Hans Dieter Lotz   "Das Erinnern des Flüchtigen" / Kapitel 7
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Hans Dieter Lotz

DAS ERINNERN DES FLÜCHTIGEN

Das Siebente Kapitel


Währenddessen näherten sich die wilden Truppen des harten Herrschers aus den unendlichen Weiten des Ostens - wie erinnerlich: Schnauzer und Revolutionsattitüde - der Stadt Breslau, und die, umgehend und ohne Federlesens ernannt zu einer Festung, würde demnächst eingeschlossen. Es schien bedenklich, und er stellte plötzlich Überlegungen an dergestalt, dass er möglicherweise zu Heldischem, gar zum Helden nicht neigte, vielleicht nicht einmal taugte dazu und dass ihm also manches fehlte. Man dürfte auch sagen, er hatte Angst. Später erst begriff er, und es wurde ihm tröstlich klar, dass Heldentum gewissermaßen einen Mangel an Intelligenz impliziere, ein Fehlen von überlebenswichtiger Klugheit und Voraussicht, ohne welche aber der unabwendbare Sturz in Gefahr und tödlichen Umstand für den Helden kaum vermeidbar wäre. Solchem aber wollte er sich, instinktiv noch und unüberlegt auch, durchaus nicht aussetzen. Das nämlich war der ihm noch unbewußte Grund, nicht mehr zurückzukehren in die Schwere Heimatflakbatterie 275/VIII zu Jeltsch bei Breslau, obwohl er Gelegenheit noch gehabt hätte. Und er denkt heute, dass er damals vielleicht zu viel gedacht habe. Er hatte aber auch Angst.

Jedenfalls reiste er also nach der Wende auf das Jahr 1945 auf Militärschein mit dem Schnellzug für Fronturlauber nach Hause in die immer noch heimelige und provinzielle Stadt Lüben in der immer noch preußischen Provinz Schlesien, immer noch gehörig zu dem Deutschen Reiche. Ausgestattet mit dem Schein für vierzehn ordentliche und erlaubte Tage in der Familie fernab kriegerischen Zwanges erlebte er noch ein letztes Mal friedliche Normalität. Gar nach Glatz noch, in die geliebten Grafschaft, durfte er reisen - auch dies ein letztes Mal.

Dann aber, nach jenen vierzehn Tagen, begannen Eigenmächtigkeit und eigene Entscheidung ohne fremde Erlaubnis, gegen höheren militärischen Willen, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Zum ersten Mal entschied er für sich, ohne Rücksicht auf anderes. Er wusste nicht, wie gefährlich das hätte sein können, wie lebensbedrohend, wie tödlich. Instinktiv handelnd aber bewahrte er sein noch unreifes Leben.

Einzuschalten aber und darum nochmals retardierend, wenn auch zu größtem Bedauern und irgendwie auch als Antiklimax zu der nun deutlich erwarteten Katastrophe des Anführers mitsamt seiner Alleinpartei, einst ermächtigt zu allerlei und überhaupt zu allem, welchselbige Ermächtigung aber, wie sich herausstellte, von Beginn an den Keim des Fehlerhaften, des Unzulänglichen, ja des politisch wie moralisch extrem Falschen, Desaströsen und endlich gar Verbrecherischen als Möglichkeit enthalten hatte, was alles nun Ereignis wurde - daran also ist hier ernsthaft nochmals zu erinnern vor allem anderen, Privatem und somit Unerheblichem, welches leider dennoch an dieser Stelle darzustellen ist. Der Anführer aber, am drohenden Ende seiner Tage, verbarg einstweilen sich, schnöde und nicht länger sichtbar vor der Welt, in etwelchen Bunkern, Unterschlüpfen und sonstigen Verstecken vor denen, die er einst mit großartigen Verheißungen und Versprechen zu jubelnd-frenetischer Begeisterung hingerissen hatte. Das Ende kam, ward hingeschrieben an die Wand, es nahte der Tag des Zornes: dies irae, dies illa solvet saeclum in favilla.

