Ortsteil Dittersbach / Gemeinde Herzogswaldau
Gemeinde Herzogswaldau














Dittersbach in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Dittersbach [1939]
Ortsteil, Gemeinde Herzogswaldau, Kreis Lüben, Post über Lüben Schlesien Land / 525 Einwohner, 155 Haushalte, nächster Personen-, Güterbahnhof Lüben 8 km /nächste Kraftposthaltestelle Dittersbach

aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939. Zur Seite über Herzogswaldau.

Dittersbach in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927

Dittersbach [1927]
Dorf und Gemeindebezirk Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 527 Einwohner Gemeindevorsteher Eckert Postamt Dittersbach Eisenbahnstation Güterladestelle Lüben Entfernung 8 km Amtsgericht Lüben Landgericht Liegnitz (Kraft 380 Volt Licht 220 Volt) evangelische Schule und Kirche Herzogswaldau-Dittersbach
zugehörig Rodehäuser Schloßhof und Oberhof
† Dittersbach-Herzogswaldauer Spar- und Dar-
lehnskassenverein e. G. m. b. H.
Eckert, Paul, Gastwirt
Hallwig, Emil, Molkerei
Gröger, Hermann, Schmiedemeister
John, Willi, Kolonialwarenhandlung
Krause, Reinhold, Schuhmachermeister
Kuske, Paul, Bauunternehmer
Metze, Heinrich, Schuhmachermeister
† Molkerei Rohdenmühle e. G. m. b. H.
Pfotenhauer, Ziegelei
Pohl, Otto, Sattlermeister
Schwerdtner, Paul, Handelsvertreter
Seifert, August, Tiefbauunternehmer
Sturtzel, Gustav, Tischlermeister
Wuttig, Paul, Fleischermeister

(† = Firma ist handelsgerichtlich eingetragen)
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Dittersbach in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Rodehäuser in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913


Dittersbach in Nachschlagewerken von 1789 und 1845

Dittersbach [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Eisenbahnstation katholisches Kirchspiel Lüben 8 km; Post evangelisches Kirchspiel Dittersbach (Kreis Lüben); Amtsbezirk Standesamtsbezirk Herzogswaldau; 379 + 120 Einwohner

Rodehäuser [1913]
Kolonie [Dittersbach]: Kreis Post Eisenbahnstation Lüben (Schlesien) 6 km; [25 Einwohner]

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Dittersbach, Herzogswaldau, Rodehäuser, Vorwerk Oberhof auf dem Messtischblatt Lüben 1933


Dittersbach auf der Kreiskarte Lüben 1935

Schloss Oberhof Dittersbach

Das in den 1920er Jahren erbaute Schloss und Gut Oberhof Dittersbach gehörte Sascha Pfotenhauer geb. von Decker


Dittersbach: Paul Eckert's Gasthof, Schloss Oberhof, Evangelische Kirche, Molkerei Rodemühle

Dittersbach: Paul Eckert's Gasthof, Schloss Oberhof, Evangelische Kirche, Molkerei Rodemühle

Dittersbach und Herzogswaldau vereinigten sich um 1930 zur Gemeinde Herzogswaldau. Die beiden Ortschaften waren zueinander hin gewachsen und bildeten ein 5 km langes Dorf. Zur Gemeinde gehörten auch die 1,5 km entfernt liegenden Rodehäuser mit der Molkerei.

Zur Gründung von Kleinbauern- und Siedlerstellen wurden etwa 300 ha der Dittersbacher Herrschaft aufgeteilt und der Schloßhof aufgelöst. So entstanden in Ober Herzogswaldau zehn neue Siedlerstellen und eine Handwerkerstelle, am Wege nach Schwarzau 8 Nebenerwerbsstellen mit je 2 Morgen Nutzfläche, und in Dittersbach 16 Siedlerstellen und ein Siedlungsgut mit 32 ha Fläche. Außerdem wurde die Betriebsfläche einiger kleiner Landwirtschaften aufgestockt. Diese Landverteilungsmaßnahme hatte gute Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde gegeben.

Im Jahre 1937 hatte das Rittergut Herzogswaldau 287 ha und das Dittersbacher noch 350 ha zu bewirtschaften. Im Alten Schloß wurde 1931 der männliche Arbeitsdienst untergebracht, der u. a. bei der Regulierung der Kalten Bache eingesetzt war. Später erwarb die Gemeinde das Schloß als Schul- und Lehrerwohnhaus. Es war das schönste Schulhaus weit und breit.

