Gemeinde Friedrichswalde
Gemeinde Fuchsmühl














Friedrichswalde in:  Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Friedrichswalde [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 12 km, Post Petersdorf, 67 Einwohner, 16 Haushalte, Flurgröße 141 ha, 6 Gemeinderäte, Bürgermeister Rudolf Hartmann, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt Eisemost / Schulgemeinde Heerwegen* / Gendarmeriebezirk Groß Rinnersdorf / nächster Personen-, Güterbahnhof Heerwegen 4 km / nächste Kraftposthaltestelle Heerwegen 4 km
[* Polkwitz war 1937 in Heerwegen umbenannt worden.]

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Friedrichswalde auf Kreiskarte Lüben 1935

Friedrichswalde in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Friedrichswalde [1913]
Dorf (mit Ziegelei): Kreis Amtsgericht Lüben 12 (11) km; Post Eisenbahnstation evangelisches Kirchspiel katholisches Kirchspiel Polkwitz 4 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk Eisemost; 71 Einwohner.

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Friedrichswalde in einem Nachschlagewerk von 1845



Konrad Klose berichtet in seiner Chronik,
dass ein Graf d'Houssonville, Gutsherr von Gläsersdorf, das Dorf Friedrichswalde zu Ehren Friedrichs II. gegründet habe. Welch enge Beziehungen zwischen Lüben und Friedrich II. bestanden, kann in der Chronik nachgelesen werden.

Friedrichswalde

Das Dorf Friedrichswalde liegt an der großen Heerstraße Berlin - Breslau, an der Kreisgrenze der Kreise Glogau und Lüben. Bis 1820 gehörte es zu Polkwitz. Auch wenn es zum Kreise Lüben gehörte, war es durch Schule und Kirche sehr mit dem Nachbarkreis verbunden, da die Bewohner beider Konfessionen zur Kirche und die Kinder zur Schule nach Polkwitz eingewiesen waren. Polkwitz, ein kleines Städtchen, lag 3,5 km entfernt.

Friedrichswalde ist eine Siedlung aus der Zeit Friedrichs des Großen und soll um 1770 entstanden sein. An dem Rollberg, einer langansteigenden Erhebung von Lüben aus gesehen, war noch ein Platz, zu dem einige Steinstufen führten, der mit Linden umsäumt war. Früher stand dort eine Bank, und es wurde erzählt, daß hier der große König gerastet habe. An der Heerstraße selbst lag nur das Gut, das Dorf war abseits der Straße erbaut. Es hatte ursprünglich vierzehn Gärtnerstellen, etwa 5 ha groß. Da der Boden keinen allzu großen Ertrag brachte, mußten die Bewohner noch eine Nebenbeschäftigung ausüben, die sie in den umliegenden Wäldern und Ziegeleien fanden. In den Jahren um 1900 und später haben die meisten Besitzer Wiesen aus den Gemeinden Herbersdorf, Groß-Heinzendorf und Gläsersdorf zugekauft, um so ihren Viehbestand zu verbessern.

Nach dem 1. Weltkrieg haben einige Grundstücke ihre Besitzer gewechselt, während andere Familien seßhaft geworden waren. Das Gut, das mehrfach in anderen Besitz überging, gehörte um 1900 einem Oberst von Böhm, später zwei Breslauern, und etwa 1903 kaufte es Graf von der Recke-Volmerstein, dem bis dahin Neuguth-Heinzenburg gehörte.


Diese Karte wurde im Jahr 1907 von Gräfin von der Recke versandt. Herzlichen Dank an Grzegorz Kardys!

1914 war ein Leutnant Habel Besitzer, er fiel im ersten Weltkrieg. Ihm folgten zwei Oberschlesier, und 1925 erwarb es Graf von Ballestrem aus Ober-Gläsersdorf. Es wurde als Vorwerk weiter bewirtschaftet. Das Schloss bot eine Zeitlang Breslauer Kindern Erholungsaufenthalt, dann gehörte es wieder zur Gräflichen Oberförsterei.

