Innenraum der Evangelischen Kirche
Kunstwerke der Evangelischen Kirche














Innenraum der Evangelischen Kirche zu Lüben mit Altaren und Taufbecken

Innenraum der Evangelischen Kirche zu Lüben: links der Marientodaltar von 1523 (auch Altarschrein oder Dreiflügelaltar), vor dem Fenster der gotische Marienaltar und etwas tiefer daneben der Weihnachtsaltars. Rechts neben dem Taufstein der Hauptaltar, der einzige heute noch in der Kirche vorhandene Altar. Konrad Klose listet in seiner Chronik 17 Altäre der Lübener Pfarrkirche auf, von denen zu seiner Zeit noch die vier genannten vorhanden waren. Die Kirche wurde im 14. Jh. als Pfarrkirche St. Marien erbaut. Im Jahr 1592 wurde sie für den evangelischen Gottesdienst umgestaltet. 1701-1707 gehörte sie wieder den katholischen Gläubigen. Danach war sie die Evangelische Kirche zu Lüben. Heute ist sie wieder ein katholisches Gotteshaus. Zur Denkmalpflege zwischen 1896 und 1934 in den Berichten der Provinzial-Konservatoren.

Innenraum mit Gestühl, Marientodaltar, Kanzel, Emporen der Evangelischen Kirche zu Lüben

Innenraum mit Gestühl und Emporen der Evangelischen Kirche zu Lüben. Links ragt ein Teil vom Marientodaltar in den Raum, Johannes der Täufer ist als einzige Figur auf dem Gesprenge sichtbar. Darunter das Taufbecken, in der Mitte der Hauptaltar, rechts vorn die Kanzel.

Innenraum der Evangelischen Kirche zu Lüben Dreiflügelaltar in der Evangelischen Kirche zu Lüben Orgel der Evangelischen Kirche zu Lüben

Blick auf die Orgel in der Evangelischen Kirche zu Lüben. Der evangelische Kirchenchor. Der in der Mitte abgebildete Marientodaltar, hier Dreiflügelaltar genannt, ist heute der Hauptaltar im Breslauer Dom. Theo Dames geht im folgenden Artikel auch auf die wechselnde Position der beiden äußeren Figuren im Gesprenge ein. Christopherus und Johannes der Täufer sind auch auf Bildern dieser Seite verschieden positioniert. Sie wurden irgendwann so aufgestellt, wie auf dem ersten Bild dieser Seite zu erkennen: Johannes der Täufer auf der rechten Seite. Auf älteren Bildern steht er links.


Über drei Altäre aus der Stadtpfarrkirche zu Lüben
1. Der Marientodaltar (Altarschrein, Dreiflügelaltar)

Der bekannteste und bedeutendste Altar der Lübener evangelischen Kirche steht heute im Breslauer Dom. In der Kunstgeschichte wird er als vom "Meister von Lüben" stammend bezeichnet. Er stand in unserer Kirche auf der Vorderseite des Mittelschiffes, am östlichen Pfeiler dieser Reihe, nicht weit vom Hauptaltar aus der Barockzeit; er ragte, da er quer stand, mit der halben Breite in das Mittelschiff hinein. Es sei hier hervorgehoben: Er war der größte Altar Lübens, neben dem Tympanon (dem Bogenfeld) über der nördlichen Pforte der katholischen Schloßkapelle vom Jahre 1349 und den Resten des Altares von 1492/93 in der Evangelischen Kirche (den Irmler den Weihnachtsaltar nannte), gehörte er zu den drei Kostbarkeiten der Plastik unserer Stadt.

Marientodaltar in der Evangelische Kirche zu Lüben

Welch ein Schicksal! Vom wenig beachteten Kunstwerk der Lübener evangelischen Kirche führte der Weg über die kunstwissenschaftliche Entdeckung im Anfang der zwanziger Jahre dieses Jahrhunderts (mit der Feststellung, daß er von einem im Stil deutlich ausgeprägten, unbekannten Meister stammte, den man heute den "Meister von Lüben" nennt, der ein später Nachfolger des Nürnberger Veit Stoß war) - über den Zustand von 1946, wo er verlassen in der geplünderten Kirche stand - wo ihn Pfarrer Irmler fotografieren konnte, zur Aufstellung in Breslau! Fast auf den Tag genau zwanzig Jahre später ist er heute vom abseits stehenden Altar zum Hauptaltar der ersten Kirche Schlesiens geworden!

