Gemeinde Krummlinde
Gemeinde Lerchenborn mit Ortsteil Bohlendorf














Krummlinde in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Krummlinde [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 13 km, Post Vorderheide, 452 Einwohner, 145 Haushalte, Flurgröße 601 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Gustav Kühn, Fernsprecher Vorderheide 27, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt, Schulgemeinde Gendarmeriebezirk Krummlinde / nächster Personen-, Güterbahnhof Vorderheide 1,5 km. Vorhanden: 1 Volksschule, 1 Rittergut

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Krummlinde in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927

Krummlinde in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Krummlinde in Nachschlagewerken von 1789 und 1845

Krummlinde [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Lüben 12 km; Post Eisenbahnstation Vorderheide 3 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk evangelisches Kirchspiel Groß Reichen; katholisches Kirchspiel Kaltwasser; 165 + 47 Einwohner

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Krummlinde auf der Kreiskarte Lüben 1935

Krummlinde [1927]
Dorf und Gemeindebezirk Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 210 Einwohner Gemeindevorsteher Glaubitz Gutsvorsteher Lausch Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Vorderheide Entfernung 0,5 km Amtsgericht Gewerbegericht Kaufmannsgericht Lüben Landgericht Elektrizitätswerk Liegnitz ev. Volksschule
Buchmann, Karl, Bäckerei
Heinsch, Heinrich, Schuhmacher
Karsch, Wilhelm, Fleischer
Kaßner, Paul, Kohlenhandlung
Meisner, Artur, Schuhmachermeister
Müller, Paul, Gastwirtschaft
Spittler, Emil, Gastwirt
Stark, Martin, Gastwirt

aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Gruß aus Martin Starks Gasthof in Krummlinde

Krummlinde und Kaltenborn auf einem Messtischblatt von 1933

Krummlinde und Kaltenborn auf einem Messtischblatt von 1933

Die Bezeichnung Kaltenborn geht auf dieses Gewässer zurück (kalter Born, kalter Brunnen, kalte Quelle).
Kaltenborn wird manchmal Krummlinde, manchmal dem Vorwerk Vorderheide zugerechnet.

1910: Gasthaus zum Gerichtskretscham von Martin Stark, Garten, Schloss und Schule

1910: Gasthaus zum Gerichtskretscham von Martin Stark, Garten, Schloss und Schule

Krummlinde: Schloss, Bäckerei und Warenhandlung Karl Buchmann, Schule, Forsthaus

Krummlinde: Schloss, Bäckerei und Warenhandlung Karl Buchmann, Schule, Forsthaus.

Krummlinde: Gaststätte zum Gerichtskretscham, Garten, Am Kaltenborn, Bahnhof

Krummlinde warb mit seiner Lage als "Ausflugsort bei Liegnitz", auch wenn es im Kreis Lüben lag.
Die Ansichtskarte zeigt die Gaststätte zum Gerichtskretscham mit dem Garten, Kaltenborn, Bahnhof Vorderheide

Krummlinde

Dieses Dörfchen liegt beiderseits der Kunststraße Haynau - Steinau an der Liegnitz-Lübener Kreisgrenze. Wie es zu seinem Namen gekommen sein mag, läßt sich leicht erraten, denn auch zu unserer Zeit fand man dort noch mehrere sehr alte krummwüchsige Lindenbäume, die wahrscheinlich recht viel von Not- und Kriegszeiten vergangener Jahrhunderte erzählen könnten.

In meinen Erinnerungen verfolge ich das Ortsbild vom östlichen Dorfeingang aus: Das erste Anwesen linkerhand, wo die mit Ahornbäumen bestandene Straße nach Mühlrädlitz führt, war früher eine Gastwirtschaft mit der treffenden Bezeichnung "Zum Waldessaum". Gegenüber davon, bei der Löfflerschen Neubauernstelle, kommt man durch Feld und Wald, wandert nach Fauljoppe.

