Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802
Kreis Lüben














Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, Titelblatt

Geographische,

naturhistorische und technologische

Beschreibung
des

souverainen Herzogthums

Schlesien.




Von

Johann Adam Valentin Weigel,

Evangelisch-lutherischem Prediger, Mitgliede der Gesellschaft
naturforschender Freunde in Berlin, der naturforschenden zu
Halle, und der ökonomisch-patriotischen des Fürstenthums Schweidnitz.







Fünfter Theil.

Die Fürstenthümer Liegnitz, Wohlau und Glogau.

Berlin, 1802.

In der Himburgischen Buchhandlung.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 76 S. 76 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung.

III.

Der Lübener Kreis.

Der Lübener Kreis, der erst so, wie er jetzt ist,
unter der Preußischen Regierung bestimmt worden ist,
besteht aus dem Lübener Weichbilde und dem ehemali-
gen, auf der Schubartschen Karte verzeichneten dritten,
Liegnitzer Kreise. Er gränzt gegen Morgen mit dem
Steinau-Raudtenschen Kreise; gegen Mittag mit dem
Liegnitzischen Kreise (das Schwarzwasser und die
Katzbach macht die Gränze); gegen Abend an den
Bunzlauischen des Fürstenthums Jauer, und den Sprot-
tauischen des Fürstenthums Glogau; gegen Mitter-
nacht an den Glogauer Kreis.
Beträchtliche Gewässer hat dieser Kreis nicht; es
sind, das Oberauer - bei Lüben vorbeifließende Wasser
ausgenommen, welches das beträchtlichste ist, lauter
kleine Bäche.
Auf sieben Quadrat-Meilen befinden sich in diesem
Kreise eine Stadt und 74 Dörfer, darunter 6 Colo-
nien sind.

A. Die Stadt

LÜBEN.

Die Immediat- und Kreisstadt Lüben ist mit
Mauern und einem Graben umgeben, (die ehemaligen
Wälle sind in Küchen- und Obstgärten verwandelt),
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 77
Lübener Kreis. Städte - S. 77

hat drei Thore: das Liegnitzer, das Glogauer und das
Steinauer, und enthält:

I. An königlichen Gebäuden:
1) Das Schloß, in welchem der Domainen-Päch-
ter wohnt, und die Kanzlei des Amtes ist.
2-5) Vier Accise-Gebäude.

II. An städtischen Gebäuden:
1) Das Rathhaus, nebst noch 6 andern Gebäuden.
2-3) Zwei Hospitäler.
4) Das Schießhaus.

III. An Kirchen- und Schulgebäuden:
1) Die evangelisch-lutherische Kirche, an welcher
ein Pastor und zwei Diakonen die Parochialia
verrichten.
2) Eine evangelische Begräbniskirche vor dem
Steinauer Thore.
3) Eine dergleichen zwischen dem Liegnitzer und
Glogauer Thore.
4) Die katholische Schloß-Capelle, an der ein
Curatus steht.
5) Die katholische Begräbniß-Capelle vor dem
Liegnitzer Thore.
6.7.8) Drei Predigerwohnungen.
9) Die Wohnung des Curatus.
10-14) Drei Schulgebäude.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 78 S. 78 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung.

IV. Bürgerhäuser sind:
In der Stadt 141
In der Vorstadt 214
Summa: 355

Von den Häusern in der Vorstadt stehen nur 71 unter
der Jurisdiction des Magistrats, die andern unter der
des Domainen-Amtes. Die meisten Häuser in der
Stadt sind mit Ziegeln gedeckt.

Königliche Aemter sind hier:
Das Steueramt.
Das Domainen-Amt, das verpachtet ist.
Das Accise- und Zollamt.
Das Postamt.

Unter den bürgerlichen Nahrungszweigen, die im
Ackerbau, dem Bierbrauen (144 Häuser haben die
Gerechtigkeit, und 12 Dörfer nehmen Stadtbier), eini-
gem Consumtions-Handel und der erlernten Kunst
oder Profession bestehen, ist der beträchtlichste die
Tuch-Manufactur*), die von 111 Meistern betrie-
ben wird.