Dennoch und darum das retardierende Moment, die Antiklimax, seine persönliche, die kleinliche, die belanglose, aber eben seine eigene. Peinlich ist sie gewissermaßen, sehr privat und beinahe intim, wie sie sich nicht gehört hätte angesichts der Umstände einer untergehenden großen Zeit. Aber hier wie immer und bei allen Menschen begab es sich, dass das Weibliche, ewig und immer hinanziehend, zugleich verführend und beängstigend, seinen Weg kreuzte und ihn ablenkte und wegführte von größeren Aufgaben und Pflichten. Darum eben scheut er sich, hiervon zu berichten und Kunde zu geben, wo es doch ihn allein angeht und betrifft. Aber so geschehe es dennoch, da ein Bild gezeichnet werden soll von einer Zeit, zwar aus den Fugen und den Heutigen mit der Gnade einer späten Geburt nicht mehr begreifbar, aber noch Menschliches, allzu Menschliches gewissermaßen, bewahrend von Privatem, beinahe Intimem und Persönlichem als Abwehr vor Zumutungen und allgewaltigen Ermächtigungen, solchen folglich keinen Zutritt gewährend. Was also wäre passender und geeigneter für solche Flucht und Ausflucht in das Private und Intime als das Weibliche, in klassischen und kultivierten Umständen verstanden als das Ewige und Hinanziehende?

Es handelt sich um das Mädchen Susanna.

Sie hieß nicht Susanna. Aus seltsamem Grund mochte er diesen Namen, fand ihn schön und passend. Sie war ihm Susanna, schön und unbegreiflich. Darum also bleibe sie Susanna.

Ihre Familie hatte zu schaffen mit dem städtischen Blättchen - dem mit zugeteilter Papierknappheit, den zahlreichen Einrückungen kleinsten Formates zu Eisenkreuz samt stolzer Trauer und Heldentod. Zu Zeiten noch mäßigen pädagogischen Notstandes und folglich nicht geschlossenen gymnasialen Unterrichts strebte sie eine Klassenstufe über ihm - eben auch der jenes Mädchens von einst, zart und sehr blond und Bärbel geheißen - nach den Gütern humaner Bildung. Susanna jedoch hatte nunmehr, entsprechend dem Willen und dem Wunsch des Anführers zu endlichem Siege, eine Schulung zu absolvieren, und zwar eine medizinisch-karitativer Art, wie sie den Nöten und Bedürfnissen der Zeit entsprach. Dies geschah ihr zu Breslau.

Zufällig beinahe begegneten sie sich wieder, er beurlaubt für zwei Wochen von seiner Batterie, sie ebenfalls kurzzeitig zurück aus Breslau in der kleinen und provinziellen Stadt Lüben in Schlesien.

Es ist keinesfalls der Ort zu berichten über Details solchen Wiederbegegnens. Es genüge also, in angemessener Beschränkung mitzuteilen, dass sie ihm eben weiblich hinanziehend wurde; überdies hatte sie ein Lebensjahr mehr als er. Dies will in einem zwiefachen Sinne bedeuten, dass er selber natürlich auch zwiefach unbehender war als sie, weil Weibliches nämlich gegenüber jenem unhandlichen Knabenalter ohne Bartwuchs und mit Milchgesicht, wenn auch unter hartem Stahlhelm, ohnehin klüger zu sein pflegt, und falls dazu sich noch fügt ein Mehr von einem Jahr und damit an Zuwachs von Lebensweisheit - dann, ja dann wirkt das Weibliche auch doppelt klug und der aus seiner Kindheit sich gerade Befreiende doppelt unbehende im Vergleich. Diese hier mitgeteilte Einsicht, zweifellos, scheint einigermaßen verschlungen in ihrem Gedankengang - jedoch, wie man vermuten mag, durchaus mit Absicht so und aus Gründen von Diskretion. Man begnüge sich also damit, dass ihm jene unverhofft geschenkten Tage wichtiges Erleben wurden, belehrend für ihn, der da zu lernen hatte, sich von Ungeschicklichkeiten und Unbehendem zu befreien.

