Groß Reichen, Klein Reichen, Birkmühle, Käfermühle
Gemeinde Sabitz
Einwohner von Reichen














Reichen in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Reichen [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 9 bis 11 km, Post Klein Reichen über Lüben Schlesien, mit Groß Reichen, Klein Reichen, Käfermühle, Birkmühle, 397 Einwohner, 107 Haushalte, Flurgröße 921 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Franz König, Fernsprecher Vorderheide 8, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt, Gendarmeriebezirk Krummlinde / Schulgemeinde Reichen, Groß Reichen / nächster Personen-, Güterbahnhof Vorderheide 5 km. Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz, Volksschule

Groß Reichen in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Groß Reichen [1939]
Ortsteil, Gemeinde Reichen, Kreis Lüben, Post Groß Reichen über Lüben Schlesien / 258 Einwohner, 72 Haushalte, nächster Personen-, Güterbahnhof Vorderheide 6 km / nächste Kraftposthaltestelle Groß Reichen

Klein Reichen in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Klein Reichen [1939]
Ortsteil, Gemeinde Reichen, Kreis Lüben, Post Klein Reichen über Lüben Schlesien / 126 Einwohner, 33 Haushalte / nächster Personen-, Güterbahnhof Vorderheide 4,5 km / nächste Kraftposthaltestelle Klein Reichen 1 km

Birkmühle in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Birkmühle [1939]
Gemeinde Reichen, Kreis Lüben, Post Bienau über Liegnitz, 5 Einwohner, 1 Haushalt, nächster Personenbahnhof Vorderheide 7 km, nächster Güterbahnhof Mühlrädlitz 3 km

Käfermühle in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Käfermühle [1939]
Abbauten, Gemeinde Reichen, Kreis Lüben, Post Käfermühle bei Groß Reichen über Lüben / 30 Einwohner, 8 Haushalte, nächster Personenbahnhof Vorderheide 7 km, nächster Güterbahnhof Petschkendorf 1 km / nächste Kraftposthaltestelle Petschkendorf 1 km

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Groß Reichen in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927

Klein Reichen in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927


Groß Reichen und Klein Reichen in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Birkmühle in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Käfermühle in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Groß Reichen [1927]
Dorf Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 240 Einwohner Gemeindevorsteher Lange Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Vorderheide Entfernung 5 km Amtsgericht Lüben Landgericht Liegnitz Elektrizitätswerk Oberlandzentrale Liegnitz (Licht 250 Volt Wechselstrom) evangelische Kirche und Volksschule Fortbildungsschule
zugehörig sind: Klein Reichen, Käfermühle, Birkmühle
Binner, Richard, Tischlermeister
Bräuer, Gustav, Gemischtwarenhandlung
Bräuer, Heinrich, Windmüller
Burghardt, Hermann, Besenbinder
Großer, Gustav, Gastwirt
Maßeck, Johann, Uhrmachermeister
Scholz, Paul, Dachdeckermeister
Sommer, Karl, Schuhmachermeister
Thiel, Paul, Bauunternehmer
Wirtellok, Wilhelm, Gastwirt

Klein Reichen [1927]
Gemeindebezirk Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 47 Einwohner Gutsvorsteher Julius König-Westphal Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Vorderheide Entfernung 3,8 km Amtsgericht Finanzamt Nebenzollamt Lüben Landgericht Gewerbegericht Kaufmannsgericht Reichsbank Elektrizitätswerk Liegnitz (Drehstrom)
Großer, Gustav, Gastwirt

aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Groß Reichen [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht katholisches Kirchspiel Lüben 10 km; Post Eisenbahnstation Vorderheide 5 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk evangelisches Kirchspiel Groß Reichen; 238 + 75 Einwohner

Klein Reichen [1913]
Kolonie [Groß Reichen] + Rittergut: Kreis Lüben 12 km; Post Eisenbahnstation Vorderheide 4 km; [79 +] 41 Einwohner

Birkmühle [1913]
Mühle [Groß Reichen]: Kreis Lüben 12 km; Post Eisenbahnstation Pohlschildern 5 km; [0 Einwohner]

Käfermühle [1913]
Mühle [Groß Reichen]: Kreis Lüben 8 km; Post Eisenbahnstation Vorderheide 5 km; [7 Einwohner]

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Groß und Klein Reichen auf der Kreiskarte Lüben 1935

Groß Reichen in Nachschlagewerken von 1789 und 1845
Klein Reichen in Nachschlagewerken von 1789 und 1845

Evangelische Kirche, Pfarrhaus, Schloss, Warenhandlung um 1905


Evangelische Kirche, Pfarrhaus, Schloss, Warenhandlung 1905



Schloss, Pfarrhaus, Gustav Bräuers Warenhandlung, Evangelische Kirche

Schloss (nach dem 1914 beendeten Umbau), Pfarrhaus, Gustav Bräuers Warenhandlung, Evangelische Kirche
Mit Dank an Tomasz Mastalski!