Es muß ausgesprochen werden: er war daheim nicht erkannt. Er hatte in Lüben nicht den Ruf, etwas Besonderes zu sein - und war es doch! Schon durch sein Format fiel er (mit fast sechs Metern Höhe) auf. Aber seine Qualität wurde vor allen Dingen nicht erkannt. Seine Stileinheit, seine Ausdruckskraft in den Gestalten und seine Reife in Schnitzwerk und Fassung wurden nicht zur Kenntnis genommen. Die Restaurierung um 1900 lenkte zum ersten Male die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihn. Danach tat es die Katalogisierung, die auf die grundlegende Ausstellung alter Kunst in Breslau (um 1922) einsetzte, und die besonders umfassende Fürsorge dieser Kunstwerke unter Prof. Dr. Grundmann stellte auch ihn in die Reihe der schlesischen Kunst, an den gebührenden Platz.

Aber nun sehen Tausende unseren Lübener Marientod-Altar (dies ist sein Fachname) im Bilde! Für uns Lübener ist es ein schmerzhaftes Wiedersehen. Das Farbbild zeigt ihn vor dem geraden Chorabschluß des Domes mit der Predella (dem Altarfuß) über den Altartisch weit hinausgeschoben erst in Kämpferhöhe beginnend und heute an jener Stelle, an der einst der Schrein von 1590 stand, in das Fenster dieser Wand hineinragend. In frischer Farbe ist er zu sehen, wie wir ihn nicht kannten. Viel Gold ist aufgelegt worden und der Rahmen in mildem Blau neu getönt. Und wir prägen uns sein Bild nochmals ein: Das Kernstück des Ganzen ist der Schrein, mit hochplastischem Relief, den beiden Flügeln, die außen bemalt und auf der Innenseite mit je zwei Flachreliefs übereinander ausgestattet waren (wie das um 1500 alle schlesischen Altäre waren), - mit einem Altarfuß, der wiederum ein Relief in sich trug, und mit dem auf den Schrein aufgesetzten Gesprenge, jenem in der Spätgotik üblichen Aufsatz aus Streben und Fialen, mit Baldachinen und krabbenbesetzten Bögen, unter denen vollplastische Figuren standen. So ragte er hoch vor uns auf. Im einzelnen stellte er Folgendes dar: Im Mittelschrein war der Tod der aufrecht sterbenden Maria im Kreise der Apostel zu sehen - schon in dieser Stellung ausgewiesen als dem Marienaltar des Veit Stoß in Krakau nachgeschaffen. Auf den Flügeln sah man übereinander die Leidensszenen Jesu: Geißelung und Verhöhnung, Verhör und Verspottung (Aufzählung nach Rudolf Irmler).


Christophorus Die heilige Hedwig   Die heilige Helena Johannes der Täufer

Im Gesprenge standen in luftiger Höhe, von links nach rechts aufgezählt: Christophorus, die Heilige Hedwig (die Landesheilige), Maria im Strahlenkranz, die Heilige Helena und Johannes der Täufer. Dies war das thematisch reiche Schema, eigentlich nicht das eines Marienaltars, wie man nach dem Hauptthema im Schrein und dem Gesprenge glauben könnte. Marienaltäre enthalten zumeist die Szenen aus dem Leben Maria; hier aber handelt es sich geradezu um einen "Erbärmde-Altar". Das Leiden als solches ist dargestellt, das Leiden Jesu, in vier Szenen, und ergänzend dazu das Leiden der Mutter, die (wie bei Veit Stoß üblich) im Stehen stirbt. Im Altarfuß ist das Abendmahl zu sehen, hiermit den Altar wiederum als Objekt der Darstellung des Lebens Jesu ausweisend.