Aber es war kalt draußen und er immer noch sehr dumm. So hielt sich alles in Grenzen - der Kälte und der Dummheit wegen.

Der 20. Januar nahte, gnadenlos der Kalender, Zeit ohne Erbarmen.

Militärische Pflicht, wie angedeutet, in Konflikt mit Bewahrung des Persönlichen, Privaten. Sie hatten zurückzukehren nach Breslau zu Batterie und zu karitativ-medizinischem Institut. Ein Dritter hatte sich hinzugesellt, auch er Helfer in 275/VIII und wieder zurückgerufen zu Kanone und Granaten. Er wurde "Bazi" gerufen; niemand wusste warum, es muß auch nicht erörtert werden. Er hieß einfach so, und nicht alles im Leben muß erörtert werden.

Spät am Abend erreichte man Breslau Hbf. Triste Trennung rückte näher. Susanna, trist in Stimmung wie sie, trauerte mit, erwartend den Zug nach Markstädt. Wegen diesem Zug nun gilt es, sich zu bemühen um äußerste, scheinbar zunächst nutzlose, aber dennoch nötige Genauigkeit der Darstellung; ihr Sinn möge sich erweisen im Folgenden.

Es ging auf Mitternacht, noch immer harrten sie, und Susanna harrte mit ihnen. Ihr Wagen nach Markstädt, elektrisch angetrieben, wurde stets eingesetzt auf dem Bahnsteig acht. Das geschah unfehlbar so, gemäß dem genau geregelten Fahrplan der Deutschen Reichsbahn, und niemals würde es zu ändern sein. Sie vertrauten also darauf, hatten diese Zahl in ihren Köpfen, langer Gewöhnung nach. Sie machten sich auf durch den unterirdischen Tunnel in Richtung Geleise zu Dienst und Pflicht und Batterie. Die Ziffern an den Aufgängen nach oben glitten vorbei an ihnen; deren Zahlen folgten einander in aufsteigender Reihe: Nummer vier, sechs - dann die acht. Hier stockten sie. Zögerliche Sekunden, kurze zweifelnd-verständige Blicke - dann liefen sie weiter, bis die unbedeutende, nichtssagende, belanglose und eben darum jetzt so freundliche Zahl zehn gleichmütig, kalt und teilnahmslos von eisiger Wand auf sie herunter schaute - so zumindest kam es ihnen vor. Sie stiegen die Stufen hinauf, standen in leerer und hohler Halle, ohne Zweck und Sinn nun in dem Reichsbahnwesen, ohne die immer abfahrenden Züge in Richtung aller fernen Welten: hohl und leer und tot.

Doch drüben auf acht! Ein Triebwagen, elektrisch, die Weichen ihm gestellt in Richtung der Schweren Heimatflakbatterie 275/VIII in Jeltsch nahe Markstädt, rumpelte in die Halle. Viele dieser Wagen würden morgen ja nicht mehr sein, glaubten sie. Die wilden Truppen aus den Weiten des unendlichen Ostens nämlich hatten die Stadt Breslau erreicht, hielten sie fast umschlossen. Wenig nur nach außen war noch offen. Unbehaglich fühlten sie sich. Drüben dann eine Stimme, blechern, disharmonisch: einsteigen, bitte! Die Stimme sagte wirklich: bitte! Die Kelle hob sich, der schrille Pfiff, der Wagen glitt aus der weiten Öffnung der Halle, zögerlich fast und unwillig.

Unendliche Leere. Verloren standen sie in toter Höhle. Mitternacht und Kälte.

Urlaubschein und Fahrausweis waren abgelaufen, ungültig geworden. Was tun? Sie waren nicht eingestiegen in den Zug nach Markstädt, den wahrscheinlich und vermutlich letzten nach da überhaupt. Sie hätten einsteigen können, widerstehend der tief unten im Tunnel kalt und teilnahmslos lockenden Zahl zehn. Aber sie hatten es nicht getan, sie hätten es tun müssen, des Dienstes an den Kanonen wegen und auch der Pflicht überhaupt ganz allgemein um des Anführers willen.