Warenhandlung E. Läbe, Evangelische Kirche, Neue Schule, Schloss

1930er Jahre: Warenhandlung E. Läbe, Evangelische Kirche, Neue Schule, Schloss

Kirche, Pfarrhaus, Schloss, Warenhandlung von A. Scholz, Gerichtskretscham

Kirche, Pfarrhaus, Schloss (vor dem 1914 beendeten Umbau), Warenhandlung von A. Scholz, Gerichtskretscham


Karl Knoblochs Warenhandlung, Kirche, Schule, Schloss, Pfarrhaus


Karl Knoblochs Warenhandlung, Kirche, Schule, Schloss, Pfarrhaus

Groß Reichen: Schloss, Försterei, Evangelische Kirche, Gustav Bräuers Gemischtwarenhandlung, Pfarrhaus und Schule

Schloss, Försterei, Evangelische Kirche, Gustav Bräuers Gemischtwarenhandlung, Pfarrhaus und Schule


Reichen

Wenn man, von Lüben kommend, die Anhöhe kurz hinter dem Petschkendorfer Sportplatz erreichte, sah man hinter Feld- und Wiesengemarkungen das Dorf Groß-Reichen liegen. Der weithin sichtbare rote Kirchturm und der stattliche Bau des Gutsschlosses beherrschten dieses Dorfbild, während sich die niedrigen Baulichkeiten der Häusler- und Stellenbesitzer bescheiden hinter einzelnen Laubbäumen und Obstgärten verbargen.

In den Jahren vor dem kalten Winter des Jahres 1929 standen diese Gärten voller Pflaumenbäume. Während der Baumblüte lag das Dörfchen mit seinen roten Ziegeldächern wie verzaubert in der weißen Blütenpracht. Ringsum hellgrünende Wiesen und Felder und hinter diesen die dunklen Winde der stillen Forsten.

Unser Heimatdorf war kein ausgesprochenes Bauerndorf, seine Bewohner gingen in früheren Zeiten vielmehr fast ausnahmslos auf das Gut arbeiten. Später, als die großen Güter Land abgaben, erwarben sich viele von ihnen zu ihren wenigen Morgen, meist leichte Sandböden, noch soviel Neuland - das auch ertragreicher war - hinzu, um nun auf diese Weise eigene Ackernahrung zu besitzen. Zweiundzwanzig derartige Kleinbauernstellen zählte unser Dorf, darüberhinaus noch einige Handwerker, Geschäftsleute und Arbeiter.

Nach Klein-Reichen zu bildete die hölzerne Windmühle den Abschluß der Dorfgemarkung. Früher stand diese auf dem mehrere hundert Meter weiter südlich gelegenen Weinberg. Auf Holzrollen liegende Bohlen mußten damals verwendet werden, um dieses Bauwerk näher ans Dorf zu transportieren. Unsere Väter haben also auch ohne größere technische Hilfsmittel schon ganz beachtliche Leistungen vollbracht! Bei länger anhaltendem stillen Wetter klagte der Müllermeister oft sein Leid mit den Worten: "Kein Wind, kein Wind!" Bei den anderen Mitbewohnern war dieses Wetter willkommener, damit die Felder nicht so schnell austrockneten.

Unweit der Mühle baute man im Jahre 1936 das neue Schulgebäude. Von hier aus schweifte der Blick weit über das wellige Land, es ging bis hinüber zu den blauen Höhenzügen bei Dammer, Talbendorf und Koslitz. Seines schönen neuen Heimes und des mit viel Sorgfalt und Liebe angelegten Blumen- und Ziergartens sollte sich der dort amtierende Lehrer Herbert Liehr jedoch nicht lange erfreuen können, denn bald kam der furchtbarste aller Kriege, in dem auch er mit mehr als dreißig Vätern, Söhnen und Brüdern unserer Gemeinde Groß-Reichen blieb. Abschließend wäre die unweit von Petschkendorf gelegene Käfermühle, die ebenfalls noch in der Reichener Gemarkung lag, zu erwähnen.

