Kotzenauer Wappen
Die Heidestadt Kotzenau und ihre waldreiche Umgebung
Kotzenau
















Dank an Gerda Rehahn geb. Ressel und ihren Enkelsohn Sven Stuhlemmer für die Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935. Sie erschien unter dem Titel "Die Heidestadt Kotzenau und ihre herrliche, waldreiche Umgebung". Die darin veröffentlichten Anzeigen Kotzenauer Firmen sind auf einer gesonderten Seite zu sehen.

Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935.
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 1

Ein Blick in das Werden der Heidestadt Kotzenau
Unserer Stadt ist zwar erst Anfang der 90er Jahre die Städteordnung ver-
liehen worden, trotzdem ist Kotzenau schon eine alte Stadt. Bis zur Verleihung der
Städteordnung lagen das Städtel Kotzenau und die Gemeinde Klein-Kotzenau "im
Gemenge", während als drittes Gemeinwesen der Gutsbezirk Klein-Kotzenau hinzu-
kam. Heute bilden alle 3 Gemeinden die Stadt Kotzenau, die etwa 4300 Einwohner zählt.
Die Anfänge Kotzenaus reichen bis ins Jahr 1297 zurück. Damals erbaute
Bolko I. von Schweidnitz hier eine Burg gegen den Herzog von Glogau. Ob sich
damals durch unsere Gegend eine Handelsstraße zog oder ob zurückerobertes Land





Blühende Heide bei Kotzenau





befestigt werden sollte, konnte bisher nicht ermittelt werden. Ebenso steht auch heute
noch nicht fest, ob die Burg die erste Ansiedlung gewesen ist oder ob der ort Kotze-
nau schon früher gegründet wurde. Um die Burg, das jetzige Schloß, zogen sich
damals Wallgräben, die heute noch dadurch zu erkennen sind, daß um as Gräflich
zu Dohna'sche Schloß herum kleinere Teiche liegen. Bis in die Mitte des 15. Jahr-
hunderts blieb Kotzenau im unmittelbarem Besitz der Herzöge von Liegnitz, erst im
Jahre 1444 erwerben Christoph und Nikolaus von Dornheim "erblich und ewiglich"
Schloß und Herrschaft Kotzenau; seit dieser Zeit ist Kotzenau im Privatbesitz. Im
Jahre 1587 erwirbt Friedrich von Nostiz Kotzenau, doch bereits 26 Jahre später,
im Jahre 1613, kauft die Familie von Stosch Kotzenau für 58 000 Taler. Unterm
13. Mai 1713 erhält Kotzenau die Wochen und Jahrmarkt-Gerechtigkeit, wovon eine
im Besitz der Stadtverwaltung sich befindliche gedruckte Urkunde zeugt. Am 26. Juni
1723 kaufte Heinrich Gottlob Graf von Reder die Herrschaft Kotzenau, diesmal für
200 000 Taler. Sein ältester Sohn Melchior Gottlob regierte für ihn und beginnt
den Bau des heutigen Schlosses. Am 8. Februar 1766 stirbt der damalige Besitzer

Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 2 Carl Albrecht von Reder und es tritt die Familie der Reichs-und Burggrafen zu
Dohna das Erbe an, in deren Händen sich diese Besitzung auch heute noch befindet.
Die hauptsächlichste Industrie Kotzenaus war bis vor einigen Jahren das
Eisenhüttenwerk Marienhütte, dessen Erzeugnisse in aller Herren Länder hinausgingen
und dort Zeugnis ablegten von deutschem Fleiß und deutschem Können. Am 18. April
1430 legten Meister Aldeheyen von Leschin und Simon mit Genehmigung des Her-
zogs Ludwig von Liegnitz am Teiche zu Kotzenau einen "Hammer und Schmiede-
werk nebst Hütte, Kram und allem was dazu gehört, an, sowie auch eine Mühle".
Der Chronist meldet, daß sie u.a. auch die Eisenerze aus der Heide haben durften.
Hier scheint also die Geburtsstätte unserer heimischen Hauptindustrie zu sein. Eine
Spur von dem Vorhandensein dieses ersten Hüttenwerkes finden wir heute vielleicht
in dem Namen unseres Hammervorwerks. Dort mag die Hütte nebst der Mühle
am Teiche gelegen haben. Im Jahre 1854 fand die Gründung der "Marienhütte"
statt; der erste Abstich erfolgte am 14. Januar 1854. Das Werk entwickelte sich, ge-
meinsam mit seinem Schwesterwerk in Mallmitz im Kreise Sprottau, im Laufe der
Zeit zu einem der größten Eisenhüttenwerke Niederschlesiens.
Nebenbei sei noch die Armaturenfabrik des Herrn Raasch erwähnt, die eben-
falls eine große Anzahl von Kotzenauern, auch heute noch, beschäftigt. Zwei Säge-
werke sind in Kotzenau in Tätigkeit, ebenso ist eine der vor wenigen Jahren neu erbaute
und mit neuesten Maschinen asugestattete Ziegelei vorhanden. Zur Zeit wird der
Bau einer modernen Molkerei durchgeführt.
Seit etwa Jahresfrist hat Kotzenau auch zwei Arbeitsdienstabteilungen erhalten, für
die in den umliegenden Forsten auf Jahre hinaus reichlich Arbeit vorhanden ist.
Seit dem Jahre 1906 hat Kotzenau Gas- und Wasserversorung und fast die
ganze Stadt ist an das Kanalrohrnetz angeschlossen. Seit Ende 1924 wird Kotzenau
dann noch durch das Elektrizitätswerk Liegnitz mit Strom versorgt.
An der Stelle, an der heute die evangelische Kirche steht, wurde im Jahre
1487 die sogenannte Dornheim'sche Kapelle gebaut, während als Baujahr des Kirchen-
gebäudes 1596 zu gelten hat. Die katholische Kirche ist in den Jahren 1864-66
erbaut worden.
In das Jahr 1901 fällt der Bau eines schönen großen Rathauses
als Ersatz für die in den verschiedensten Häusern der Stadt
verstreut liegenden städtischen Büros und Kassen. Auch eine
evangelische und katholische Volksschule und eine Berufsschule sind vorhanden.

