Zum Gesamtüberblick Zur vorigen Seite Zur nächsten Seite Zur letzten Seite (Inhalts- und Abbildungsverzeichnis)
Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 272/273
- 272 -

erstatter geschildert698): "Der aus der Lokomotive, dem Postwagen,
7 Personen- und 2 Güterwagen bestehende Zug, auf dem sich unter
anderen die Herren Betriebsinspektor Dickhuth, Baumeister
Peters und der Stationsvorsteher Ruh befanden, gelangte nach
einer nur 13 Minuten währenden Fahrt nach dem Haltepunkt
Neurode. Diese 1 1/4 Meilen von hier entfernte Station liegt
genau inmitten der Bahnstrecke und ist hauptsächlich auf besonde-
ren Wunsch der Kommune Liegnitz im Interesse derselben etabliert
worden. Der Bahnhof ist den Verhältnissen entsprechend in
äußerster Einfachheit und Bescheidenheit hergestellt, der Perron
übrigens von auffallender Kürze. Nach einem Aufenthalte von
fünf Minuten, während welcher die oben genannten Herren das
Empfangsgebäude flüchtig in Augenschein nahmen, fuhr der Zug
ebenso binnen 13 Minuten weiter nach Lüben, dort von einer
zahlreichen Menge, teils aus Bewohnern der Stadt, teils aus
Landleuten bestehend, begrüßt. Es hatte die ganze Fahrt somit
anstatt der planmäßigen 53 Minuten nur 31 Minuten gewährt.
Das Terrain zwischen hier und Lüben ist bekanntlich sehr flach;
größtenteils durchschneidet die Bahn Waldungen; landschaftliche
Schönheiten fehlen fast gänzlich. Der Bahnhof in Lüben ist im
Rohbau aufgeführt, hübsch, geschmackvoll und, soweit man bemer-
ken konnte, äußerst praktisch eingerichtet. Nur über eine hölzerne
Treppe im Gebäude schüttelten ehrsame Bürger bedenklich das
Haupt. Die Bahnhofsrestauration hat Herr Petry aus Glogau
übernommen. Neben dem östlich von der Bahn befindlichen
Empfangsgebäude erhebt sich ein stolzes fabrikähnliches Gebäude,
der Getreidespeicher der Herren Sachs & Gellin, eine Zierde der
Stadt. Zu bedauern ist, daß die beiden Wege, die in die - übrigens
nur einige Minuten vom Bahnhofe entfernt liegende - Stadt
führen, sich noch in äußerst trübseligem Zustande befinden, was auch
wohl erst zum Frühjahre anders werden wird. Ziemlich allgemein
soll man sich in Lüben von der Bahn viel Gutes versprechen. Be-
sondere von dem Bahndirektorium ausgehende Eröffnungsfeier-
lichkeiten sollten bei der Kürze der Strecke bekanntlich nicht statt-
finden, dieselben sind vielmehr bis zum Momente der Eröffnung
der Bahn von hier bis Glogau verschoben. Von der Stadt Lüben
wird indes heute Mittag ein solennes Diner gegeben, zu welchem
namentlich auch die oben angeführten Herren als Ehrengäste ein-
geladen sind. Der erste Zug von Lüben nach Liegnitz ging plan-
mäßig 10 1/4 Uhr ab und langte etwa 1/4 Stunde vor der festgesetz-
ten Zeit in Liegnitz an."
Der erste Fahrplan setzte folgende Zugverbindungen fest:
Ab Liegnitz: 9.01 Uhr - 3.46 Uhr - 10.14 Uhr
an Lüben:   9.54 Uhr - 4.39 Uhr - 10.51 Uhr

698 Schlesische Zeitung Nr. 604. Der Zug verließ Liegnitz früh um
9 Uhr.
- 273 -


An der Wasserpromenade
(Nach einem Bilde von Dr. med. Anders)