Die Familie der Baumeister Hübner
 Familie des Kaufmanns Paul Hübner














Zwei Bilder mit dem Namen Hübner machten mich schon lange neugierig auf das Schicksal dieser Lübener Familie.
Das eine war die alte Aufnahme des Württembergischen Palais mit der stolzen Aufschrift über dem Eingang "A. Hübner - Zimmermeister. Baugeschäft, Dampfsäge- u. Hobelwerk, Nutzholzhandlung". Das andere ist das Foto eines Grabes, das noch heute auf dem Friedhof in Lubin existiert: Inschrift "Baumeister Günther Hübner, Hauptmann d. R., 1888-1941".
Die beiden Bilder symbolisieren den Aufstieg einer Lübener Familie seit dem 19. Jahrhundert und die Zerstörung eines Lebenswerks durch Hitlers Krieg. Um so dankbarer bin ich Sibylle Hübner, der Enkelin des letzten Hübner-Baumeisters, dass sie uns anhand der folgenden Fotos ahnen lässt, was in der Zeit zwischen diesen beiden Aufnahmen geschah. Gemeinsam haben wir diese Seite gestaltet, sie mit den Bildern der Familie, ich mit meinem Wissen über die Stadt Lüben.

Württembergisches Palais. Dank an Tomasz Mastalski!

Grab des Baumeisters Günther Hübner, Hauptmann d. R., 1888-1941

In Lüben lebten mehrere angesehene Hübner-Familien. Inwieweit sie miteinander verwandt waren, kann vielleicht noch aufgedeckt werden. Vorläufig müssen wir uns mit der Aufzählung begnügen: da gab es den Dragoner Ernst Hübner, den Arzt Dr. med. Paul Hübner, den Kolonialwarenhändler Paul Hübner, den letzten Inhaber des Hotels Grüner Baum Willy Hübner, die Baumeister Hübner mit ihren Familien und möglicherweise noch andere. Hier geht es um die Familien der Baumeister:

August Hübner (1854-1925)

Maria geb. Schmitz (1864-1935)

Florian Hübner (1823-1894)

Johann Hübner (1754-1827) und Maria geb. Robert (* 1754)

A. Hübner Zimmermeister. Baugeschäft, Dampfsäge- u. Hobelwerk. Nutzholzhandlung

Die Anzeige aus dem Lübener Heimatkalender 1942 nennt als Firmennamen immer noch den Namen des Gründers August Hübner.

Baumeister August Hübner leitet die Pflasterarbeiten auf dem Ring 1895-98

Eine Aufnahme von den Pflasterarbeiten auf dem Ring in den Jahren 1895-1898, als unter Leitung von August Hübner (X) die "Katzenköppe" durch Granitpflaster ersetzt wurden. Neben ihm mit der Schülermütze sein Sohn Günther. In einer Chronik des Lübener Männerturnvereins von Lehrer Oskar Hinke ist nachzulesen, welche Arbeiten Fa. Hübner für den MTV übernahm und wie er geehrt wurde: "Die Dielung der Turnhalle erfolgte 1893 durch Zimmermeister Hübner. Das Jahr 1904 brachte den Umbau der Turnhalle, der von den Baumeistern Zschau und Hübner vorgenommen wurde. Am 25. Februar 1910 konnte Ratsherr August Hübner für 25jährige Mitgliedschaft gefeiert werden."

Günther Hübner um 1905 mit seiner Mutter Maria

Günther Hübner um 1905

Günther Hübner um 1903 mit seiner Mutter Maria

Günther Hübner als junger Leutnant im 1. Weltkrieg

Günther Hübner als junger
Leutnant im 1. Weltkrieg

Verlobung im Hause Gadebusch

Am 17.12.1920 bei der Verlobungsfeier im Hause Gadebusch. Von links: Inhaber der Pianomechanikfabrik Carl Gustav Gadebusch und seine Frau Nellie. Verlobte Gustave Richard Gadebusch und Charlotte Bürgel aus Liegnitz. Ganz rechts Günther Hübner, links von ihm seine Frau Gertrud, davor deren Schwester Lotti Henkel. Erkennt jemand das Paar oben links und das Mädchen neben Charlotte?