Schützenhaus Inhaber Alfred Skirde
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 3 In den letzten Jahren vor dem Kriege wurden fast alle Straßen des Städtchens
mit schönen Granitreihen-Pflastersteinen gepflastert und Bürgersteige durch Zement-
guß befestigt. Ebenfalls in den 1890er Jahren bekam Kotzenau Anschluß an den Ver-
kehr durch den Bau einer Eisenbahnlinie, die von Reisicht nach Freystadt führt,
während uns seit der Zeit des Weltkrieges eine Kleinbahn mit vielen Dörfern und
vor allem mit der Kreisstadt Lüben verbindet.
Von schwarzen Tagen und Zeiten ist Kotzenau auch nicht verschont geblieben.
Von 1633 bis 1648 wurde unser Städtchen von den Wirren des 30jährigen Krie-
ges arg erfaßt und war beinahe 15 Jahre menschenleer. 1655 waren im neuerbauten
Kotzenau aber bereits wieder 37 Wirte vorhanden. Ebenso mußten die Kotzenauer
im Kriegsjahr 1813 reichlich viel ertragen, wovon eine Niederschrift aus damaliger Zeit
meldet; einmal lag ein ganzes Cavalleriekorps von 15 000 Mann in und um
Kotzenau in Feldlagern; alle Leute sollten verpflegt werden, was undurchführbar
war, dafür aber zu einer gründlichen Plünderung der Kotzenauer Bewohner führte.
Der große Brand vom 30. Oktober 1746 äscherte Stadt und Dorf Kotzenau
völlig ein. Der Chronist meldet, daß "Stadt und Kirche nebst Pfarr-und Schulhaus
sowie ein großer Teil des Dorfes innerhalb weniger Stunden in Asche gelegt wurden".
Fast genau 100 Jahre nach diesem Brande, am 4. Mai 1847, wütete wieder
ein Großfeuer in unserem Orte, dem am 11. September ein weiterer Brand folgte
und wiederum wurde Kotzenau fast ganz eingeäschert.
Im Jahre 1904 bedrohte ein sehr großer Waldbrand in der Wolfersdorfer
Heide bei Armadebrunn auch unseren Ort, der tagelang in Qualm und auch Asche
gehüllt war. Nur mit Mühe gelang es, dem Brande, der bereits auf die Gräflich
zu Dohna'schen Forsten übergegriffen hatte, Einhalt zu gebieten.
Der letzte schwarze Tag war der 13. November 1931, der Tag, an dem unser
Eisenhüttenwerk "Marienhütte" den letzten Abstich nahm. Ein Bild legt von diesem
traurigen Ereignis Zeugnis ab.
Fast 80 Jahre haben Kotzenauer Einwohner und Menschen aus den benach-
barten Dörfern Arbeit und Brot und Lohn gefunden. Rund 1 000 Menschen waren
in früheren Zeiten im Durchschnitt im Kotzenauer Werk beschäftigt. An Lohngeldern
wurden im Jahre 1925 noch rd. 1 000 000 Mark ausgezahlt.
Die umfriedete Fläche, auf der die Gebäude und Anlagen
der Hütte stehen, ist 26 Morgen groß. Zur Zeit ist die
Stadtverwaltung mit all ihr zu Gebote stehenden Mitteln
und Kräften bemüht,


Heidelandschaft beim Torfmoor
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 4 das Hüttenwerk, als den Lebensnerv der Stadt, wieder aufzubauen und damit die
wirtschaftlich schwer notleidende Bevölkerung an die Stätten ihrer früheren rastlosen
Arbeit zurückzuführen. Möchte ihr das restlos gelingen.

Sonnentag in der Kotzenauer Heide
(Zu den Bildern.)

