Lehrer Hans Kalinke
Gemeinde Lerchenborn














"'s ist Feierabend... ein jeder geht der Heimat zu!" Das sang der einst von Hans Kalinke geleitete Chor als letztes Lied an seinem Grabe, das "Feierabendlied"! Lehrer i. R. Hans Kalinke aus Lerchenborn, ist am 23. Juni 1966 in Hösseringen ganz unerwartet für immer eingeschlafen. Die große Trauergemeinde zeigte, wie beliebt er in seiner neuen Umgebung gewesen war: eine unübersehbare Menge von ehemaligen und jetzigen Schulkindern, von Gemeindeangehörigen, Vertretern von Verbänden, von der Regierung, und nicht zuletzt wurde ein Kranz der Familienmitglieder des Hauses von Bohlen (Lerchenborn) niedergelegt.

Hans Kalinke wurde als Lehrerssohn am 2. Juni 1896, in Kochern (Krs. Ohlau) geboren. Er besuchte die Lehrerseminare zu Striegau und Liegnitz. Den 1. Weltkrieg machte er als Freiwilliger mit, aus dem er als Wachtmeister heimkam und 1919 als 2. Lehrer in Lerchenborn seinen Einzug hielt. Er war hier 1. Lehrer und Kantor. Am 18. November 1919 heiratete er Hedwig geb. Vogt. Aus dieser Ehe sind die beiden Töchter Ruth und Johanna. Sehr bald war er mit seiner Schulgemeinde Lerchenborn, Klein-Krichen und Bohlendorf eng verbunden und fand auch für seine Pläne stets größte Unterstützung. Seiner Anregung folgend entstand in Gemeinschaftsarbeit die kleine, aber so schöne Badeanstalt in Lerchenborn. Hans Kalinke war leidenschaftlicher Jäger und Imker. Er hat in Lerchenborn bis zuletzt 1945 die Schulleitung innegehabt.

Volksschule Lerchenborn im Jahr 1928

Volksschule Lerchenborn mit Lehrer Hans Kalinke im Jahr 1928

In einer Artikelserie über den Lübener Fußball im LHB 4/1979 erwähnt Erwin Kulbe außerdem Folgendes über Hans Kalinke: "Der Kreisausschuß für Jugendförderung und Leibeserziehung unter Leitung von Lehrer Hans Kalinke (Lerchenborn) wurde auf uns aufmerksam und versuchte, uns Ende der 1920er Jahre im Rahmen seiner bescheidenen Mittel zu helfen."

1939 wurde Hans Kalinke als Reserveoffizier eingezogen. Als Hauptmann kam er in Norwegen in englische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung fand er bei Lüchow Arbeit als landwirtschaftlicher Arbeiter. 1946 wollte er seine Familie aus Eisenach zu sich holen. Dort mußte er ein Jahr in ein Straflager der Russen, da bekannt war, daß er Offizier gewesen war. Im September 1947 gelang es der Familie, in den Westen zu gehen. Hier baute er sich eine neue Existenz auf.

Anfangs wurde er als 3. Lehrer angestellt. 1954 bekam er wieder eine 1. Lehrerstelle, die er bis zur Pensionierung 1962 innehatte. Als der 1. Lehrer erkrankte, wurde er erneut geholt und unterrichtete bis 1964 noch 60 Kinder in 8 Jahrgängen! Nach Einrichtung der Mittelpunktschule übernahm er nochmals 40 Schulanfänger und 36 Kinder im 3. Schuljahr.

1960 hatte er sein eigenes Häuschen beziehen können. Er setzte einen Findling davor, so wie wir es von daheim kannten. Darauf ließ er gravieren "Haus Lerchenborn 26.8.1960"! Auf dem Bild sehen wir Hans Kalinke davor.

Er war dem Schicksal sehr dankbar, daß er noch unterrichten durfte und konnte. Er sah das als eine Gnade Gottes an. Nachdem er am 30. Januar 1966 einen Herzinfarkt erlitten hatte, erholte er sich soweit, daß er noch manche Verpflichtung übernahm. Für seine Familie sorgte er, wo er nur konnte und war bis zuletzt der fürsorgliche Vater.

Auch seine beiden Enkelsöhne wuchsen mit in diesem Haus auf. Er war für die beiden Kinder nicht nur Opa- und Vaterersatz, sondern auch Freund und Spielkamerad. Und für ihn war es Glück und Freude, seine Familie um sich zu haben! Wenn ihn aber das Heimweh packte, dann saß er an seinem Klavier und spielte das Riesengebirgslied! Seine Witwe verlebte ihren Lebensabend bis zu ihrem Tod im "Lerchenborn-Haus".

Aus dem Lübener Heimatblatt 11/1959, 15/1966 und 18/1969
Zu den berührenden Zeitdokumenten
gehören Hans Kalinkes Grüße zum Osterfest 1947 an die ehemalige Lerchenborner Familie Helbig auf der Rückseite eines Foto der Kirche zu Lerchenborn. Und ein Paketeinlieferungsschein der Familie aus Lerchenborn an Hptm. Kalinke bei der Art. Ers. Abt. 18 in Kolmar/Elsaß vom 14.7.1942! Vielleicht finden sich Nachfahren, die diese Erinnerungen durch - qualitativ besseres - Bildmaterial unterstützen können.
Ostergrüße 1947 des Lehrers Hans Kalinke an Familie Paul Friese Kirche zu Lerchenborn