Früher schon hat er angedeutet, dass er nach seinem alphabetisch angeordneten Urlaub nie mehr werde zurückkehren zu der Schweren Heimatflakbatterie 275/VIII nahe Breslau. Hier nun - Breslau Hbf, Bahnsteig zehn, kalt und teilnahmslos, ereignete sich die Entscheidung zu Wendung des Geschicks. Eigentlich aber - um auch hier ein ehrliches und peinliches Wort zu sagen - "ereignete" sie sich überhaupt nicht; sie wurde vielmehr herabgerufen und provoziert von Bazi und ihm und der verführenden Verheißung durch Susannas ewig-weiblich hinanziehende Holdseligkeit. Möglicherweise ahnten sie beide, dass Geschichte, gar Weltgeschichte auf solch anziehende Weise motiviert ist und also auch geschieht. Sie waren ja durchaus nicht bösartig, handelten eigentlich ohne Plan und Tücke, wenn auch unvernünftig in stillem Einverständnis und mit hingerissen wortlosem Blick. So wurde es ihre Entscheidung, ihre eigene, nicht eine auf fremden Befehl.

Es wäre übrigens, nebenbei bemerkt, auch nicht gelogen, wenn einer nun behauptete, dass schlichte Angst sie ergriffen habe und dunkle Ahnung vor dem, was da aus dem Osten heranrückte und immer bedrohlicher sich näherte. Auch das wäre wahr. So bedarf jede Geschichte, sogar die Weltgeschichte, der Interpretation.

Sie standen immer noch verloren in leere Höhle, mitternachts, in der Kälte.

Es bedurfte einer Idee.

Diese kam von Susanna. Sie nahm sie mit in ihr Mädchenheim, karitativ-medizinisch und inzwischen leer der heranrückenden wilden Truppen wegen.

Es war eine gute Idee.

Hinderlich nur und schwierig die Sperre zu den Bahnsteigen - wie die überwinden, ohne Papiere und überhaupt ohne kriegsmäßige Gestattung? Der Bahnbeamte dort, sicher pflichtbewußt und gewissenhaft, wäre das geringere Hindernis - aber der Feldjäger neben ihm, unübersehbar und nichts übersehend, bedrohlich ausgewiesen durch blechernes Schild auf der Brust und auf Endsieg vertrauende Miene, wie den überwinden? Aufgestellt war der nämlich, solche wieder zu ergreifen, die da meinten, den Krieg des Anführers gewissermaßen eigenverantwortlich für sich auf eigene Faust zu beenden und Frieden zu schließen. Dem Anführer aber passte das nicht. Es zu verhindern und folglich den Krieg nicht einem unzeitigen Ende zuzuführen - zu diesem Zwecke hatte er überall Feldjäger als eine militärische Polizei aufgestellt. Und tüchtig waren sie. Sie hatten bedenkliche Befugnisse.

Wie an einem solchen vorbeikommen?

Aus ihrer Not geboren, leuchtete die rettende Idee, unvermittelt, nicht bedacht, plötzliche Eingebung und höherer Einsicht sozusagen. Sie konnten nichts dafür, sie war nicht Verdienst und geschah nicht aus sonderlicher Intelligenz. Instinkt vielleicht könnte es gewesen sein.

Bazi und er griffen in die Brusttasche ihrer Uniformblusen. Immer noch steckte seit der Einkleidung da die rot-weiß-rote Armbinde der Staatsjugend mit Kreuz und Balken samt den Haken an allen Enden. Verachtet einst und ungeliebt, verhieß sie auf einmal Rettung und Ausflucht aus bedrohlich prekärer Lage. Sie streiften sie über den Arm, und das Rot der Binde leuchtete und stach ab von dem stumpfen Blau der Bluse und des Mantels. Sie mochten nicht länger Helfer der Luftwaffe des Anführers sein. Sie hatten Angst, und der Anführer hatte sich längst verborgen und hielt sich versteckt in geheimen Unterschlüpfen und blieb unsichtbar. Also mochten sie auch nicht länger seine Helfer sein bei Herunterschießen arrogant-feindlicher Bomberpulks, hochmütig fliegend in großer Höhe vor ihren schneeweißen Kondenssstreifen. Nein, das mochten sie nicht länger. Lieber stattdessen wieder kindliche Mitglieder der Jugend des Anführers, infantil so zwar, aber deshalb eben nicht Soldaten.