Wie zwei schützende Lungenflügel lagern sich um das Heidestädtchen Kotzenau
die dem Burggrafen zu Dohna gehörigen Forsten in einer Größe von rund 5 800
Hektar, kurz die Kotzenauer Heide genannt.
Einst von dem Dröhnen der Hämmer des Eisenhüttenwerkes "Marienhütte"
durchflutet,träumt sie still in den herbstlichen Alltag. - Sie hat ihr Hochzeits-
kleid angelegt und nie hat ein duftigeres und zarteres Kleid die Gestalt einer Braut
umflossen als es zur Zeit die Heide trägt. - Kennst Du die Schönheit der schle-
sischen Heide? Nein! Dann wandere mit uns und laß Dich in die Geheimnisse
und in die Sprache des Waldes und des Moores einweihen.
Auf einsamem Pfad schreiten wir lautlos dahin. Nur in der Stille kannst Du
die Natur belauschen, lautes Gröhlen und unnützer Redeschwall ist ihr zuwider.
Noch dringt aus dem am Westausgang der Stadt idyllisch gelegenen Schützen-
haus mit seinen freundlichen Räumen und herrlichem Saal und mit seinen bunt ge-
deckten Tischen unter schattigen Linden und Kastanien das lustige Plaudern der Gäste
an unser Ohr, da nimmt uns auch schon der Heidewald in seine Arme auf. Durch
hohe Grasstauden und mitten durch herbstliche Jungbirkengruppen und weitausla-
dende Altfichten und Kiefern wandern wir auf federndem Moor. Eiligen Laufes
kreuzen Waldameisen unseren Weg und schaffen auf eigens gebauten schmalen Straßen
die Nadeln der Kiefer und Fichte und kleine Harzstücke zu ihrem kunstvollen Bau,
um für den Winter gegen die Kälte gerüstet zu sein. Zwischen den Birkengruppen
eingelagert liegen die dunklen Büsche des Kienporstes oder auch landläufig Rosmarin
genannt mit ihren leuchtenden, gelbgrünen Trieben des letzten Jahres. Dazwischen
in hohen Stauden oder polsterartig am Boden liegend die ersten Kinder der Heide,
die blühende Erika! Glöckchen an Glöckchen reihen sich zu unendlich duftigen,
und hell- bis dunkelrosa leuchtendem Gespinst die zarten Blüten des Heidekrautes, und
Tausende von fleißigen Bienen holen mit singendem Ton aus ihnen das Gold des Imkers,



Torfmoor mit blühender Heide
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 5 den köstlichen Heidehonig. Daher fahren, sobald die Heide anfängt zu blühen, von
weit und breit die Imker mit ihren Bienenstöcken in die Heide, um den Bienen
Gelegenheit zu geben, reiche Tracht zu tragen.
Inzwischen sind wir weiter geschritten, die einzelnen Birkengruppen treten zu-
rück und vor unserem Auge entfaltet sich plötzlich das weite, braune blühende Moor,
nur noch von einzelnen Birken durchstellt und am Horizont in einem rosa Nebel
verschwimmend. Süßer, zarter Duft, wie ihn die Wälder der Tropen ausströmen,
benimmt unsere Sinne und das Auge kann sich nicht satt sehen an dem schimmern-
den und gleißenden Schleier, der über dem braunen Moor liegt. - Da hemmen
plötzlich dunkle Wasser unsern Schritt. Wir stehen am Rande eines abgebauten Hoch-
moores, in welchem in früheren Jahren Torf gewonnen worden ist. Ein hellgrüner
Kranz von Schilf umrahmt nach Westen die weite Wasserfläche, die von braunen
Dämmen durchzogen ist und in der sich das helle Weiß der Birkenstämme und die
bunten Farben der Kronen spiegeln. Am flachen Ufer, unter Birken versteckt, liegt
einsam ein Kahn. - Nun führt uns die Wanderung auf aufgeschütteten Wegen
und durch Kiefernbestände zu einem beliebten Ausflugsort unseres Städtchens,
der Friederikenshöh. Am Rande des Hügels liegt das Forsthaus gleichen Namens, wäh-
rend sich auf seiner Spitze ein 25 Meter hoher massiver Turm erhebt, von hohen
Eichen umlagert. Der Turm ist zum Feuerwachtturm ausgebaut und von seinem
höchsten Ausguck genießen wir einen weiten, weiten Blick ins Land, über die Kronen
der Kiefernwälder und die roten Dächer und Türme der schmucken Dörfer hinweg
bis hin zum Riesengebirge. Vertraut äst auf der unter uns liegenden Wiese ein
Rudel Damwild, bei dem sich einige starke Schaufler befinden. Bei unserer Weiter-
wanderung haben wir Gelegenheit, dicht an den Hirschen vorbeizukommen und die
eigenartige Zeichnung des Wildes zu betrachten. - Unser Weg führt uns nun ab-
wechselnd durch Schonungen, Stangenhölzer und Althölzer mitten durch das Herz
der Kotzenauer Heide. - War bisher der Baumbestand in der Hauptsache Kiefer
und Fichte, so schimmern uns jetzt die grauen Stämme der Buchen mit ihren weit-
ausladenden Kronen entgegen, während dichter Unterwuchs von Rot-und Weißbuche
die Stämme der Kiefer umschmiegt. Wir sind in der Gegend des Forsthauses Pech-
ofen, dessen rotes Dach bald durch das grün der Kronen leuchtet.
Hier stand in den früheren Jahren eine Pechkocherei und erst in den
1870er Jahren ist der alte Pechofen abgerissen worden, um nicht
wieder errichtet zu werden. Eine Telefonleitung führt uns