Direkt am Schloßpark stand die evangelische Kirche, die 1364 erstmals genannt wurde. Als wertvoll ist in den Kirchenbüchern die spätgotische Sakramentsnische und eine Glocke aus dem Jahre 1483 erwähnt. Außer den beiden großen Gütern waren noch 95 landwirtschaftliche kleine und mittlere Betriebe, sowie 54 Nebenerwerbsstellen im Ort. Die Stellenbesitzer hatten ihre Arbeit in den Gütern oder sie waren im Nebenberuf als Handwerker, im Handel oder Gewerbe tätig.

aus: Heinz Boderke, Der Kreis Lüben, S.119/120, 1986


Im November 1901 war jemand (Albert?) ein paar Tage zu Besuch auf Schloss Dittersbach und erzählt davon auf der folgenden Ansichtskarte an Freifrau M. Riedesel zu Eisenbach und Freiin v. d. Bussche in Kassel. Nicht alles wird verständlich. Aber ich möchte Ihnen die schöne Ansichtskarte von Schloss Dittersbach nicht vorenthalten. Dittersbach gehörte damals nach dem tödlichen Reitunfall von Hans Rudolf Decker dessen Onkel Richard Decker bis zur Volljährigkeit der Tochter Charlotte Sascha Decker (seit der Verheiratung 1922 Pfotenhauer).

17.11.1901
D. M. me voila maintenant ici (Hier bin ich zur Zeit.)
I sent love to you and best compliments to your husband. I wonder if you are at Berlin now? I go there perhaps 20.11. and then at Breese, return on the 27.11. home yours affect(tionately) JFFC (?)
How sorry is the affair at Davertt
Monday dinner at Lüben - Humboldt


(Humboldt ist absolut eindeutig zu lesen. Aber was bedeutet das hier? 1901 erschien ein Buch Neue Briefe Von Karoline von Humboldt Sollte darüber ein Vortrag gehalten werden? Es gibt meines Wissens keinen Bezug von Lüben zu Alexander von Humboldt. Oder nennt sich der Schreiber selbst Humboldt? Und warum schreibt der Mann überhaupt auf Englisch? Der Fehler than statt then entlarvt den Schreiber als Nicht-Muttersprachler... Vielleicht eine adlige Marotte, damit das Personal nicht mitlesen kann?!)

Ihrer Hochgeboren. Freifrau M. Riedesel zu Eisenbach Freiin v. d. Bussche Cassel 13. Weinbergstr.


Dittersbach: altes Schloss (seit 1934 Schule), Schloss Oberhof, Carl Dehmel's Gasthaus, Kirche und Molkerei Rodemühle

Dittersbach: Altes Schloss (seit 1934 Schule), Schloss Oberhof, Carl Dehmel's Gasthaus, Kirche und Molkerei Rodemühle

Schloss Oberhof, Direktorwohnhaus, Pfarrhaus, Evangelische Kirche

Schloss Oberhof, Direktorwohnhaus, Pfarrhaus, Evangelische Kirche

Schule, Kirche, Försterei, Pfarrhaus, Gasthaus

Alte Schule (1934 wurde das Schloss zur Schule gemacht), Kirche, Försterei, Pfarrhaus, Gasthaus

Schule, Molkerei Rodemühle, Warenhandlung Paul Schwerdtner, Kirche

Schule (Altes Schloss), Molkerei Rodemühle, Warenhandlung Paul Schwerdtner, Kirche



Altes Schloss Dittersbach

Ober- und Nieder-Dittersbach, im Kreise Lüben, muss schon vor der in jener Gegend früh zur Geltung gekommenen Reformation ein bedeutendes Dorf gewesen sein; die Kirche, in welche auch Ober- und Nieder-Herzogswalde eingepfarrt sind, ist gewiss schon einige Jahrhunderte früher erbaut, und befinden sich in derselben mehrere alte Denkmäler. Das Patronat wird von beiden Dörfern mit je zwei Stimmen ausgeübt; es war von Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts bis zum achtzehnten der Gegenstand heftiger Controversen zwischen den Besitzern beider Rittergüter, die endlich durch Vergleich und feste Stipulationen beigelegt wurden.

