Bürgermeister
das Siegel ausgehändigt und die städtischen Körperschaften auf
das Geschäftsreglement verwiesen, die Unterbeamten und Dorf-
scholzen zum Gehorsam gegenüber dem Magistrat verpflichtet.
Damit schloß der feierliche Akt, und die neue Ordnung war damit
rechtskräftig geworden. Ein spottlustiger Bürger meinte: "Die
alte Regierung ist schlecht gewesen, die neue ist noch schlechter".
Aber die Stadtverordneten ließen nicht mit sich spaßen; sie nötig-
ten den Krakehler zur demütigen Abbitte vor den Schranken des
Gerichts.
Bevor der Verwaltungsapparat richtig funktionieren konnte,
mußte die Auseinandersetzung zwischen dem alten und neuen
Magistrat stattfinden. Bei der Aufnahme der Bestände an ge-
schlagenem Holz stellte sich heraus, daß 168 Klaftern Stockholz
und 238 Schock Reisig fehlten. Bei der Ziegelei wurde festgestellt,
daß die vorhandenen 7000 Dachziegeln völlig unbrauchbar waren.
Schlechtes Holz und schlechte Beschaffenheit der Ziegelscheune
trugen daran schuld. Infolgedessen sah man davon ab, den bis-
herigen Ziegeleidezernenten regreßpflichtig zu machen. Das Manko
an Holz wurde von einer Regierungskommission auf 250 rtl. be-
rechnet; davon hatte entsprechend dem zwischen der bisherigen
Forstverwaltung und der Forstdeputation geschlossenen Vergleich

Keppelmann, Forst- und Ziegeleiinspektor, Senator Arnold, erster Tuch-
fabrikinspektor, Senator Jüngling, Kämmerer, Senator Neitzel, zweiter
Tuchfabrikinspektor, Polizei- und Baurespizient, Senator Richter, Regi-
strator und Stadtsekretär.