Viel später erst begriffen sie ihren rechtlicher Status; damals jedoch war er ihnen durchaus unklar: waren sie Kombattanten, oder waren sie es nicht? Schließlich hatten sie geschossen mit schwerem Gerät auf hoch anfliegende Maschinen angelsächsischer Machart und Konstruktion - das war doch der Krieg. Oder waren sie immer bloß Pimpfe der Staatsjugend geblieben - wie aber passte das dann zu dem Herunterschießen? Das zu erläutern, hatte der Anführer bedauerlicherweise versäumt.

Aber trotzdem und ungeachtet dieser Säumnisse, sie mussten durch die Sperre. Der Beamte dort, trotz Eid und darauf beschworenem Pflichtbewusstsein, zeigte kein Interesse mehr an Formalitäten, Papieren und Fahrausweisen. Er ließ sie gehen. Vielleicht war es wegen des drohend ungeregelten Zusammenbruchs aller bis jetzt perfekt geregelten Umstände, vielleicht mochte er auch einfach nicht mehr, vielleicht dachte er seine Familie und an das, was da kommen würde. Er ließ sie gehen, gleichgültig, in stillem Einverständnis.

Der Feldjäger dann, trotz bedenklicher Befugnisse, erkannte fehlende Zuständigkeit, nämlich der leuchtenden Armbinde dieser Pimpfe wegen - auch er ließ sie passieren.

Sie waren durch, einstweilen verschont von Anführer und Feldjägern.

Susannas karitativ-medizinisches Bildungsheim - man möge auch hier vergilbt antiquierte Pläne der einstigen Stadt Breslau studieren - lag so weit nicht ab von dem einigermaßen listig überwundenem Hauptbahnhof mit seinen tüchtigen und tückischen Sperren. Susanna führte sie hin. Die Oberin, müde und hoffnungslos, gestattete Übernachtung. Alles war sinnlos geworden, auch für sie. Sie übernachteten. Manch schöne Belehrung wohl hätte sich ergeben können, Susanna betreffend. Es war ja nicht kalt, aber er immer noch dumm. Dies aber, weil Bedeutenderes dargestellt werden muß, ist hier abzukürzen, der Ökonomie des vorliegenden Berichtes wegen.

Am Morgen der Rückweg zum Bahnhof, Abschied von Breslau. Wieder passierten sie Sperre ohne Anstand und Ausweis. Auf dem Bahnsteig ein Zug nach Oberschlesien, nicht möglich aber die Weiterfahrt dorthin, also zurück nach Westen, Liegnitz; diese Strecke zum Glück noch offen. Warten stundenlang auf Abfahrt, überfüllte Waggons, alle Reichsbahnpläne außer Kraft und Gültigkeit. Endlich dann! Am Abend, spät, erreichten sie Liegnitz und den noch verkehrenden Nachtzug nach Lüben. Sie mieden die Sperre und schlichen über die Gütergleise heimlich in die Stadt.

Eine Woche noch war Susanna und ihm gegönnt, und sie trafen sich täglich.

Dann das Ende, endgültig, unwiderruflich. Es sind nochmals glückliche Tage gewesen, trotz großer Kälte und großer Dummheit.

Dann das Ende auch der kleinen und provinziellen Stadt Lüben in der preußischen Provinz Schlesien des Deutschen Reiches - das Ende der nur einmal gewährten und nun für immer verlorenen Heimat.

Es ist aber nicht mehr zu ändern.