Maria, Hans-Ulrich, Jost und Günther Hübner 1927

Die nächste Hübner-Generation: Hans-Ulrich und Jost 1927

- Die beiden Jungen mit Freunden im Garten des Palais

1927 Maria Hübner mit ihrem ältesten Sohn Jost beim Tennisturnier in Heiligenhafen

Fleiß lohnte sich wieder

1927 Gertrud Hübner mit ihrem ältesten Sohn Jost beim Tennisturnier in Heiligenhafen und mit ihrem Mann unterwegs.
Zum Foto rechts stellt Bernd M. fest, es handele sich "eindeutig um einen 4-PS-Opel als offener Viersitzer, genauer um einen Opel 4/16 PS, wie er von November 1926 bis Herbst 1927 gebaut wurde. Das Foto kann also frühestens 1927 entstanden sein..." Danke für solche Tipps, die nachträglich eine zeitliche Einordnung der Bilder erlauben.

Der Arbeitsplatz der Fa. Hübner um 1938

Tages Arbeit - auf dem Bauhof der Fa. Hübner (Hinter dem Holzlager ist der Turm der Dragoner-Reithalle zu sehen!)

Abends Gäste - im Württembergischen Palais

"Gebt mir vier Jahre Zeit...", hatte der Diktator sein Volk 1933 aufgefordert. Nach vier Jahren ging es jenen im Volk gut, die ihre arische Abstammung und politische Übereinstimmung mit den Ansichten des Diktators nachweisen konnten. Da gab das Volk dem Diktator noch einmal Zeit, seinen Willen in die Tat umzusetzen. Und das schöne Leben endete für alle.

1935 Kreisfeuerwehrführer Günther Hübner


Links Günther Hübner als Kreisfeuerwehrführer. Auf den beiden anderen Fotos 1940 in der Uniform eines Hauptmanns der Luftwaffe. Rechts vor der Eisenhandlung Kullmann auf dem Lübener Ring beim Eintopfessen der Bevölkerung.


Vermutlich aus dem Lübener Stadtblatt vom 20.3.1941 stammt dieser Zeitungsausschnitt über die Reifeprüfungen am Lübener Gymnasium,
das damals in Oberschule umbenannt worden war.


Jost hat also die Reifeprüfungen nur wenige Tage nach dem Tod seines Vaters, der am 14.3.1941 gestorben war, abgelegt. Über die Ursachen des frühen Todes von Günther Hübner gibt es widersprüchliche Mutmaßungen. Nirgendwo wird ein "Heldentod fürs Vaterland" beschworen. Von einer Krankheit wissen die Enkel nichts. Vielleicht war der Familie Schweigen verordnet worden. Nach dem Erwerb des Reifezeugnisses meldete sich Jost Hübner zur Kriegsmarine.

Die Flucht von Gertrud Hübner aus Lüben hat Bärbel Müller,
die Tochter des Stadtmüllers Fritz Müller in umfangreichen Aufzeichnungen festgehalten. Die beiden Familien waren verwandtschaftlich miteinander verbunden. Flora Henkel
(s. Foto rechts), ist die gemeinsame Vorfahrin beider Familien. Fritz Müller nahm deshalb Gertrud und eine Freundin ihres Sohnes Jost mit 15 anderen Lübenern mit auf einen Hänger für Mehltransporte, der von einem kleinen Trecker gezogen wurde, und die Frauen und Kinder für immer aus Lüben wegbrachte.

Das Foto wurde im September 1941 aufgenommen, als Jost auf Heimaturlaub war. Links sein Bruder Hans-Ulrich (1926-2000), neben ihm Oma Flora Henkel (1874-1942), Mutter Gertrud Hübner geb. Henkel (1898-1987), Tante Charlotte Henkel (1901-1988).

Gertrud Hübner gelang es auf der Flucht, ihre Fotoalben vor Plünderungenzu retten. Dafür dass die Kinder von Jost Hübner (1922-1998) erlauben, einige dieser Bilder hier zu zeigen, empfinden wir Respekt und Dankbarkeit.

In den Rundbriefen, die sich die ehemaligen Gymnasiasten 1946-1948 schrieben, ist auch ein Brief von Jost enthalten: "... Ich hängte im September 1945 die Seefahrt an den Nagel, nachdem ich nach der Kapitulation mit meiner Einsatzgruppe einer Minensuchflottille im engl. Minensuchdienst tätig war. Nach Beteiligung am Wiederaufbau wurde ich dann glücklich an der T. H. zugelassen und studiere Architektur. Wir schlagen uns durch, es geht voran und außerdem: Feige waren wir nie! Einen herzlichen Gruß allen, die mich noch im Gedächtnis haben. Euer Jost G. Hübner."