Der Lübener Zwieback wird sehr geschätzt.
Sonnabends ist unbedeutender Wochenmarkt, und
jährlich sind 4 Jahrmärkte: 1) Mittwochs nach Fast-
nacht, 2) Montags nach Misericordias Domini;
3) Mittwochs vor Marien Geburt; 4) Mittwochs nach
Martini

*) Siehe den zweiten Abschnitt S. 35
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 79 Lübener Kreis. Städte. - S. 79

Die Kämmerei besitzt: ein Vorwerk in Malmitz,
das Dorf Altstadt und die Colonie Lübenwalde, nebst
beträchtlicher Waldung.
Die Besatzung besteht aus einer Schwadron Dra-
goner, Regiment Nr. 2, nebst dem Stabe.
Das Stadtwapen ist ein Adler, zwischen dessen
ausgebreiteten Flügeln, statt des Kopfes und Halses,
ein Marienbild mit dem Kinde befindlich ist.
1757 wurde die Stadt von den Croaten angezündet
und völlig eingeäschert.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 80/81
S. 80 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung. Lübener Kreis. Dörfer. - S. 81

B. Dörfer
Öffentliche Gebäude: Kirchen Protest. Kathol. - Schulen Protest. Kathol. Pfarrhäuser - Schlösser und Wohnhäuser -
Öffentliche und Bedientenhäuser - Försterwohnungen - Vorwerke - Kretschame - Lehn- und Freigüter - Freibauern -
Dienstbauern - Freigärtner - Dreschgärtner - Freihäusler - Diensthäusler - Angerhäusler - Auszugshäusler -
Schmieden - Colonistenhäuser - Schäferhäuser - Hirtenhäuser - Wasser- und Windmühlen - Bierbrauereien -
Herrschaft - Anmerkungen und Merkwürdigkeiten.
Nahmen der Dörfer:
Altstadt - Kämmerei Lüben.
Barschau - Adelig. Sieh am Ende des Verzeichnisses. Hier ist ein Weinberg.
Bienowitz - Amt Liegnitz. Das Vorwerk mit der Schäferei gehört der Ritterakademie.
Birkfleck - Adelig.
Blankenheide - desgl. Gehört zu Sebnitz.
Bohlendorf, Colonie - desgl. Gehört zu Lerchenborn.
Brauchitschdorf, (Bräuersdorf) - desgl. Das eine Vorwerk heißt Eichvorwerk.
Braunau - desgl. Der Kretscham heißt Straßenkretscham.
Buchwäldchen - desgl.
Dittersbach - desgl. Die Mühle heißt Rodemühle.
Fauljuppe - desgl.
Friedrichshuld, Colonie - desgl.
Grünthal, (Warmbad) - desgl. Hier war ehedem ein Bad.
Gugelwitz - desgl.
Guhlau - desgl. Hier sind Weinberge.
Hammervorwerk - desgl. Gehört zu Klein-Kotzenau.
Herzogswaldau - desgl.
Hummel - desgl. Hierher gehört Carlsgnaden und Johannenvorwerk.
Hummel, bei Liegnitz - Kämmerei Liegnitz.
Jauschwitz - Adelig. Die Mühle heißt Damm-Mühle.
Kaltwasser - Kloster Wahlstadt.
Klaptkau, (Klaptau) - Adelig.
Kniegnitz - 1 Antheil - desgleichen.
Kniegnitz - 2 Antheile - Amt Liegnitz.
Koslitz - Adelig. Ein Vorwerk heißt Gehege-Vorwerk. Hier ist ein Weinberg.
Groß Kotzenau - desgl. Hier ist eine Bleiche. Das Vorwerk heißt Gränz-Vorwerk.
Gränz, Vorwerk - desgl. Zum vorigen gehörig.

(Die Zahlen entnehmen Sie bitte dem Original.)

Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 82/83
S. 82 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung. Lübener Kreis. Dörfer - S. 83