Als Besitzer von Dittersbach werden genannt: Siegismund von Bock, Herzoglich Liegnitz'scher Rath, gestorben 1461; Hans von Bock; Wolfgang I. von Bock, Herzogs Friedrichs II. von Liegnitz Rath und Kanzler, er führte 1524 die lutherische Confession in Dittersbach ein, nachdem Magnus von Axleben, Besitzer von Herzogswalde, ein Freund des bekannten im benachbarten Dorfe Ossig geborenen Schwärmers Caspar von Schwenkfeld, es dort schon 1523 gethan hatte, zwischen beiden war auch der Streit um das Patronat und seine Ehrenrechte ausgebrochen. Wolfgang von Bock starb 1550, ihm folgte wieder ein Hans von Bock.

Später kam Dittersbach in den Besitz der Familie von Unruh, und werden 1654 Hans von Unruh und 1675 Christoph von Unruh genannt. Am 19. November 1748 kaufte es Herzog Ferdinand von Braunschweig und Lüneburg von dem Königlichen Justizrath Freiherrn von Würz und Burg, und am 30. Juni 1795 der Königliche Kammerherr Hans Gottlieb von Stosch von dem Freiherrn Wilhelm Ludwig von Richthofen, welcher 1785 in den Besitz gekommen war. Nach diesem erstand es ein Herr Emanuel von Woikowsky, von welchem es im Anfang 1806 an die Gräfin Maria Juliane Friederike von Luckner, geborene Gräfin von Czettritz und Neuhaus überging.

Schloss Dittersbach nach einer Farblithographie der Sammlung Duncker

Altes Schloss Dittersbach nach einer Farblithographie der Sammlung Duncker

Nach dem 1849 eingetretenen Tode der Gräfin Luckner sowie dem 1850 erfolgten Tode ihres Sohnes, des Grafen Edgar von Luckner, kam es am 18. Juni 1851 an den gegenwartigen Besitzer, den Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdrucker Ludwig Rudolph von Decker.

Das Schloss mag wohl aus der Zeit nach dem dreissigjährigen Kriege stammen; es muss früher ein imposanteres Ansehen gehabt haben, als jetzt, wo nach den Veränderungen unter der Gräfin von Luckner das hohe Mansarden-Dach und der mit einem Frontispiz versehene Vorbau verschwunden sind, um einer niedrigen dritten Etage mit flachem Dache Platz zu machen, welche wenig zur Bauart des Ganzen passt.

Eine Hauptzierde Dittersbach's bilden die im Jahre 1852 nach Neide's Plänen begonnenen Park-Anlagen, zu welchen viel schönes Material an alten Bäumen vorhanden war und welche durch die üppige Vegetation begünstigt wurden.
Ein zugewachsener, versumpfter Teich und vielfache, wenig geschickt angelegte Wasserläufe wurden in einen großen klaren Wasserspiegel umgeschaffen, durch welchen der Dorfbach hindurchfließt; über ihn hinweg ist die Ansicht auf die schmale Südseite des Schlosses entnommen, dessen Lage durch dieses auch fischreiche Wasser an Schönheit und gesunder Luft sehr gewonnen hat. Zur Verbesserung der Obstkultur wurden von dem gegenwärtigen Besitzer viele hundert der edelsten Kern- und Steinobst-Sorten, wie auch vortreffliche Weinreben aus der berühmten Baumschule von Joseph Baumann zu Bolwiller im Elsass bezogen, die in einer neu angelegten Baumschule vermehrt werden, und sowohl zur Ergänzung der ausgedehnten Obstbaum-Pflanzungen an allen Wegen des Gutes, als auch zum Absatz an Fremde dienen.

Dittersbach wird von zwei Höfen aus in drei Feldern bewirtschaftet; es hat nach verschiedenen Zukäufen von Rustikalgütern, die zur Abrundung und Regulierung des Ganzen dienten, einen Flächeninhalt von rund 2500 Morgen, von denen ca. 1600 Morgen Ackerland, 300 Morgen Wiesen und 500 Morgen Wald sind, für deren Melioration durch Drainierung, Berieselung etc. viel geschehen ist.

Die zu Dittersbach gehörende und bedeutend erweiterte Ziegelei liefert vortreffliches, auch aus weiter Ferne gesuchtes Material; ein für dieselbe neuerbauter Kasseler Flammofen diente den vielen im Lübener und den angrenzenden Kreisen befindlichen ähnlichen Öfen zum Modell.

Text und Abbildung aus der Sammlung Duncker