Von hier aus führte ein alter Sandweg nach Klein-Reichen, an dessen trockenen Rainen sich die Akazie wohler als sonst irgendwo fühlte. Damit der Verkehr nicht allzu sehr behindert wurde, hackte der alte, treue Hofegänger Julius Stülpner (siehe Foto vom Dominium weiter unten) dieses dornige Gestrüpp alle paar Jahre zu Backholz ein. Diesen armen, kleinen, aber stets zufriedenen Mann sehe ich heute noch mit seinem Hackebeilchen am Wegerain entlang humpeln! Mehr bergabwärts wurde dieser Weg stückweise fast unbefahrbar. Klebrige Kieselsteine lagen in den vom Regenwasser ausgespülten Rinnen, und fremde Wanderer konnten sich dort bei Dunkelheit die Knöchel brechen. Und doch, wie gern würden wir nochmals auf diesen unseren heimatlichen Pfaden wandern! Bald überquerte man die Kunststraße Mühlrädlitz-Krummlinde. Der Verkehr auf dieser war recht schwach und aus diesem Grunde war diese, von Ahornbäumen beschattete, schmale Fahrbahn stets in bester Ordnung und ohne Schlaglöcher.

Wenige hundert Schritte weiter lag nun Klein-Reichen! Fischteiche, Wassergräben, Schilf und Gebüsch gaben dem aus Gut und wenigen Anwesen bestehenden Dörfchen das Gepräge. Im Sommer und Frühling suchten gern viele Liegnitzer dieses romantische Teich- und Waldgebiet auf. Abends stimmten dort die Frösche ihr tausendfaches Konzert an, das bis weit in den hinter den Wäldern liegenden Dörfern zu hören war, und die dunklen Wälder standen in der Dämmerung stumm und unbeweglich, als waren sie gestorben.

Entlang der Teiche und unter alten Eichen, deren zum Teil schon abgestorbene Äste oftmals bis weit über das Wasser ragten, wandern wir zur Birkmühle. Hier, in diesem alten Gehöft hauste Leuschner, der Einsiedler, mit seiner Ehehälfte. Wie grenzenlos einsam müssen sich doch diese Menschen hier in dieser Wildnis und Verlassenheit gefühlt haben. Nur das Plätschern der Wasserhühner, das Klopfen eines Spechtes und das leise Rascheln des Schilfes unterbrach die unendliche Stille dieses Landstriches.

Das eigentliche Mühlengebäude stand weiter unterhalb, an einer nie versiegenden Quelle, die den Mühlenteich speiste. Der letzte Besitzer, Alfred Jahnke, riß dieses alte Gehöft in den zwanziger Jahren ab und baute dafür ein neues Anwesen, eben an der Kunststraße. So gehen immer und immer wieder die Gedanken in die Heimat und besonders der, der mitten in der herrlichen Natur lebte, sucht in seiner neuen Umwelt das Bild der Heimat!

Martin Sperling in LHB 17/1960

Robert Rothers Gasthaus zum Gerichtskretscham, Schloss, alte Schule, Kirche

Robert Rothers Gerichtskretscham, Schloss, Schule, Kirche


Evangelische Kirche zu Groß Reichen

Evangelische Kirche zu Groß Reichen


Schloss Groß Reichen

Schloss Groß Reichen


Zeichnung des Verfassers Martin Sperling vom 12.2.1958

Martin Sperling zeichnete 1958 sein Elternhaus in Groß Reichen


Noch einmal, mit der Aufschrift "Kleinbauernhaus in der Niederschlesischen Heide (M. Sperling)"


Molketeich zwischen Klein Reichen und Vorderheide

Klein Reichen

Fauhl's Gasthaus, Latt-Teich, Schloss und Olga-Hütte

Fauhl's Gasthaus, Latt-Teich, Schloss und Olgahütte

Grossers Gasthaus Tel. Vorderheide 9, Schloss, Großteich, Olga-Hütte

Grossers Gasthaus Tel. Vorderheide 9, Schloss, Großteich, Olga-Hütte

Klein Reichen

Grossers Gasthaus, Olga-Hütte, Partie am Großteich

Die Ansichten von Klein Reichen sind auch auf Karten von Vorderheide und Neurode zu sehen. Auf den Karten heißt es "Ausflugsort Klein Reichen bei Liegnitz". Obwohl im Kreis Lüben gelegen, sollten mit der Zuordnung "bei Liegnitz" offenbar die großstädtischen Ausflügler in die schöne Landschaft geholt werden. Zum Namen der Olga-Hütte gibt es vom Riesengebirgsverein eine Erklärung.