Der letzte Bewohner des Schlosses war Graf Friedrich Leopold von Ballestrem. Er war mit einer Gräfin Schaffgotsch verheiratet. Es wird berichtet, daß von den aus dieser Ehe stammenden 6 Kindern einige mit dem Kinderfräulein bei dem Angriff auf Dresden (Februar 1945) umgekommen sind. Das Gut soll früher eine Gaststätte gewesen sein, in dem die Lastfuhrwerke Halt machten. Die Schankkonzession wurde später in die Mitte des Dorfes abgegeben, und nach dem 1. Weltkrieg völlig aufgegeben.

Von den Gärtnerstellen bestanden zuletzt noch 11. Die Stelle Nr. 7 kam zu Nr. 10, Nr. 8 und Nummer 14 wurden vom Gut erworben, sowie ein Teil der Ländereien von Nr. 5 und Nr. 6. Zu dem Gut gehörte eine Ziegelei, die einwandfreie Ware lieferte, sie wurde später stillgelegt. An der Heerstraße lag ein anscheinend früher als Zollhaus genutztes Grundstück, welches als Gaststätte einlud, jedoch schon zur Stadt Polkwitz gehörte. Ein Vorbesitzer hatte einen großen Saal gebaut. Der letzte Inhaber des "Waldschlößchens", eine Familie Freye, hatte von der Stadt Polkwitz einen Morgen Wald erworben und durch Aufstellen von Tischen und Stühlen einen freundlichen Gasthausgarten gestaltet. Friedrichswalde war bald zum Ausflugsziel geworden, da der Wald schöne Spaziergänge bot; so waren es die Waldwege zur Königsfichte und zur Kaisereiche, wo Ruhebänke zur Rast einluden. Zu dem in der Nähe vorhandenen Heidegrab führten gepflegte Wege.

Erwähnenswert wäre noch das Forsthaus, der Stadt Polkwitz gehörend, dem Gutshaus gegenüberliegend, auf einer Anhöhe jenseits der Heerstraße. Nicht weit ab der Hauptstraße lag im Waldesgrund das Forsthaus "Adlersgrund", zur Herrschaft Ober-Gläsersdorf gehörig. Das Forsthaus (Schloss, Kinderheim) ist 1945 abgebrannt, die beiden Söhne des Försters Sosinski kamen aus dem Kriege nicht mehr heim.

Mein Urgroßvater, George Friedrich Tschäke, geboren um 1780, wahrscheinlich in der Gegend von Mühlrädlitz, da dort am 17. September 1822 mein Großvater Johann Gottlieb Tschäke zur Welt kam. Der Urgroßvater erwarb 1840 das Grundstück Friedrichswalde Nr. 3 mit einem Flächeninhalt von 5 ha 75 ar. Ein älterer Bruder von ihm lebte in Mittel-Gläsersdorf. Mein Großvater war mit Henriette, geb. Kretschmer, geboren am 7. September 1823 in Bansen (Kr. Glogau), verheiratet. Er kaufte von Grundstück Nr. 4 zehn Morgen Land dazu, das 1945 mit Wald bestanden und 70 bis 80 Jahre alt war.

Mein Vater, Ernst Tschäke, geboren am 7. Februar 1854 in Friedrichswalde, war mit Pauline, geb. Scheuerl, aus Musternick (Kr. Glogau), verheiratet. Von meinem Vater wurden dann wiederum acht Morgen Wiese, in Herbersdorf gelegen, dazugekauft. Der letzte Besitzer, der im Grundbuch eingetragen ist, bin ich - Hermann Tschäke, geboren am 2. Dezember 1886 in Friedrichswalde, verheiratet mit Berta, geb. Hoch, geboren am 16. Oktober 1885 in Dammer (Kr. Glogau).