Kleinigkeiten sind verändert worden. Zunächst ist zu sagen, daß seine Aufstellung anders geworden ist. Er steht nicht mehr in der gewohnten Höhe auf dem Altartisch, sondern in etwas entrückender Höhe. Dadurch wirkt er zwar mehr in die Ferne, aber für eine Nahbetrachtung hat er an Wirkung verloren. Der Betrachter spürt nicht mehr, daß die Gestalten des Schreines unmittelbar auf ihn wirken; sie sprechen nicht mehr unmittelbar zu ihm - das tun die barocken Figuren auf dem Altartisch nun. Dann hat man dem Schrein in seinen wenig sichtbaren Außenseiten einen mildblauen Farbton gegeben - früher war er meines Wissens rotbraun. Schließlich hat man im Gesprenge oben die Gestalten des Christophorus und des Johannes ausgetauscht. Die neue Anordnung scheint die richtige zu sein - ihre Stellung und Körperhaltung lassen das vermuten. Sonst aber steht der Altar so da, wie wir ihn kannten, wie er 420 Jahre in Lüben stand. Nun haben ihn die Zeitumstände in das Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt - eine späte Würdigung! Sie beweist aber doch den künstlerischen Wert dieses Altarwerkes.

Theo Dames, 1965

Die Fotos der Heiligen hatte Pfarrer Irmler noch 1945 gemacht. Das Bild der Maria (in der Mitte) ging ihm verloren.


Der Marientodaltar aus der Lübener Kirche heute im Dom zu Wrocław

Der restaurierte Marientodaltar aus der Lübener Kirche heute im Dom zu Wrocław




Das Jesuskind fliegt nach Breslau, erlebt und vorgetragen von Pastor Rudolf Irmler 2. Der Weihnachtsaltar

Der letzte deutsche Pfarrer und Superintendent von Lüben Rudolf Irmler berichtet über die Geschichte des Altars u. a. in seinem Büchlein "Das Jesuskind fliegt nach Breslau". Wer die von ihm selbst erzählte Geschichte hören möchte, kann bei dem Notensymbol die mp3-Datei herunterladen.

"Meine Heimatkirche in Lüben ist ein Dom-ähnlicher gotischer Bau aus dem 14. Jahrhundert. Zu seinen Besonderheiten gehörten drei berühmte Schnitzaltäre aus der Schule von Veit Stoß. Der älteste, ein Weihnachtsaltar, mit drei Tafeln aus dem Jahre 1483.

Als ich nun 1945 nach der abenteuerlichen Wanderung in meine Heimat zurückgekehrt war, führte mich mein Weg bald in meine alte Kirche, in der ich getauft und konfirmiert wurde und später meine ersten Predigten hielt. Und ich sollte hier als letzter Pfarrer und Superintendent in ihr amtieren und bis 1947 die restlichen Deutschen der Kreise Lüben und Steinau ökomenisch versorgen.

Das abgeschlagene Jesuskind aus dem Weihnachtsaltar der Evangelischen Kirche zu Lüben

Ach, wie sah die Kirche aus! Offen die Türen, zerschlagen die hohen Fenster, verunreinigt der Raum! Die Frauen unserer Gemeinde mussten vor dem ersten Gottesdienst die Kirche gründlich reinigen. Mein Blick ging sofort zu den Schnitzaltären. Sie befanden sich noch alle drei in der Kirche. Und bei dem Weihnachtsaltar fiel mir auf, an der dritten Tafel, wo die Mutter Maria das Jesuskind den drei Weisen zur Anbetung reicht, klafft eine große Lücke. Das Jesuskind fehlt! Ich fragte unsere Gemeindeglieder, wo das Kind geblieben war. "Zappzerapp!", sagte man damals. Durchziehende Soldaten hatten es gewiss aus den Händen der Maria geschlagen. Und dann verschwand es.

Ich durchsuchte die ganze Kirche. Umsonst. Nach Wochen endlich fand ich es im Schutthaufen in einer Ecke. Ein kleines kunstvolles Figürchen mit roten Bäckchen. Und die abgeschlagenen Hände der Maria umfassten es noch. Ich nahm das Jesuskind an mich, um es später in den Altar wieder einzufügen. Doch dazu kam es nicht. Denn plötzlich waren alle drei Altäre spurlos verschwunden. Der polnische Bürgermeister sagte immer nur Wszystko jedno - Alles egal. Den Wert der Altäre kannte er nicht.

So blieb das Jesuskind bei mir. Ich hütete es zwei Jahre lang, solange ich im polnisch besetzten Gebiet meinen weit ausgedehnten Dienst tun musste und brachte es im Sommer durch alle Kontrollen über die Neiße-Grenze, als wir alle ausgewiesen wurden. Ich nahm es mit nach Waldheim in Sachsen, wo ich fünf Jahre als Gefängnispfarrer arbeitete. Das Jesuskind tröstete uns mit seinem fröhlichen Gesichtchen in mancher leidvollen Situation der damaligen schweren Zeit, wenn Angehörige der Gefangenen zu mir kamen, um Hilfe zu erbitten. Saßen doch so viele politische Gefangene in Bautzen, Waldheim, Leipzig und Zwickau.