Abgebautes Torfmoor
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 6 durch hohe Kiefernbestände an den Rand des Waldes. In der Ferne leuchten die
Türme und Dächer unseres Städtchens und nachdem wir die Primkenauer Kunst-
straße und ebenso die Eisenbahnstrecke überschritten haben, nimmt uns wieder der
Wald auf. Wir schreiten jetzt dem Randgebiet des Hammerwaldes zu und weite
Wiesenflächen trennen ihn von dem Revier Jakobsdorf, das wir eben durchschritten
haben. Die Erlenbestände des Krugwaldes begrüßen uns und aus den Gräben und
Schilfgräsern lugen die letzten Blüten des Vergißmeinnicht empor, das im Frühjahr
hier üppig blüht. Vor uns schimmert die blaue Wasserfläche der Fischteiche, in denen
Karpfen- und Schleienzucht betrieben wird. Auf ansteigender Höhe winkt das Vor-
werk Hammer herüber und wir neigen uns dem Ende unserer Wanderung zu. Eine
lange Birkenallee führt zum Eingang in den Hammerwald, der zum
großen Teil eingegattert ist und der noch in ansehnlicher Zahl den König der Wäl-
der, den edlen Rothirsch beherbergt. Bald wird wieder die mächtige Stimme des
Brunfthirsches die Stlle der Nacht durchbrechen und in hundertfachem Echo weiter-
getragen werden. Sausenden Fluges schwingt sich ein Auerhahn durch das Holz,
um seinen Schlafbaum aufzusuchen. Länger werden die Schatten der Kiefern
und bald wird lichter Nebel sich auf den Wildwiesen lagern und das austretende
Wild in seinen Schutz nehmen. Unser Wandertag ist beendet, und wer offene Augen
und Ohren gehabt hat, wird noch lange von dem Zauber der schlesischen Heide ge-
fangen sein.

Das Heidestädtchen Kotzenau

Kommt, - sei's mit, sei's ohne Frau,
Nach dem schönen Kotzenau.
Daß der Name unseres lieben Heidestädtchens Kotzenau wohlklingend sei, könnte selbst der eifrigste "Lokalpatriot" nicht behaupten. Es kann dem Kotzenauer in der Fremde geschehen, daß er beim Nennen seines Wohn- und Heimatortes einem belustigten Schmunzeln begegnet, und ein sächsischer Eisenbahnschaffner, dem ich meine Fahrkarte vorzeigen mußte, gab seinen Gefühlen Ausdruck, indem er sagte: "Ach herrchee, da werd eem je ganz iebel".
Der Kotzenauer hört sich solche und ähnliche Äußerungen natürlich gelassen an und denkt: Lernt ihr mal erst Kotzenau und seine schöne Umgebung kennen, dann wird euch anders als übel werden, dann wird es euch ergehen, wie es bisher noch jedem Fremden ergangen ist, der zum erstenmal in unser Städtchen kam oder Gelegenheit hatte, seine Umgebung