Öffentliche Gebäude: Kirchen Protest. Kathol. - Schulen Protest. Kathol. Pfarrhäuser - Schlösser und Wohnhäuser -
Öffentliche und Bedientenhäuser - Försterwohnungen - Vorwerke - Kretschame - Lehn- und Freigüter - Freibauern -
Dienstbauern - Freigärtner - Dreschgärtner - Freihäusler - Diensthäusler - Angerhäusler - Auszugshäusler -
Schmieden - Colonistenhäuser - Schäferhäuser - Hirtenhäuser - Wasser- und Windmühlen - Bierbrauereien -
Herrschaft - Anmerkungen und Merkwürdigkeiten.
Nahmen der Dörfer:
Kotzenau / Klein Kotzenau - Adelig / desgl. Gehören mit den beiden vorigen zusammen. In Klein Kotzenau ist ein schöner Garten beim Schlosse. Hierher gehört auch Raupenau.
Krebsberg mit Hinterecke - desgl.
Groß Kriechen - desgl. Ein Vorwerk heißt Erlicht.
Klein Kriechen - desgl.
Kriegheide - desgl. Hierher gehört Tirlitz.
Krummlinde - desgl. Hierher gehört Kaltenborn.
Kuchelberg - desgl. Hier ist ein Weinberg.
Ober-Langenwalde - Amt Liegnitz.
Nieder-Langenwalde - Adelig.
Sechshuben - Jgfst. in Liegnitz.
Lerchenborn - Adelig.
Lindhardt - Kloster Wahlstadt.
Lübenwalde, Colonie - Kämmerei Lüben.
Mallmitz - Adelig. Ein Vorwerk gehört der Kämmerei Lüben.
Michelsdorf - desgl.
Mickendorf - desgl.
Mühlrädlitz - desgl. Hierher gehört Ischerei.
Neuhammer - desgl. Das Vorwerk heißt Modlauer Neuhammer.
Neurode, Colonie - Kämmerei Liegnitz.
Oberau, 3 Antheile - Adelig.
Ossig - desgl. Ist der Geburts- und Begräbnisort Schwenkfelds.
Panthen - Amt Liegnitz. Hier schlug Friedrich II. 1760 den 16. August den General Laudon.
Petschkendorf - Adelig.
Persel - desgl. Das Vorwerk heißt Kynast.
Pilgramsdorf - desgl.
Pfaffendorf - Der Archidiakon zu Liegnitz.
Raupenau - Adelig. Gehört zu Klein Kotzenau.
Groß Reichen - desgl. Die Mühle heißt Käfermühle.
Klein Reichen - Die Mühle heißt Birkmühle.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 84/85
S. 84 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung. Lübener Kreis. Dörfer - S. 85

Öffentliche Gebäude: Kirchen Protest. Kathol. - Schulen Protest. Kathol. Pfarrhäuser - Schlösser und Wohnhäuser -
Öffentliche und Bedientenhäuser - Försterwohnungen - Vorwerke - Kretschame - Lehn- und Freigüter - Freibauern -
Dienstbauern - Freigärtner - Dreschgärtner - Freihäusler - Diensthäusler - Angerhäusler - Auszugshäusler -
Schmieden - Colonistenhäuser - Schäferhäuser - Hirtenhäuser - Wasser- und Windmühlen - Bierbrauereien -
Herrschaft - Anmerkungen und Merkwürdigkeiten.
Nahmen der Dörfer:
Groß Rinnersdorf - Adelig.
Klein Rinnersdorf - desgl. Hier ist ein Weinberg.
Rüstern (Ober-, Mittel-, Nieder-, 4ter Antheil: Jgfst. zu Liegnitz, Adelig, Fleischerzunft zu Liegnitz. Hierher gehört Briese.
Sabitz, Saubitz - Adelig. Die Mühle heißt Hasenmühle.
Samitz - Amt Lüben.
Pohl-Schildern - Adelig. Die Mühle heißt Furthmühle.
Schönborn - Amt Liegnitz.
Schwarzau - Adelig.
Schwarz-Vorwerk - Kämmerei Liegnitz.
Sebnitz - Adelig. Hierher gehört Blankenheide.
Spröttchen - desgl. Hier entspringt die Sprottau.
Talbendorf - desgl.
Thiergarten - Jgfst. zu Liegnitz. Hier ist ein Weinberg.
Würtsch - Kloster Wahlstadt. Hier ist ein Weinberg. Das Vorwerk heißt Höllen-Vorwerk. Die Mühle heißt Käfermühle.
Ziebendorf - Adelig.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 134 Da im Jahr 1802 einige Ortschaften des späteren Kreises Lüben zum Kreis Steinau-Raudten gehörten, folgen hier einige Auszüge aus diesem Abschnitt.

S. 134 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung.

II.
Der Steinau-Raudtener Kreis.
Der Steinau-Raudtener Kreis, der die Weich-
bilder Steinau und Raudten in sich begreift, gränzt
gegen Morgen an den Wohlauer Kreis, und an einen
in diesem Kreise liegenden Theil des Guhrauer Kreises
des Fürstenthums Glogau; gegen Mittag mit dem
Liegnitzer Kreise; gegen Abend mit dem Lübener Kreise,
und dem Fürstenthume Glogau; gegen Mitternacht
an das Rützener Weichbild.
Er liegt an der linken (Deutschen) Seite, und nur
einige Dörfer liegen auf der rechten (Polnischen) Seite
der Oder, die nebst der kalten Bach (Steine) die
beträchtlichen Gewässer des Kreises sind. Er enthält
auf 13 Quadrat-Meilen zwei Städte, Steinau und
Raudten, 57 Dörfer, und eine Colonie.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 136 2. Raudten.