Der zerstörte Weihnachtsaltar ohne das Jesuskind

Und dann reiste es 1953 mit mir nach dem Westen, wohin ich wieder fliehen musste und kam schließlich nach Marktheidenfeld zum Mutterhaus der Lehmgrubener Schwestern, die aus Breslau stammten. Hier lag es in meinem Glasschrank neben der berühmten Backenzahnzange, mit der ich in Schlesien in schwerer Zeit bei so vielen Deutschen, Polen und Russen die Zähne ziehen musste, weil damals kein Zahnarzt zur Stelle war. Manchem Gast erzählte ich die Geschichte meines fünfhundertjährigen Jesuskindes aus Lüben.

Siebenundzwanzig Jahre waren schließlich vergangen, seit ich es im Schutthaufen fand. Da ereignete sich eines Tages etwas Überraschendes. Die Abbildung des berühmten Veit-Stoß-Altars erschien in einer westdeutschen Zeitschrift und gelangte auch nach Breslau. Dort stellte man fest, der Weihnachtsaltar befindet sich im Breslauer Museum. Doch ohne das Jesuskind! Man erfuhr dort, dass ich die ergänzende Figur besitze. Das Kernstück des Kunstwerkes! In einem Brief des polnischen Museum-Direktors kam zum Ausdruck, wie sehr man sich freuen würde, wenn das Jesuskind in den Altar eingefügt werden könnte. Das Kunstwerk sollte doch wieder vollständig den vielen Besuchern des Museums gezeigt werden. Und das in einem kommunistisch regierten Lande! Was sollte ich tun?!

Ich fragte meine Mutterhaus-Schwestern. Die sagten: "Das Jesuskind gehört doch zur Mutter Maria!" Ich musste ihnen recht geben. Die kleine Figur hatte für mich ja nur einen Erinnerungswert! Was sollte später einmal mit ihr geschehen? Also das Kind wird nach Breslau gebracht! Aber wie? Natürlich nur mit dem Flugzeug über Warschau, damit es nicht bei weiteren Grenzkontrollen Schwierigkeiten gibt. Schließlich erhielt ich das polnische Visum. Ach, was gab es noch für Schwierigkeiten! Streik der Fluglotsen. Ein Autounfall. Und eine kirchliche Stelle aus Berlin meinte, ich dürfe das Kind ohne eine kirchenbehördliche Erlaubnis nicht nach Breslau bringen. Erst müsse in einer Sitzung darüber beschlossen werden. Doch das kam alles zu spät. Ich musste ohne die Entscheidung der Berliner Stelle reisen, fand aber bei meiner Heimkehr einen Brief vor mit der Nachricht: Wir geben die Genehmigung zur Aushändigung des Stückes an das Breslauer Museum, was gewiss schon geschehen ist.

Zunächst kam aber die Abschiedsstunde mit dem Jesuskind in unserer Johanneskapelle. In Gegenwart unserer Schwestern und Gäste. Ich erzählte die Geschichte der kleinen Figur und dann wanderte das Jesuskind durch die Bankreihen, von Hand zu Hand. Manche streichelten es. Und eine Schwester drückte es an ihr Herz. Es war ein bewegender Abschied. Dann legte es eine Schwester zum Schluss auf unseren Altar und die Gemeinde sang das schlesische Lied, das mein Freund Josef Wittig so liebte "Schönster Herr Jesu, Herrscher aller Enden, Gottes und Marien Sohn, dich will ich lieben, dich will ich ehren, du meiner Seele Freund und Kron."