Durchblick nach den Moorteichen
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 7 kennen zu lernen, er wird nämlich eingestehen müssen, daß beide, Stadt und Um-
gebung, gar nicht so "iebel" sind, daß es sich sogar verlohnt, ihnen einen Besuch
abzustatten. Und wer etwa auf der Suche nach einem stillen, friedlichen Urlaubs-
aufenthalt ist, wo er sich vom Großstadttrubel erholen und seine verstaubten Lungen mit
"Ozon" behandeln kann, in dem wird sich vielleicht der Wunsch regen, hier für
längere Zeit seinen Wigwam aufschlagen zu dürfen. Das haben schon viele Frem-
de getan und sich dabei recht wohl gefühlt.
"Was kann uns "Kotzenau" schon bieten?", fragt wohl zunächst jeder. Dem,
der Vergnügungen und Zerstreuungen sucht, außer einem Kino und einigen Tanz-
dielen soviel wie nichts. Der mag aber auch in seiner Großstadtluft bleiben. Wem
aber an friedlicher Stille, an herrlichen Spaziergängen in Wald und Heide, an den
Schönheiten der Natur, an Beobachtungen von allerhand kriechendem, springendem,
fliegendem Getier gelegen ist, von der flinken Eidechse bis zum stolzen Hirsch, von
der zierlichen Meise bis zum majestätisch dahinschwebenden Fischadler, dem bietet
Kotzenau alles, was er sich wünschen mag.
Die folgenden Zeilen sollen dem Fremden, der es einmal mit einem kürzeren
oder längeren Aufenthalt in unserem Heidestädtchen versuchen möchte, einige Anwei-
sungen geben, sie sollten aber auch die Einheimischen, die all die Schönheiten ihrer
engeren Heimat gedankenlos hinnehmen und kaum schätzen, aufrütteln und sie ihnen
zum Bewußtsein bringen.
Die Stadt Kotzenau bildet den Mittelpunkt des westlichen Teiles vom Kreise
Lüben und liegt an der Strecke Reisicht-Freystadt. Wer Kleinbahnidyll liebt oder
gern einmal genießen möchte, kann auch mit unserem "Heideexpreß" unmittelbar von
Lüben aus hierher gelangen.
Vor seiner Einfahrt in den Bahnhof werden ihm die schmucken Häuser der
Städtischen Siedlung an der Lindenstraße und die neuerstandenen Kleinsiedlungs-
häuser auffallen. Nach dem Verlassen des Bahnhofes betritt er die sauber gehaltene,
breite Bahnhofstraße, die ihn in schnurgerader Richtung von Osten nach Westen auf
den geräumigen Marktplatz führt. Er ist, wie auch alle Straßen, gut gepflastert und
von einem Viereck wohlgepflegter Linden umgeben. In der Mitte steht, an Stelle
des sonst in Städten üblichichen Rathauses, die im Jahre 1596 erbaute
evangelische Kirche mit dem eigenartig wirkenden runden Turm.
Ein Kriegerdenkmal von 1870, ein von Pyramideneichen umgebener
Obelisk, schmückt den östlichen Teil des Marktplatzes.

Damwild an der Friederikenhöhe
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 8 Von der Nordwestecke aus führt die Gartenstraße zu dem im Jahre 1899 er-
bauten Rathause, das von Rotdornbäumen und gepflegten Anlagen umgeben ist.
Ihm gegenüber wird zur Zeit eine Molkerei gebaut. Am Ende der Gartenstraße
biegen wir links um in die Hillenbergstraße. Da sehen wir zunächst die Baracken
eines Arbeitsdienstlagers. Die Insassen haben es verstanden, sich dort ein freundlich
anmutendes, blumengeschmücktes Heim zu schaffen. Die Hillenbergstraße,
(Kolonie genannt) besteht aus gleichartig in Rohbau ausgeführten Arbeiter-
häusern der Marienhütte, von der später noch die Rede sein wird.
An die Hillenbergstraße schließt sich eine von vier Lindenreihen gebildete Allee,
die zur Primkenauer Straße führt. Dort sehen wir rechter Hand das stattliche
evangelische Pfarrhaus mit dem dahinterliegenden Jugendheim. Wir überschreiten
die Straße und gelangen, den Charlottenhain vorläufig rechts liegen lassend,
auf die Haynauer Kunststraße. Hier steht die Oberförsterei. Wir könnten auch
dem gräflichen Sägewerk einen Besuch abstatten, wenden uns aber nach links und
gelangen an der Gärtnerei vorbei zum Schloß des Grafen und Burggrafen zu Dohna,
einem stattlichen Bau, der mit seinem etwa 60 Meter hohen Turme weit über die
mächtigen Kronen alter Baumriesen emporragt.
Es ist umgeben von einem herrlichen, weit ausgedehnten und gut gepflegten Park,
dessen Besuch jederman gestattet ist. Mächtige Bäume, schattige Buchengänge,
ein Teich, an dessen Ufer steinerne Gestalten der griechischen Göttersage stehen,
herrliche Baumgruppen, blühende und duftende Ziersträucher, eine Knieholzanlage,
machen den Park zu einer Sehenswürdigkeit.
Wir verlassen ihn durch den östlichen Ausgang und gelangen, am Parkzaun
entlangschreitend, zu der im Jahre 1883 erbauten evangelischen Schule. Rechts ab-
biegend kommen wir auf die Glogauer Straße und sehen hier die katholische Kirche,
die in den Jahren 1864 bis 1866 erbaut wurde.
Wenn wir nun die Bahnhofstraße überqueren, gelangen wir zur Marienhütte,
einem bedeutendem Eisenhüttenwerk, dessen Erzeugnisse früher im ganzen Reiche und
selbst im Auslande hoch geschätzt wurden. Es beschäftigte in der Vorkriegszeit rund
1200 Arbeiter und Angestellte. 1931 fiel es leider der schweren Zeit zum Opfer.
Die Schlote rauchen und die Hämmer dröhnen nicht mehr, doch wird mit allen


