Das Kriegerdenkmal Pilgramsdorf
Gemeinde Pilgramsdorf














Auf einigen Ansichtskarten von Pilgramsdorf gibt es auch Abbildungen eines Gedenksteins für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Aber erst die Überlassung dieses Familienfotos der Pilgramsdorfer Vorfahren von Herbert Norff erlaubt uns einen genaueren Blick auf diesen Koloss! Die Aufnahme ist so gut, dass sogar die Namen aller Gefallenen zu entziffern sind. Ein großes Dankeschön an Herbert Norff!

Unseren Gefallenen 1914-18
Oskar Sörmann
Hermann Jakob
Max Jakob
Hermann Klein
Reinhold Wiesner
Reinhold Stark
Oswald Heine
Julian Ernst
Wilhelm Stahn
Rudolf Senftleben

Von links: Hans Walter, Erna Walter, Herbert Walter, Margret Walter und eine Cousine der Walter-Kinder. Sie ist die Tochter von Emil Paul, der ganz rechts steht. Er ist der Bruder von Anna Walter geb. Paul, der Mutter dieser Kinder. Das Geburtsjahr von Hans (1925) erlaubt eine Datierung auf ca. 1930.


Das Kriegerdenkmal von Pilgramsdorf

Es hatte lange gedauert, bis sich unser Pilgramsdorf nach dem ersten Weltkrieg zu einer solchen Totenehrung aufraffte. Es war wohl die Idee des Gutsverwalters Josef Wessig und des damaligen Gutsförsters Herbert Falkenbach, einen großen Findlingstein zu suchen, der sich für ein Kriegerdenkmal eignete. Wochenlang wurde der Gutswald durchstreift, durchsucht und gegraben, bis endlich eine passende Form für diesen Zweck gefunden wurde. - Übrigens, riesige Findlingsteine gab es bei uns eine große Menge, aber eben eine brauchbare Form war kaum zu finden.

Nach langem Suchen hatten endlich die vorher Erwähnten den brauchbaren Stein dicht an der "Eisemoster Grenze" gefunden. Diese Stelle lag ganz in der Nähe der Gastwirtschaft Langner. Der gefundene Stein war so geformt, daß er fast keine fachmännische Bearbeitung benötigte. Der Bildhauer durfte nur eine glatte Fläche für die Namen schaffen.

Nun möchte ich versuchen, die Vorbereitungen, den Transport und die Aufstellung des Steines zu schildern, soweit es noch im Gedächtnis geblieben ist. Etwas allerdings, was heute Bedeutung hat, da der Stein das einzige ist, was von Pilgramsdorf geblieben ist. Zuerst wurden gleich große, fast viereckige Findlinge als Sockelsteine ausgesucht.

Diese Steine wurden auf einer von vier Pferden gezogenen Schleppe nach dem Aufstellungsplatz gebracht und als Fundament errichtet. Anschließend wurde ein Sandberg etwa in Höhe der Sockelsteine angefahren, darauf sollte der schwere Findling abgestellt werden. Der Findling wurde auf ca. 15 Tonnen, die Sockelsteine auf je 1 Tonne geschätzt.

Inzwischen hatte die Gutsverwaltung aus zwei der dicksten Tannenstämme von ihrem Hofstellmacher eine stabile Schleppe anfertigen lassen. Schmiedemeister Goischke hatte die nötigen eisernen Befestigungen angebracht; nun war eine Riesenschleppe für den Transport fertig. Als nun alle Vorarbeiten durchdacht und getroffen waren, ging es an die Ausführung des Planes. Der Findling mußte auch noch zum Teil aus dem Waldboden gegraben werden.

Zum festgesetzten Tag der Errichtung und Aufstellung des Steines ging es dann den Obereisemoster Weg hinaus zu dem Findling. Es war wie bei einem Volksfest, so wallfahrtete fast die ganze Gemeinde, groß und klein, die Schulkinder mit ihrem Kantor singend allen voran, hinaus in den grünen Wald. Als Zugkraft für die gewaltige Schleppe hatte die Gutsverwaltung die beiden Zugmaschinen der Lübener Dampf-Pflug-Gesellschaft herangeholt. Für dieses Entgegenkommen war die Gemeinde der Gesellschaft zu großem Dank verpflichtet, denn mit Pferden wäre ein solcher Transport damals unmöglich gewesen.

Im Wald angekommen, mußte nun versucht werden, mit Flaschenzügen und mit Hilfe der Zugmaschinen diese schwere Last auf die bereitstehende Schleppe zu hieven und zu wälzen. Dies erforderte einige Zeit und viel Kraft; vor allen Dingen viel Geschick, denn der Stein mußte in die richtige Lage gebracht werden, so daß er auf dem Weg zum Dorf nicht von der Schleppe kippte. Es klappte alles vorzüglich, nach einiger Zeit konnte sich der Zug in Bewegung setzen.

Ein Hindernis bereitete noch der ansteigende Sandweg am Schmierseberg, dort wühlte sich die Schleppe tief in den Sand, so daß eine Zugmaschine vorfahren mußte und auf der Anhöhe des Berges quergestellt wurde, um mit dem Seil den Schleppzug hochzuziehen. An der Seiltrommel ist solch eine Maschine um ein Vielfaches stärker als bei Radantrieb, und so ging alles glatt.

Am Denkmalsplatz - dem Vorplatz am westlichen Kircheingang (siehe Dorfplan!) - angekommen, wurde der Koloß erstmals auf den Sandberg gekippt und in die richtige Lage gebracht, um dann mit dem viereckigen, breiten Unterteil auf die vier Sockelsteine gehoben zu werden. Dank der guten Vorarbeit, der Flaschenzüge, der Windenheber und nicht zuletzt der Dampfzüge war die Arbeit auf Anhieb geglückt. Es gehörte schon ein wenig Glück dazu und auch starke, kräftige Hände, die zugepackt haben.

Hier zeigte es sich, wie Einigkeit stark macht und wie viele helfende Hände etwas gestalten können. Die Arbeit ist ohne jeden Schaden und ohne Unglück verlaufen. So haben wir Pilgramsdorfer gemeinsam unser Mahnmal geschaffen in dem Glauben, daß dieses unser Denkmal ewige Zeiten überdauern wird. Wir hatten uns getäuscht...

Karl Bäumer in LHB 11/1974


Was aus dem Gedenkstein geworden ist...

1990 fotografierte Karl Stahn den Stein am Pulverturm in Lubin

1990 fotografierte Karl Stahn den Stein am Pulverturm in Lubin.

Stelle, wo sich der Gedenkstein aus Pilgramsdorf heute befindet

2010 sandte mir Piotr K. diesen Ausschnitt aus dem alten Stadtplan Lüben und ein Foto der Stelle in Lubin, wo sich der Gedenkstein aus Pilgramsdorf inzwischen befindet. Nun allerdings zum Gedenken an die polnischen Soldaten der II. Armee mit der Aufschrift: W XXV-lecie ludowego wojska polskiego Bohaterom II Armii Społeczeństwo powiatu lubinskiego, 12.X.1968 rok. Ob dies nun die letzte Aufschrift auf dem Stein ist?

Stelle in Lubin, wo sich der Gedenkstein aus Pilgramsdorf heute befindet