Die jetzt etwas tiefer liegende Straße geht eine kurze Strecke durch nasses Wiesengelände. Während der Morgenstunden des Herbstes lagerten hier meist naßkalte Nebelschwaden. Im Anschluß an diese Niederung, in Richtung Klein-Reichen, befindet sich ein zum Gut Krummlinde gehörender Fischteich, in dem meine Kinder bei warmem Wetter gern badeten.

Der Weg steigt bald wieder leicht an, links liegen einige Häuslerstellen und schräg gegenüber davon die ausgedehnten Scheunen und Stallungen des Rittergutes. Besitzer desselben waren zuletzt die Eheleute Proske, die durch den Verlust ihrer drei Söhne im letzten Kriege vom Schicksal besonders hart getroffen wurden.

Linkerhand, kurz vor dem Gut, zweigt durch magere Felder und weite dunkle Kiefernforsten ein breiter sandiger Weg nach Hummeln-Liegnitz ab. Weiter wandernd, finden wir rechts das Schulhaus und gegenüber davon einige zwischen den beiden Kriegen erbaute Wohnhäuser. In unserer Betrachtung bleiben wir jetzt auf der linken Straßenseite: Hinter dem Haus des Bahnbediensteten Sternberg liegt die Gastwirtschaft des M. Stark, wo die Wanderlustigen gern einkehrten; es folgen einige Kleinbauernstellen und Häusler, die Bäckerei mit Warenhandlung Geisler, die Fleischerei Brattge, die Fahrradhandlung Preussing, und den Abschluß bildet dann die kleine Röhrichtsche Landwirtschaft.

Wieder zurückgehend bis zum Gasthaus, erblicken wir rechtsseitig ebenfalls noch etliche landwirtschaftliche Stellen und zwei schon recht alte, aus Holz und Fachwerk erbaute Häuser. Am Ende des Dorfes, wo der Weg über die Bahngleise nach Neurode geht, baute sich in den zwanziger Jahren der Maurer Karl Röhricht ein Eigenheim. Röhricht war bis 1933 politisch tätig und als Kreistagsabgeordneter eine bekannte Persönlichkeit.

In früheren Zeiten muß es in dem von drei Seiten mit Wald und Gebüsch umgebenen Dörfchen sehr einsam gewesen sein. Dies änderte sich jedoch, nachdem in den 1870er Jahren die Bahnstrecke Liegnitz-Raudten gebaut wurde und Krummlinde auf seiner westlichen Gemarkung seinen Bahnhof Vorderheide erhielt. Es war aber nicht nur sein Bahnhof, sondern auch der für die Dörfer Neurode, Würtsch-Helle, Kaltwasser, Fauljoppe, Petschkendorf, Groß- und Klein-Reichen und Mühlrädlitz.

Als ich 1923 zum ersten Male in Vorderheide ausstieg, befanden sich dort außer dem Bahnhofsgebäude nur das Sägewerk, die Försterei, das Gasthaus "Zum Heidehaus" - in dessen Räumlichkeiten Ende Januar/Anfang Februar 1945 ein Feldlazarett eingerichtet war -, die Post und zwei oder drei an der Straße nach Krummlinde stehende Häuser.

Nachdem aber in den folgenden Jahren das östlich von der Bahn gelegene, zum Gut Krummlinde gehörende Gelände zum Siedlungsgebiet erklärt wurde, entstand recht bald durch viele Bauten von schmucken Wochenendhäusern die so schöne Waldsiedlung Vorderheide. Auch ein neues Lokal, das "Cafe Erika" kam noch hinzu, so daß für die durstigen Wanderer hinreichend gesorgt war.

Obwohl Krummlinde-Vorderheide in kommunaler Hinsicht zum Kreise Lüben gehörte, wickelte sich der wirtschaftliche Verkehr naturgemäß nach dem viel größeren Liegnitz ab. Meist waren es ja auch Liegnitzer Ruheständler, Behördenbedienstete und Geschäftsleute, die sich dort angesiedelt hatten...

Martin Sperling in LHB 16/1972

Zu den Personalkarten
der Lehrer von Krummlinde

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Max Lausch
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Kurt Reimann
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