Mittelblatt: Friederikenhöhe mit Aussichtsturm
und Gesamtansichten der Stadt Kotzenau
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 9 Kräften daran gearbeitet, daß sich die Räder wieder drehen und die Schlote wieder
rauchen. Zur Zeit beherbergt das Werk ein zweites Arbeitsdienstlager. Am Ende
der Glogauer Straße finden wir noch das Gas-und Wsserwerk unserer Stadt.
An industriellen Unternehmungen besitzt Kotzenau noch eine Armaturen- und
Metallwarenfabrik, mehrere Maschinenfabriken, ein zweites Sägewerk, und eine mit
den modernsten Einrichtungen versehene Ziegelei.
Was den Aufenthalt in Kotzenau besonders anziehend macht,
ist die unmittelbare Nähe prächtiger Wälder. Kaum hat der Wanderer
die Stadt verlassen, so tritt er in den Schatten mächtiger Fichten
und hochstämmiger Kiefern, weiterhin auch in herrlichen Mischwald
und atmet mit Entzücken den köstlichen Waldesduft. In den Zweigen
musizieren Amseln und Drosseln und hämmert der Specht. Der Wildtauber
läßt seinen girrenden Ruf ertönen, der Kuckuck ruft lockend sein Weibchen,
der Eichelhäher lärmt, und hoch in den Lüften segelt der Bussard, nach
Beute spähend. Fasanen trippeln eilig über den Weg und verschwinden in
der dichten Schonung. Ein schlankes Reh wechselt über eine Lichtung,
und hat man Glück, so kann man auch ein Rudel Damhirsche oder gar
den stolzen Edelhirsch bewundern. Dem Fremden wird es lieb sein,
uns auf einigen Wanderungen durch Wald und Heide begleiten zu dürfen.
Wir beginnen bei der Oberförsterei und gehen ein Stück die Haynauer
Kunststraße entlang. Da kommen wir zunächst zum Denkmal für die
Gefallenen des Weltkrieges. So schön gelegen wie das unsrige ist selten
ein anderes. Der breite Sandsteinsockel mit den in unserer Hütte ge-
gossenen Namenstafeln, gekrönt von einem steinernen Stahlhelm,
steht es im Hintergrund einer halbkreisförmigen Lichtung auf einer
kleinen blumengeschmückten Erhöhung, umgeben von hohen, dunklen Fich-
ten, die wie die Kulisse eines Freilichttheaters wirken. Hinter dem Denkmal beginnt
der Charlottenhain, in dessen gepflegten Wegen man sich ergehen kann, wenn man
nur einen kurzen Spaziergang beabsichtigt.
Man ist hier, in unmittelbarer Nähe der Stadt, doch bereits im Schatten spen-
denden Walde und kann sich an dem munteren Treiben der dort häufigen Eichhörn-
chen und Eichelhäher ergötzen. - Wir schreiten auf der Haynauer Kunststraße weiter
bis zur sogenannten Neuhammer Linie, einem sehr schönen, schattigen Waldwege.

Mittelblatt: Friederikenhöhe mit Aussichtsturm
und Gesamtansichten der Stadt Kotzenau
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 10 Rechter Hand sehen wir durch die Bäume die Mauern des Schützenhauses. Auch
von dem kann man sagen, daß wenige Städte ein solches besitzen, daß herrlicher ge-
legen wäre. Darum ist es auch ein beliebter Aufenthaltsort für alle Einheimischen
und Fremden. Es besitzt geräumige Gastzimmer und einen für eine Kleinstadt recht
ansehnlichen Saal. Der große schattige Garten, mitten im Walde gelegen, und der
sich anschließende freie Platz bieten Raum genug, um selbst Volksfeste dort begehen
zu können. Zur Unterhaltung für Erwachsenen dient eine gemauerte Kegelbahn, für
Kinder ist ein mit Schaukel, Rutschbahn, Drahtseilbahn und Karussel ausgerüsteter
Vergnügungsplatz vorhanden.
Die Neuhammer Linie entlang schreitend gelangen wir nach etwa 15 bis 20
Minuten an eine Stelle, wo zur rechten Hand der Wald aufhört und weite, grüne
Wiesenflächen sich breiten. Wer Glück hat, kann schon hier äsendes Rotwild zu Ge-
sicht bekommen. Bald darauf führt, links abbiegend, ein Weg zum "Torfstich". Der
Name verrät, daß hier noch vor kurzer Zeit Torf gestochen wurde. Die Umgebung
zeigt ausgesprochenen Heidecharakter.
Mitten im Wald spiegeln sich hohe Föhren, dunkle Fichten, schlanke Birken
in dem silberklaren Wasser eines kleinen Sees, dessen Einförmigkeit durch kleine Inseln
unterbrochen wird. Wildenten, die im Schilf- und Kolbenrohrgestrüpp guten Unter-
schlupf finden, tummeln sich auf dem blanken Spiegel oder streichen mit klingendem
Flügelschlag ab, um andere Tummelplätzen aufzusuchen. Dieser kleine Waldsee ist einer
der anziehendsten Punkte in der Umgebung Kotzenaus. Im Winter wird er auch
gern von Schlittschuhläufern aufgesucht. Einige kleine Teiche mit dunklem, moorigen
Wasser sind beliebte Aufenthaltsorte für allerhand kleines Wassergetier. Hier kann
man auch die Ringelnatter als Kunstschwimmerin häufig bewundern.
Wir kehren auf die Neuhammer Linie zurück und gelangen nach weiteren 10
Minuten an einen zweiten, links abbiegenden Waldweg, den wir aber nur wenige
Schritte verfolgen, um dann, rechts abbiegend, einen schmalen Fußweg zu benutzen.
Er führt, wieder etwa zehn Minuten lang, durch schöne Waldpartien zur Friederikenhöhe,
dem beliebtesten Ausflugsort der Kotzenauer.
Auf einem ziemlich steilen Hügel erhebt sich ein runder, steinerner Aussichtsturm,
auf dessen Zinne noch ein sieben Meter hohes Holzgerüst aufgebaut ist.
Von dieser Höhe aus genießt man einen prächtigen Rundblick auf die sich
schier ins Unendliche dehnenden Wälder und in der Ferne auf das
Bober-Katzbach Gebirge und das

