Großvaters Feldpostbrief Nr. 1 aus dem Jahr 1945














Mit 55 Jahren zum zweiten Mal in einen Krieg

Hitler hatte am 25. September 1944 die Bildung des sogenannten Volkssturms angeordnet: Alle noch nicht kämpfenden waffenfähigen Männer zwischen 16 und 60 Jahren sollten zur "Verteidigung des Heimatbodens" und zur "Sicherung des deutschen Endsiegs" aufgeboten werden. Die „Hitlerjungen“ und älteren Männer mussten in den folgenden Monaten – nur notdürftig bewaffnet und schlecht ausgebildet – in den aussichtslosen Kampf gegen einen weit überlegenen Gegner ziehen.

Am 22. Januar 1945 wurde mein Großvater Konstantin Moch, Eisenhandelskaufmann, 55 Jahre alt, zum Lübener Volkssturm einberufen. Er hatte den 1. Weltkrieg mit körperlichen und seelischen Verletzungen überlebt, hatte sich politisch nicht mehr festgelegt, wollte nur noch für seine Familie und den Laden da sein. Er wurde zum zweiten Mal im Leben in den Krieg gezwungen. Gottesfürchtig ergab er sich in sein Schicksal. Seine sehnsuchtsvoll-traurigen Feldpostbriefe berühren mich tief.

Feldpostbrief Nr. 1 vom 24.1.1945 aus Rogau:

Feldpostbrief Nr. 1 Kuvert

Feldpostbrief Nr. 1

Der Kartenausschnitt zeigt das Gebiet zwischen Lüben und (seinem Geburtsort) Leobschütz,
wo seine Volkssturmeinheit eingesetzt war und wo er 1945 fünfzehn Feldpostbriefe schrieb.

Einsatzgebiet der Volkssturmeinheit von Konstantin Moch im Frühjahr 1945