Die offene Immediat-Stadt Raudten enthält:
I. An städtischen Gebäuden:
1) Das Rathhaus.
2) Ein Hospital.
II. An kirchlichen und Schulgebäuden:
1) Die evang. luther. Pfarrkirche, an der ein
Pastor und ein Diaconus stehen.
2) Die kathol. Curatial-Capelle und die luther.
Schule sind in dem alten Rathhause.
III: Bürgerliche Häuser:
In der Stadt - 194
In der Vorstadt - 28
Summa 222.
Das erlernte Handwerk, der Ackerbau, das
Bierbrauen (die Stadt hat den Bierausschrot auf
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 137 Steinau-Raudtener Kreis. Städte. S. 137

7 Kretschame), vorzüglich die Tuch-Manufactur
(ungefähr 1/3 der Bürger sind Tuchmacher) sind die
bürgerliche Nahrung.
Jahrmärkte sind: 1) am heil. Dreikönigstage;
2) an Mitfasten; 3) an Trinitatis; 4) an Bartho-
lomäi; 5) an Simonis und Judä; am letzten ist zu-
gleich Viehmarkt.
An Königlichen Aemtern ist hier bloß ein Accise-
und Zollamt.
Die Garnison besteht aus einer Escadron Dra-
goner vom Regimente Nr. 2.
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 138/139
S. 138 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung. Steinau-Raudtener Kreis. Dörfer - S. 139

Öffentliche Gebäude: Kirchen Protest. Kathol. - Schulen Protest. Kathol. Pfarrhäuser - Herrschaftliche Schlösser und Wohnungen -
Vorwerke - Bauern - Gärtner - Häusler - Colonisten-Häuser - Wasser-, Wind- und Brettmühlen - Ziegeleien
Herrschaft - District - Anmerkungen und Merkwürdigkeiten. NB. St. bedeutet den Steinauer, R. den Raudtener District oder Weichbild.
Nahmen der Dörfer:
Bartsch
Bielwiese
Borschen
Brodelwitz - Adelig. R.
Cammelwitz
Culmikau, (Gunke)
Dammitsch
Ober-Dammer - desgl. St.
Mittel-Dammer
Nieder-Dammer
Deichslau
Diedan
Gäblitz
Gaffron - desgl. R.
Geisendorf
Georgendorf, (Minkowitz)
Georgendorf
Großendorf
Gurkau
Herrndorf
Hochbauschwitz
Jurtsch
Klieschau
Kreischau
Kunzendorf
Lampersdorf
Weigel, Beschreibung des Herzogthums Schlesien, 1802, S. 140/141
S. 140 - Dritter Abschnitt. Politische Verfassung. Steinau-Raudtener Kreis. Dörfer - S. 141

Öffentliche Gebäude: Kirchen Protest. Kathol. - Schulen Protest. Kathol. Pfarrhäuser - Herrschaftliche Schlösser und Wohnungen -
Vorwerke - Bauern - Gärtner - Häusler - Colonisten-Häuser - Wasser-, Wind- und Brettmühlen - Ziegeleien
Herrschaft - District - Anmerkungen und Merkwürdigkeiten.
Nahmen der Dörfer:
Lebsewitz
Merschwitz
Mlietsch - desgl. - R. - Eines der Vorwerke heißt Guhl-Vorwerk.
Mühlgaß
Neudorf
Oelschen
Pohlach - R. - Gehört dem Fräuleinstift zu Barschau.
Porschwitz
Preichau
Pronzendorf
Prschiebor, (Schiefer)
Queisen - Bistum Breslau - R.
Ober-Rädlitz
Nieder-Rädlitz (Klein-)
Ransen
Alt Raudten - desgl. - R.
Raudtner Burglehn - desgl. - R.
Rostersdorf, 3 Antheile
Steidelwitz
Tarxdorf
Thauen
Thielau
Thiemendorf
Töschwitz - Adelig. - R.
Urschkau
Wandritsch
Weißig
Zechelwitz
Zedlitz - Adelig. - St. - Ist ein Fideicommiß.