Ich habe mein landwirtschaftliches Anwesen dadurch vergrößert, daß ich nochmals von Grundstück Nr. 4 sechs Morgen Land erwarb, so daß 1945 mein Grundstück einen Flächeninhalt von 11 ha 36 ar hatte. Mit meiner Frau gemeinsam haben wir vieles erneuert. Nach dem Landzukauf wurde 1927 eine neue Scheune gebaut, 1929 eine Futterküche mit Keller und Schweineställe. 1932 haben wir im Hof einen Brunnen errichtet, und als 1934 in der Gemeinde eine elektrische Anlage geschaffen wurde, schlossen natürlich auch wir uns an und konnten somit im Betrieb selbst manche Verbesserung vornehmen.

Diese kurzen Aufzeichnungen klingen so arm, aber jeder der Vorfahren, so wie auch wir, haben mit der Liebe zum eigenen Stück Erde alle Kraft mit Freude hineingegeben. Wir haben die aufgehende Sonne am Morgen auf unserem Feld erlebt, wir haben die Ernte voller Stolz heimgefahren und sind des Sonntags mit der Familie über die Felder und durch den Wald gegangen - es war unser Lebenswerk...

Hermann Tschäke in LHB 3 und 9/1960

Restaurant Waldschlößchen in Friedrichswalde um 1900 vor dem Umbau, Inhaber August Feldhahn

Restaurant Waldschlößchen in Friedrichswalde 1912 vor dem Umbau, Inhaber August Feldhahn.
Herzlichen Dank für alle Ansichten von Friedrichswalde an Grzegorz Kardyś aus Polkowice!

Restaurant Waldschlößchen um 1925 nach dem Umbau, Inhaber Gustav Freye

Restaurant Waldschlößchen um 1925 nach dem Umbau, Inhaber Gustav Freye.

Restaurant Waldschlösschen und Kinderheim Friedrichswalde.

Ausflugslokal mit Café, Gaststätte und Waldgarten Waldschlößchen in Friedrichswalde bei Heerwegen, 1939

Ausflugslokal mit Café, Gaststätte und Waldgarten Waldschlößchen
in Friedrichswalde bei Heerwegen (Polkwitz), Postkarte von 1939

Schloss Friedrichswalde

Schloss Friedrichswalde. Über die häufigen Besitzwechsel siehe obigen Bericht von Hermann Tschäke.

Kinderheim Friedrichswalde

1926 Postkarte Kinderheim Friedrichswalde


Gotthard Graf v. Ballestrem, Nachfahr des ehemaligen Besitzers, schreibt über das zeitweilige Kinderheim im Schloss:

"... Ich bin der zweite Sohn von Graf Friedrich Leopold und bis zur Flucht im Januar 1945 in dem angeblichen Kinderheim - von der Bevölkerung liebevoll Schloss genannt, eigentlich eher eine reputierliche Villa - aufgewachsen. Das Foto ist sehr schön und war mir bisher nicht bekannt. Es muß aus der Zeit stammen, in der - wie in dem Artikel erwähnt - Breslauer Kinder sich dort erholen konnten. Ohne etwas darüber zu wissen, könnte ich vermuten, dass es sich um eine vorübergehende karitative Maßnahme meines Onkels Nikolaus, des ältesten Bruders meines Vaters, gehandelt haben könnte. Mein Vater, der mit 101 Jahren noch lebt, erinnert sich nur, dass es Oberförsterei war.
Mit freundlichen Grüßen, Gotthard Graf v. Ballestrem, 23.3.2010"


Die Postkarte links wurde 1926 von einem Jungen, der sich in diesem Kinderheim erholte, an seine Eltern, Familie Klose in Breslau Michaelisstr. 9/4, geschrieben. Dank für die Erlaubnis zur Veröffentlichung an Grzegorz Kardyś!

Liebe Eltern! Ihr seid hoffentlich noch alle munter. Ich bin gut angekommen und es geht mir sehr gut. Zu essen habe ich viel und ich kann viel schlafen. Oft gehen wir in den Wald. Da können wir Beeren essen. Es grüßt euch herzlich Euer Erhard