Der Weihnachtsaltar mit dem Jesuskind

Der Flug nach der alten Heimat, den ich mit meiner Frau auf eigene Kosten unternahm, ging schnell. In einigen Stunden landeten wir in Breslau, der Stadt, die ich nun nach siebenundzwanzig Jahren wiedersah. Auf dem kleinen Flughafen wurden wir abgeholt und in das Hotel "Monopol" gebracht. Am nächsten Tag saß ich im "Muzeum Narodowe we Wroclawiu" mit der Museumsleitung am Runden Tisch, wo wir über die aus den zerstörten Kirchen Schlesiens geretteten Altäre und Skulpturen sprachen. Man fuhr nach 1945 mit Lastwagen durch das Land, um alles Wertvolle zu sammeln, zu ordnen und notfalls zu restaurieren. "Sehen Sie sich das große Museum nachher an! Es ist noch längst nicht alles ausgestellt, was wir fanden!" Und dann packte ich das Jesuskind aus meiner Aktentasche und legte es in die Mitte des Tisches. Niemand sprach zunächst ein Wort. Das Figürchen mit den abgehackten Händen der Maria redete durch seien Gegenwart. Alle schauten es sichtlich ergriffen an.

"Sehen Sie! Ich habe das Kind damals vor siebenundzwanzig Jahren gerettet und Sie haben die Altäre meiner Lübener Kirche in Sicherheit gebracht. Ich wusste es nicht. Doch nun kommen beide zusammen: das Kind und der gerettete Altar!" - " Ein wunderbares Zusammentreffen!", sagte der Direktor leise. - "Ja, ein kleines Stücklein Versöhnung zwischen uns Menschen und unseren Völkern auf dem Boden der Kunst und des Glaubens. Denn das Jesuskind kam zur Versöhnung auf die Welt, zwischen Gott und Mensch!", so antwortete ich. "Wenn es doch immer so wäre!", meinte eine der Damen am Runden Tisch. Für die Mitarbeiter des Museums war das auch ein besonderer Augenblick.

Nun stehen wir im ersten Stock des Museums. "Dort hängt der Altarflügel, auf den Sie schon so lange gewartet haben", sagte eine unserer Begleiterinnen. Wirklich! Da ist nun der gestohlen geglaubte wertvolle Altar. Maria mit den drei Weisen aus dem Morgenlande, die ins Leere schauen, weil das Kind fehlt. So nehme ich mein Jesuskind und setze es sogleich ein. Ganz genau passt es in die Lücke, bis auf den Millimeter genau. Es sitzt auch gleich so fest, dass ich es nicht mehr heraus bekomme. Mutter Maria wollte es nicht mehr hergeben.

Aber nun geschah etwas, das alle bezeugen können, die dabei waren. Das ganze Bild fing an zu strahlen. Warum wohl?! Niemand konnte es erklären. Gewiss, weil nun der Mittelpunkt des Altars wieder vorhanden war, auf den der Künstler die anderen Gestalten ausgerichtet hatte. Christus - die Mitte! Lange standen wir vor dem leuchtenden Altarschrein. Einer meiner Begleiter sagte mir leise ins Ohr: "Jetzt wird es mir wieder leichter, an Jesus zu glauben!"

Manchmal vermisse ich das Jesuskind noch. Aber es wurde für mich das Gleichnis einer weihnachtlichen Heimkehr. Angelus Silesius singt in seinem "Lied vom Morgenstern": Deines Glanzes Herrlichkeit übertrifft die Sonne weit, Du allein, Jesu mein, bist, was tausend Sonnen sein."

Rudolf Irmler


Im folgenden die Abbildungen dieses Altars aus einem Katalog des Nationalmuseums Wrocław (Breslau), wo sich zwei der Altarfragmente heute befinden. Eine Tafel wurde als Leihgabe dem Schlesischen Piasten-Museum Brzeg (Brieg) überlassen. Links die Apostel Peter mit Buch und Paul mit Schlüssel, in der Mitte die Krippe mit dem Jesuskind und rechts die Anbetung des Jesuskindes durch die drei Weisen aus dem Morgenland. Von dieser Tafel erzählt Rudolf Irmler.

Peter und Paul - Tafel des Weihnachtsaltars Geburt Jesu - Tafel des Weihnachtsaltars Anbetung des Jesuskinds - Tafel des Weihnachtsaltars

 
 

3. Der gotische Marienaltar

Lübener Marienaltar

Marienaltar im Nationalmuseum Wrocław

  Links ein Bild des gotischen Marienaltars in der Evangelischen Kirche zu Lüben in Hans Lutschs "Bilderwerk Schlesischer Kunstdenkmäler" von 1903. Rechts die Abbildung des restaurierten Altars in einem Katalog des Nationalmuseums Wrocław. Für mehrere Korrekturen und Ergänzungen auf dieser Seite Dank an Piotr K. aus Lubin!