Forsthaus Pechofen
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 11 Riesengebirge. Unter schattigen Eichen stehen Tische und Bänke zur Rast für den
Wanderer, und im Forsthaus dicht daneben, erhält man zu wirklich mäßigen Prei-
sen Speise und Trank. Der Berliner, der eine besondere Vorliebe dafür hat, "Kaffee
selbst zu kochen", kommt auch hier auf seine Rechnung.
Am Rande des Hügels steht ein Wildfutterhäuschen. Bis hierher kommt im
Winter das Rotwild, um sich dargereichte Äsung zu holen. Im Sommer braucht
man nur wenige Schritte zu gehen, um auf die "Turmwiese" zu gelangen. Dort
hat der Besucher, wenn er sich still verhält, fast immer Gelegenheit, ein oder mehrere
Rudel Damwild und den stolzen Edelhirsch mit weit ausladendem Geweih zu betrachten.
Im Winter ist die Friederikenhöhe ein beliebter Tummelplatz für Rodler, und
selbst (allerdings nur sehr bescheidene) Schiläufer versuchen dort ihre Künste. Von
einem Besuch der Friederikenhöhe wird jeder Wanderer erquickt und befriedigt heimkehren.
Unsere zweite Wanderung beginnt wieder bei der Oberförsterei. Wir gehen
bis zum Schützenhause, lassen es aber diesmal links liegen und wandern die nach
Bunzlau führende Kunststraße entlang. Zur rechten Hand haben wir den schon früher
erwähnten Charlottenhain, links die unter hohen Kiefern gelegenen Schießstände.
Nach etwa 15 Minuten verlassen wir die flach nach links abbiegende Kunststraße
und gehen die geradeaus führende frühere Hinterheider Linie entlang, biegen nach wei-
teren 10 Minuten rechts ab und gelangen an das idyllisch gelegene Forsthaus Pech-
ofen. Die "Garnberge", Ausläufer des Katzengebirges, geben der Umgebung hüg-
ligen Charakter. Die Umgebung des Forsthauses Pechofen zeichnet sich durch er-
frischenden, prächtigen Mischwald aus und wird besonders an heißen Tagen gern
besucht. Im Herbst bietet das buntgefärbte Buchenlaub einen besonders
schönen Anblick. In der Nähe steht ein Waldblockhaus, ein der gräflichen
Herrschaft gehörendes Wochenendhaus bei dem sich oft und gern,
besonders Frauen und Kinder als Gäste der Frau Gräfin zu Dohna
zur Kaffeetafel und fröhlichem Spiel vereinen. Zum Rückweg wählen wir
die "Plachtsche Linie" und gelangen durch den Charlottenhain wieder nach Kotzenau.
Zu einer dritten Wanderung treffen wir uns am Rathause, gehen ein Stück die
Bismarckstraße entlang, biegen links ab und wandern an der hinteren Hütten-
mauer und dem Elektrizitätswerk vorüber nach dem Hammervorwerk. Dort liegt
wieder eine Försterei. Wir wenden uns aber zunächst nach links, um der Hammermühle
und dem Hammerteiche einen Besuch abzustatten. Die Hammermühle ist ein kleines,
von Wasserkraft getriebenes Sägewerk. Der Ham-

Buchenpartie am Pechofen
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 12 merteich versorgt die Kotzenauer mit den beliebten Weihnachtskarpfen und -Schleien.
Mühle und Teich bieten einen sehr schönen Anblick.
Wir gehen zum Vorwerk zurück und kommen, links abbiegend, durch eine alte
Kiesgrube auf einen Weg, der durch die Wiesen am "Krugwald" und dem "Toten
Mann" zu den Kotzenauer und späterhin zu den Parchauer Fischteichen führt. Diese
Teiche bieten dem Naturfreunde einen besonderen Genuß. Er darf Einblick nehmen
in das reichhaltige Tierleben, das sich hier abspielt. Von den Insekten sind es be-
sonders die zahlreichen Libellenarten, diese Raubtiere aus der Insektenwelt, die
hier pfeilgeschwind, wie zuckende Gold-und Silberblitze, die Luft durchschneiden. An
den Teichrändern treiben die Frösche ihr Wesen, und aus dem blinkenden Wasser-
spiegel hervor springt hier und dort ein silberschuppiger Fisch, der sich ein unvor-
sichtiges Sechsbeinchen als willkommene Beute holt.
Auf dem Wasser schwimmen Wildenten, Wasserführer und Taucher, und in der
Luft tummeln sich Möwen, Kibitze und Reiher, und selbst der mächtige Fischadler ist
kein seltener Gast. Auf der Wiese aber sucht, gravitätisch schreitend, der Storch nach
Fröschen, Eidechsen und Schlangen. Der Naturfreund und -kenner wird außer den
genannten noch manchen nicht alltäglichen Gast aus der Insekten- und Vogelwelt
hier finden.
Für den Rückweg können wir den prächtigen Hammerwald wählen, der außer
zahlreichem Hochwild auch Schwarzwild und sogar das königliche Auerwild birgt,
oder die Parchauer Kunststraße, die bis kurz vor die Stadt den Hammerwald durch-
schneidet. - Von dieser Kunststraße kann man auch zu einem weiteren Spaziergange
in die Neudorfer Linie abbiegen. Man gelangt dort an den Rotbeerbusch,
über grüne Wiesen zur Ziegelei. Von hier aus führt wieder ein Weg zu-
nächst durch jungen Buchenwald, der besonders in der Herbstfärbung präch-
tig wirkt und "Sängerhain" genannt wird, ferner über Wiesen und Äcker
zu den Badeteichen. Dort herrscht den ganzen Sommer hindurch reges Trei-
ben. Der Schwimmer hat reichlich Raum zur Ausübung des Schwimm-
sportes und kann von Sprungturm aus seine Künste zeigen. Für Kinder
und Nichtschwimmer ist ein besonderer Raum vorhanden. Zur Erholung darf
man auf grünen Rasenflächen ein Sonnenbad nehmen. Der Rückweg
zur Stadt führt diesmal durch die Äcker der Kotzenauer Ackerbürger, die
hier dem nicht sehr freigebigen Boden seine Erträge abringen.
Wer zur Zeit der Hirschbrunft in Kotzenau weilt, kann
den stolzen Recken in seiner ganzen Majestät be-

Erlenpartie, Krugwald
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 13 Hammermühle


wundern und sein tiefes Röh-
ren und Orgeln vernehmen,
wenn er an der Ziegelei vorüber
die nach Gläsersdorf führende
Kunststraße hinaus wandert.
Dort breiten sich linker Hand grü-
ne Wiesen, die als be-
sonders beliebte Brunftplätze gelten. In
Kürze wird dicht bei der Stadt
auf der rechts gelegenen Waldwiese an der Kunststraße nach Haynau ein neuer
Sportplatz mit Badeteich erstehen. Für solche, die sich längere Zeit hier aufhalten
wollen, sei erwähnt, daß sie auch Gelegenheit zu schönen Halb- und Ganztagsaus-
flügen haben. Nicht weit entfernt liegt die Silberquelle, ein sehr beliebter Ausflugs-
ort der Haynauer und Bunzlauer, und ein Tagesausflug nach der Gröditzburg wird
selbst den Verwöhnten voll befriedigen.
Für den Fall, daß diese Zeilen nun Ströme von Besuchern herbeiführen soll-
ten, sei darauf hingewiesen, daß sie bei unseren Gastwirten und -wirtinnen freund-
liche Unterkunft und reichliche, preiswerte Verpflegung finden werden.
Wer im Frühling kommt, erlebt hier besonders eindringlich das Erwachen der
Natur und wird seine Freude haben an dem jungen, frischgrünen Laube der Blätter-
bäume, das sich von dem dunklen Hintergrunde der Fichten und Föhren wirkungs-
voll abhebt.
Im Sommer findet er im Wal-
de Kühlung und Erholung und
darf sich nebenbei nach Herzens-
lust erlaben an köstlichen Wald-
beeren. Auch der Pilzfreund sucht
nicht vergebens, besonders im
Herbst, wenn der Wald in seinem
schönsten Farbenschmucke ist


Hammerteiche
Beilage zum Kotzenauer Stadtblatt vom 24.8.1935, Seite 14 Rothirsch im Hammerwald

und das Heidekraut, die liebliche Erika,
weite Flächen mit rosenrotem Schimmer überzieht.
Wenn aber der Winter ins Land kommt, dann hängt
der Rauhreif in den Zweigen, dann scheint die Sonne
auf glitzernde Schneekristalle, und der Wald verwandelt
sich in ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
Zu jeder Jahreszeit hat er seine Reize und Schönheiten,
denen sich kein fühlendes Menschenherz verschließen kann.

Darum: Willst du in den Urlaubstagen
Dich von des Berufes Plagen
Und des Alltags Sticheleien
Eine Zeitlang ganz befreien,
In den Wäldern unter Bäumen
Deine freie Zeit verträumen,
Sei's allein, sei es mit andern
Durch die grüne Heide wandern,
Komm, - sei's mit, sei's ohne Frau, -
Nach dem schönen Kotzenau!
M. L.
(Lehrer Max Liske 1879-1939)